Wein & Co Chef Kammerer: "Kein religiöser Ernst mehr"
Das auf den Handel mit Wein und Zubehör spezialisierte Unternehmen Wein & Co feiert ihr 25-jähriges Jubiläum. Und der 69-jährige Firmengründer und Eigentümer Heinz Kammerer hat noch lange nicht genug. Der Wein & Co Chef über seine Zukunftspläne
Wein & Co Gründer Heinz Kammerer: "Froh, nicht expandiert zu haben."
Seit 25 Jahren ist Wein & Co Gründer Heinz Kammerer auf einer Abenteuerreise. "Nur wenige haben geglaubt, dass es Sinn macht", erklärt Kammerer in einem mit der Austria Presse Agetur APA geführten Interview. 1993 gründete der damalige Fliesenhändler Kammerer die Weinhandelskette mit sechs Filialen, 1998 verkaufte er das Fliesenhandelsgeschäft um einige Millionen und konzentrierte sich auf das Weingeschäft . Bis 2012 wuchs der Umsatz kontinuierlich, seither stagnierten die Erlöse.
"Wir haben drei Jahre gebremst, weil wir das Unternehmen komplett umgebaut haben", erklärt Kammerer und der mittleweile 69-jährige Unternehmer denkt noch lange nicht ans Aufhören. Sein Unternehmen zu verkaufen - wie bereits mehrfach kolportiert wurde - für ihn trotz seines Alters kein Thema. "Es wäre jetzt kein guter Zeitpunkt", sagt er zu dem Thema. Allerdings wäre es für ihn vorstellbar, einen Geschäftspartner in das Unternehmen zu holen. reinzunehmen. Er sei interessant an Partnern, die etwas "ganz anderes" einbringen können, etwa Kommunikationsdienstleistungen. "Da bin ich am überlegen und reden."
Kammerers Wein & Co Reich umfasst derzeit 20 Filialen, davon sieben Barfiilialen. In den letzten drei Jahren wurden Verluste erwirtschaftet - die laut Kammerer notwendig waren, um das Unternehmen umzubauen. Die Wein & Co-Logistik mit 35 eigenen Mitarbeitern wurde an den Logistiker Schenker ausgelagert, der Online-Shop wurde neu konzipiert. Und Kammerer will nun statt einer physischen Expansion den Online-Handel vorantreiben. Aktuell erwirtschaftet das Ujnternehmen rund 15 Prozent seines Umsatzes im Online-Handel.
Neue Generation von Kunden
Auch die geänderten Konsum- und Einkaufsgewohnheiten der jüngeren Generation haben die Neuausrichtung nötig gemacht. "Wie in den 1990/2000er Jahren so kann man heute fast keinen Wein mehr verkaufen", sagt Kammerer. Wein werde "nicht mehr mit religiösem Ernst konsumiert, sondern mehr als Begleitung gesehen". Der Weinhandel werde anlassgetriebener, die Jahrgangssammler werden immer weniger. "Es ist spaßiger geworden, das ist sehr angenehm", so das Fazit des Weinhändlers.

Heinz Kammerer: "Das Geschäft ist spaßiger geworden."
Ein rein analoges und Rabatt-getriebenes Geschäftsmodell, mit dem Kammerer ursprünglich gestartetist, ist mittlerweile fast ein Anachronismus. Nach Deutschland zu gehen - wie er des öfteren angedacht hatte - ist für ihn mittlerweile kein Thema mehr. "Ich bin so froh, dass ich das nicht gemacht habe", gesteht er. Wenn man in Deutschland einen Standort eröffnen würde, etwa in München, dann nur mit einem etablierten Partner, so Kammerer. Auch das Shop-in-Shop-Konzept bei Merkur habe nicht funktioniert.
Eine physische Präsenz in Deuschland scheint aber ohnedies nicht zwingend nötig. Bereits jetzt erwirtschaftet Wein & Co rund ein Drittel des Online-Umsatzes in Deutschland. Die weitere Expansion im Online-Handel soll künftig die Umsätze pushen. Dazu gehören eine neue Social-Media-Strategie, Suchmaschinen-Optimierung und Werbung bei Google, mehr Veranstaltungen und Kooperationen.
Wein & Co erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2016/17 einen Nettoumsatz von 42 Millionen Euro. Im laufenden Jahr sollen die Erlöse bei rund 43,5 Millionen Euro liegen. Rund 70 bis 75 Prozent des Gesamtumsatzes erzielt die Weinhandelskette in ihren Shops, 15 bis 20 Prozent in den Wein & Co-Bars, für die es Überlegungen gibt, sie an Partner zu verpachten.
Den Großteil seiner Umsätze (85 Prozent) erwirtschaftet das Unternehmen nach wie vor mit Wein und Schaumwein, acht Prozent entfallen auf andere Getränke, vier Prozent aug Feinkost und drei Prozent auf Non-Food-Produkte.