Investoren erzwingen Rücktritt von Uber-Chef Kalanick
Das Start-up Uber liegt nicht nur im Clinch mit Taxibetrieben und Behörden. Auch intern kriselt es heftig. Jetzt musste Mitbegründer und CEO Travis Kalanick auf Druck der Investoren zurücktreten. Dem Firmenchef sind seine sexistische und diskriminierende Einstellung zum Verhängnis geworden.

Travis Kalanick, Mitbegründer und langjähriger CEO des Taxi-Konkurrenten Uber, gilt als ein besonders schwieriger Charakter. Der 40-Jährige Unternehmer hat beim Aufbau und der aggressiven Expansion des erst 2009 gegründeten Unternehmens keine Schlammschlacht ausgelassen. Er legte sich weltweit mit Behörden, etablierten Taxiunternehmern und anderen Dienstleistern an und ging dabei bisweilen weit über die Grenzen des juristischen Rahmens hinaus.
Bemühungen, das ungezügelte und ungeregelte Wachstum seines Unternehmens und die Beschäftigungsverhältnisse der für Uber tätigen Personen in einen gesetzlich und gesellschaftlich verträglichen Rahmen zu bringen verunglimpfte er als politisch motiviert. Legendär ist seine Aussage: "Wir befinden uns in einer politischen Kampagne, in der der Kandidat Uber heißt und der Gegner ein Arschloch namens Taxi.“
Streithansel
Sämtliche Androhungen blitzten an dem Firmengründer, der mit seinen Start-ups sein Vermögen von geschätzten 6,3 Milliarden Dollar angehäuft hat, ab. Juristischen Streitigkeiten war er schon bei den davor von ihm gegründeten Unternehmen nicht aus dem Weg gegangen. Schon sein erstes, nach dem Studienabbruch im Jahr 1998 gegründetes Unternehmen, die File-Sharing-Plattform "Scour", wurde von der Unterhaltungsindustrie auf über 250 Milliarden Dollar verklagt. Kalanicks Lösung: er schickte das Unternehmen in Insolvenz.
Mit seinem nächsten Unternehmen, Red Swoosh, blieb Kalanick seinem Grenzgänger-Dasein treu. Um Kosten zu sparen firmierte Red Swosh offiziell in Thailand, Steuern blieb man geflissentlich schuldig und der Firmenchef entging nur knapp dem Gefängnis.
Mit frischem Geld von Investoren konnte er die Steuerschulden begleichen, das Unternehmen aufpolieren und schließlich weiterverkaufen - mit einem Millionengewinn.
Dann kam Uber. Eine von Kalanicks Visionen bei der Gründung sich mit Limousinen herumkutschieren zu lassen und sich dabei zu fühlen wie ein "verdammter Zuhälter. Er setzte sich weiter über alle Regeln hinweg und wurde dafür von den Investoren hofiert und mit weiteren Milliarden überschüttet.
Nach gut acht Jahren nach der Gründung gilt Uber als das wertvollste Unicorn der Welt - Unternehmen, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden. Gut 60 Milliarden Dollar soll die Firma mittlerweile wert sein. Allerdings: Uber hat im abgelaufenen Jahr einen Verlust von 2,6 Milliarden Dollar eingefahren
Der unverzeihliche Fehltritt
Doch nun hat Kalanick den Bogen endgültig überspannt, denn Kalanick hat sich auch im eigenen Unternehmen Feinde gemacht. Mit sexistischen, diskriminierenden Aussagen hat er nicht nur Mitarbeiter beschimpft. Sein Macho-Führungsstil hat sich auch im Unternehmen breit gemacht. Auf mehrere Manager ist das Gehabe des Chefs offenbar abgefärbt. Auf druck der Aufseher des Unternehmen wurden mehrere Uber-Top-Manager umgehend aus dem Unternehmen geworfen.
Doch damit nicht genug. Auch Kalanick muss nun gehen - auf Druck der Investoren, die sich mit den Kapriolen des Uber-Gründers nicht mehr einverstanden erklären wollen. Der Uber-Gründer wollte sich zuletzt noch mit einer temporär unbestimmten Auszeit sich Luft verschaffen. Begründet hatte Kalanick dies damit, er müsse mehr Zeit für die Trauerarbeit um den Tod seiner Mutter haben, die bei einem Bootsunfall verunglückt war. Laut "New York Times" haben die fünf einflussreichsten Investoren ihre bereits seit Jahresbeginn unausgesprochene Schonfrist nun abgekürzt. Kalanick wurde nun aufgefordert, Uber "sofort zu verlassen".
Dies dürfte den Investoren angesichts der miserablen Zahlen zudem leicht gefallen sein. Denn Uber hat im abgelaufenen Geschäftsjahr in 80 Ländern und 614 Städten mit seinem Taxidienst bei einem Umsatz von 6,5 Milliarden Dollar satte 2,7 Milliarden Verlust eingefahren.