Konzernumbau: Linzer Borealis-Mitarbeiter wollen Mitsprache
Der angekündigte Verkauf der Stickstoff-Düngmittel und Melaminproduktion der OMV-Tochter Borealis sorgt am Standort Linz für Aufregung. Dort wären rund 800 der 1.200 Mitarbeiter betroffen.

Der angekündigte Verkauf der Düngmittel-und Melaminproduktion der OMV-Chemietochter Borealis sorgt am Produktionsstandort Linz für Aufregung. Vom Verkauf der Borealis Agrolinz Melamine und Borealis L.A.T wären in Linz gut 800 Mitarbeiter betroffen.
Borealis hat am 4. Februar angekündigt, den gesamten intern sogenannten "Nitro"-Teil (Düngemittel- und Melaminproduktion) mit mehreren Standorten in Europa noch 2021 verkaufen und sich auf die Produktion von Polyolefinen und Basischemikalien konzentrieren zu wollen.
"Wir haben mit dem Düngemittelgeschäft einfach keine wettbewerbsfähige Größe", begründet OMV-Chef Rainer Seele den geplanten Verkauf. "Auch wenn es große Volumina sind - im Vergleich zu den Wettbewerbern und auch mit der Auslegung der verschiedenen Standorte hat die Borealis in diesem Geschäftssegment nicht die Economies of Scale." Man habe zwar ein im Grunde wirtschaftlich gesundes Geschäft, aber es fehle die nötige Größenordnung. Die Beteiligung des Unternehmens an Düngemittelproduktionsstätten in den Niederlanden und Belgien ("Rosier") ist von den Verkaufsplänen nicht betroffen.
Betriebsräte fordern Mitspracherecht
Wie schnell der Verkaufsprozess vollzogen wird, ist offen. Für die Mitarbeiter bedeutet die Botschaft jedenfalls Ungewissheit. Auch für den Chemiepark in Linz steht einiges am Spiel: Schließlich betreibt Borealis drei Viertel der Anlagen am Areal.
In einer virtuellen Betriebsversammlung forderten die Belegschaftsvertreter und die Gewerkschaft nun die Firmenleitung auf, mit offenen Karten zu spielen. Die Betriebsräte fordern ein Mitspracherecht, die Gewerkschaft und der Linzer Bürgermeister Klaus Luger unterstützen die Forderung.
Schon 2019 hatte es geheißen, dass die Düngemittelsparte der Borealis in Linz zum Verkauf steht. Mehrere Interessenten, wie den holländisch-ägyptischen Düngemittelriesen OCI, den tschechischen Unternehmer und Ministerpräsidenten Andrej Babis sowie einen russischen Investor, soll es gegeben haben. Damals hatten Personalvertreter kritisiert, die Belegschaft bekomme zu wenig Informationen und drohten sogar mit einer Klage auf Unterlassung. Doch soweit kam es nicht, da das Geschäftsfeld nicht veräußert wurde.
Neue Strategie bei OMV
Der Stickstoffbereich, zu dem auch die Düngemittelproduktion gehört, macht rund 15 Prozent des gesamten Geschäfts der Boralis aus. Die OMV hatte erst vor kurzem ihre Beteiligung an der Borealis um 4,1 Milliarden Euro auf 75 Prozent aufgestockt. Falls die Pläne wie kommuniziert umgesetzt werden wird Borealis 2.000 seiner 6.000 Beschäftigten verlieren.
In Linz sind aktuell rund 1.200 Borealis-Mitarbeiter beschäftigt, davon rund 800 in dem Geschäftsbereich, der den Besitzer wechseln soll.