Konjunkturprognose: Anhaltendes Hoch

Die Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS zeigen sich bei ihrer neuen Konjunkturprognose von der Stärke des Aufschwungs positiv überrascht. Und nehmen die Regierung in die Pflicht: Es ist Zeit für eine Budgetkonsolidierung.

Wifo Direktor Christoph Badelt (li.) und IHS Direktor Martin Kocher

Wifo Direktor Christoph Badelt (li.) und IHS Direktor Martin Kocher

Österreichs Wirtschaft behält das hohe Tempo bei und wird heuer noch eine Spur stärker zulegen als bisher angenommen. Sowohl das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo als auch das Institut für Höhere Studien (IHS) sehen den Aufschwung breit abgesichert. Das für 2018 erwartete Wirtschaftswachstum von rund drei Prozent ist das stärkste Plus Wachstum seit zehn Jahren.

Auch die Wirtschaftsforscher sind von der dynamik des Aufschwungs überrascht. Bei der letzten Konjunkturprognose im Dezember hatten sie schon schon für das Frühjahr mit einer Abschwächung gerechnet, jetzt nicht vor dem Sommer 2018.

Heuer im ersten Quartal gebe es wohl "den Höhepunkt der Konjunktur-Amplitude", meinte IHS-Chef Martin Kocher - und: "Um es sportlich auszudrücken. Wir sind auf dem Höhepunkt der Formkurve und müssen schauen, diese Form weiter aufrechtzuerhalten." Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) sieht heuer 3,2 Prozent reales Wachstum, 2019 dann 2,2 Prozent, das Institut für Höhere Studien (IHS) 2,8 und 1,9 Prozent - nach 2,9 Prozent 2017.

Exportwachstum belebt die Industrie

Das Wachstum kommt aktuell zum Großteil aus dem Ausland und belebt die Exportwirtschaft. Davon profitiert die Industrie, die in den Ausbau ihrer Anlagen und neue Maschinen investiert. Das sich abschwächende internationale Umfeld wird allerdings laut Wifo in der Folge die heimischen Ausfuhren etwas dämpfen, womit das Wachstum 2019 geringer ausfällt. Beim IHS sieht man aber auch schon "die ersten kleinen Wolken am Konjunkturhimmel", wie Kocher meinte, nämlich nicht mehr weiter steigende Konjunkturindikatoren.

Der dynamische Konjunktur führt auch zu einer Verbesserung der Arbeitsmarktlage. Es gibt eine starke Ausweitung der Beschäftigung, aber nicht aus dem Arbeitslosen-Pool. Die Arbeitslosigkeit sinkt, auch bei Langzeitarbeitslosen und älteren Job-Suchenden. Dieser Trend soll den Experten zufolge anhalten. Die Arbeitslosenrate liege zwar bereits zwei Prozentpunkte unter 2015, aber noch eineinhalb Prozentpunkte höher als vor der Wirtschaftskrise, betont das Wifo.

Massive strukturelle Probleme am Arbeitsmarkt

Es gebe "massive strukturelle Probleme" am Arbeitsmarkt, sagte Wifo-Chef Christoph Badelt und verwies auf Facharbeiter-Mangel und die Langzeitarbeitslosenproblematik, die 2017 noch über ein Drittel der Jobsuchenden betroffen habe. Erst heuer im Jänner und Februar habe es bei Langzeitarbeitslosen und Älteren eine Entspannung gegeben (siehe untenstehende Grafik). Insgesamt geht das Wifo für heuer von einem Rückgang der Arbeitslosenrate von 8,5 auf 7,7 und dann 7,3 Prozent aus, das IHS sieht für heuer 7,8 Prozent und für 2019 noch 7,7 Prozent - der Rückgang sei schwächer als man ihn in dieser Konjunktur erwarten sollte, so Kocher. Die Integrationsmaßnahmen für Asylberechtigte, die länger hierbleiben sollen, zu kürzen, schaffe Probleme, warnte IHS-Arbeitsmarktexperte Helmut Hofer.

Arbeitslose in Österreich

Die Langzeitarbeitslosigkeit ist in Österreich, bezogen auf Februar 2017, deutlich gesunken, so wie die Arbeitslosigkeit insgesamt. Als Langzeitarbeitslose gelten all jene Personen, die seit mehr als einem Jahr keine Beschäftigung haben. Grafik: APA/Bearbeitung: trend

Unterschiedlich sehen die beiden Institute die Entwicklung des Privatkonsums. Das Wifo sieht ihn heuer und 2019 real um 1,8 und 1,6 Prozent wachsen, das IHS jedoch nur um 1,4 und 1,2 Prozent. Grund: Das Wifo erwartet, dass zusätzliche Einkommen der Menschen stärker in den Konsum gehen, das IHS rechnet vor allem mit einem kräftigen Anstieg der Sparquote. Diese soll laut Kocher nach 6,5 Prozent im Vorjahr heuer auf 7 Prozent und 2019 nochmals leicht weiter zulegen auf 7,1 Prozent.

Zeit zur Budgetkonsolidierung

Die Chefs von Wifo und IHS Wifo forderten am Freitag die Regierung dazu auf, die gute Konjunktur zur Budgetkonsolidierung zu nutzen. Es gebe sehr wohl Handlungsbedarf, denn das strukturelle Defizit - bereinigt um Konjunktureffekte - liege 2018 bei 0,9 und 2019 bei 0,8 Prozent der Wirtschaftsleistung, sagte Badelt: "Es braucht nach wie vor Anstrengungen für die Budgetkonsolidierung."

Drei Varianten des Nulldefizits: 2019 dürfte es auf jeden Fall erreicht sein - egal nach welcher Berechnungsmethode.

Drei Varianten des Nulldefizits: 2019 dürfte es auf jeden Fall erreicht sein - egal nach welcher Berechnungsmethode.

Denn nur das Maastricht-Defizit profitiere - massiv - von der guten Konjunktur, etwa durch stärker sprudelnde Steuereinnahmen oder nicht nötige Ausgaben bei Arbeitslosenunterstützung oder Staatszuschüssen zu den Pensionen. Gemäß Maastricht werde das Defizit des Gesamtstaates heuer von 0,6 auf 0,4 Prozent sinken, so das Wifo, das für 2019 sogar von 0,1 Prozent Überschuss ausgeht. Vor allem "wirkliche Strukturreformen" seien nötig, so Badelt. Kocher verwies auf "langfristige Kostentreiber" wie Pensionen, Pflege.

Die Inflation wird sich in Österreich aus Wifo-Sicht nicht beschleunigen, auch wenn die Löhne 2018 und 2019 etwas stärker anziehen. Die Rate sieht das Wifo heuer und 2019 bei je 1,9 Prozent, laut für Euroraum-Vergleiche relevante HVPI-Rate bei je 2,0 Prozent.

Risiken sehen die Experten sowohl negative als auch positive. So könnte bei der US-Handelspolitik ein Eskalieren Folgen haben, andererseits könnte die US-Steuerpolitik expansiver ausfallen als unterstellt, das in Deutschland erwartete Investitionspaket neuen Schwung bringen oder sich auch der heimische Konjunkturaufschwung noch stärker ins zweite Halbjahr hineinziehen, so das Wifo.

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