Graue Wolken am Konjunkturhimmel: IWF senkt Wachstumsprognose

Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkt die Wachstumsprognose. Die Prognose fällt auch für Österreich niedriger aus. Vor möglichen Turbulenzen an den Finanzmärkten wird ebenfalls gewarnt.

Graue Wolken am Konjunkturhimmel: IWF senkt Wachstumsprognose

Dichte, graue Wolken über der Weltwirtschaft: Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht die globale Konjunktur durch enorme Risiken wie die Handelskonflikte und einen möglichen ungeordneten Brexit belastet. In dem Frühjahrsbericht 2019 schraubt der IWF deshalb seine Prognosezahlen für die Weltwirtschaft wie auch für Österreich herunter.

Für das laufende Jahr sagt der IWF ein weltweites Wirtschaftswachstum von nur noch 3,3 Prozent voraus. Das sind 0,2 Punkte weniger als in der Prognose vom Jänner und ein um 0,3 Punkte schwächeres Wachstum als vergangenes Jahr. Die Weltwirtschaft befinde sich in einem "heiklen Moment", warnte IWF-Chefökonomin Gita Gopinath.

Deutschlands Autoindustrie stottert

Als einen gravierenden Faktor streicht der Währungsfonds die deutliche Verlangsamung des Wachstums in Deutschland heraus. Die Ursachen dafür sind bekanntermaßen eine schwächelnde Binnennachfrage, die relativ rückläufige Produktion in der Autobranche infolge des neuen Abgastests WLTP sowie die im Ausland gesunkene Nachfrage nach deutschen Produkten - besonders Autos.

Seine Wachstumsprognose für Deutschland im laufenden Jahr hat der IWF auf 0,8 Prozent gesenkt. Dies entspricht der in der vergangenen Woche veröffentlichen Schätzung der fünf führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute. Der IWF reduzierte damit seine Prognose für das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zu seinem Ausblick vom Jänner um einen halben Prozentpunkt.

Österreich und die Eurozone

Für Österreich erwartet der IWF 2019 ein Wachstum von 2,0 Prozent, das sind 0,2 Prozentpunkte weniger als noch im Herbst 2018 prognostiziert. Für 2020 erwartet der IWF in Österreich nun ein reales BIP-Plus von 1,7 Prozent. Darüber hinaus geht der IWF in Österreich heuer und nächstes Jahr von einer leicht steigenden Arbeitslosigkeit aus. Die Inflation dürfte sich hingegen leicht abschwächen.

In der gesamten Eurozone erwartet der Fonds heuer nur noch ein Wachstum von 1,3 Prozent. Dies sind 0,3 Punkte weniger als in der Jänner-Prognose. Zum Abbremsen der deutschen Wirtschaft kommen dabei laut IWF als belastende Faktoren unter anderem die Brexit-Risiken, die durch die italienische Haushaltspolitik erzeugten Ungewissheiten sowie die Straßenproteste gegen die Regierungspolitik in Frankreich hinzu.

Auch für die USA rechnen die Konjunkturforscher mit einem deutlich abgeschwächten Wachstum in diesem Jahr. Es wird demnach voraussichtlich bei 2,3 Prozent liegen, nach 2,9 Prozent im vergangenen Jahr. Damit bleibt die Wirtschaftsentwicklung in den Vereinigten Staaten im Vergleich der Industrieländer immer noch stark.

Positive Signale und Tendenzen

Die IWF-Experten blasen jedoch nicht nur Trübsal: In ihrem im Vorfeld der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank am Wochenende in Washington veröffentlichten Bericht begrüßen sie etwa, dass die US-Notenbank Fed und andere Zentralbanken eine Pause in ihrem Kurs der Zinserhöhungen eingelegt haben. Und sie loben die Maßnahmen, welche die chinesische Führung zur Stimulierung der zuletzt abgeschwächten dortigen Wirtschaft getroffen hat.

So erwartet der IWF denn auch, dass die Weltwirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2019 wieder anzieht. Für 2020 rechnet er dann mit einem globalen Wachstum von 3,6 Prozent.

Laut Währungsfonds würde sich vor allem bei einer Beilegung des Handelsstreits zwischen den USA und China der Horizont deutlich aufhellen und ein globales Wachstum über die derzeit vorhergesagten Zahlen hinaus ermöglichen. Sollten die vergangenes Jahr von den zwei größten Volkswirtschaft der Welt gegeneinander erhobenen Strafzölle aufgehoben werden, würde dies die Stimmung der Unternehmen und an den Finanzmärkten deutlich bessern.

Warnung vor Turbulenzen an Finanzmärkten

Der IWF warnt zudem vor Turbulenzen an den Finanzmärkten. "Die Anfälligkeiten nehmen weiter zu", heißt es im Finanzstabilitätsbericht. Sollte das geldpolitische Umfeld locker bleiben, dürften zudem die Schulden weiter steigen, warnte der IWF. Falls die Politik nichts unternehme, drohe für die Zukunft "das Gespenst eines stärkeren Abschwungs." Vor allem die haushaltspolitischen Herausforderungen in Italien hätten Sorgen wieder aufleben lassen.

Die Kapitalquoten der Banken seien im Euroraum zwar gestiegen, aber potenzielle Verluste aus faulen Krediten und bei Staatsanleihen könnten bei einigen Instituten zu Kapitalbedarf führen. Versicherer könnten ebenfalls betroffen sein wegen hoher Bestände an Staats-, Bank- und Firmenanleihen.

Belastungen im Finanzsektor könnten sich auch negativ auf Unternehmen und Haushalte auswirken und Wirtschaftswachstum bremsen. Die IWF-Experten plädieren ferner dafür, verstärkt öffentliche Haushalte und Bilanzen in Ordnung zu bringen. "Maßnahmen zur Bekämpfung notleidender Kredite in den Bankbilanzen der Eurozone sollten fortgesetzt werden."

Schwellenländer sollten sich besser wappnen gegen den Abfluss ausländischer Portfolios. Behörden in China etwa sollten Risiken im Finanzsektor weiter reduzieren, Schuldenabbau fortsetzen und mehr gegen Verwundbarkeiten bei Banken vorgehen. "In China bleiben die Anfälligkeiten im Finanzbereich hoch."

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