Diese Konzerne verdienen am meisten
Eine aktuelle Studie zeigt die 600 Konzerne aus Europa und den USA mit dem stärksten Umsatz. Der Umsatz des Siegers ist größer als das österreichische BIP, der Gewinn-Kaiser ist ein Tech-Unternehmen aus Silicon Valley. Auch drei Österreicher finden sich im Ranking.

Welche Unternehmen der westlichen Hemisphäre haben heuer am meisten verdient? Das Beratungsunternehmen EY hat die Bilanzzahlen der jeweils 300 umsatzstärksten Konzerne in Europa und den USA analysiert und festgestellt: Der schwache Euro hilft den heimischen Exporteuren – und der niedrige Ölpreis tut der Branche der Öl- und Gasunternehmen zwar weh, dennoch dominieren sie die Top-Positionen.
So haben laut EY-Studie die umsatzstärksten europäischen Konzerne ein Umsatzwachstum von sechs Prozent, während die Top-Konzerne der USA nur auf ein Plus von 3,2 Prozent kommen. In Europa konnten drei Viertel der Unternehmen ihren Umsatz steigern, in den USA waren es nur 58 Prozent.
Das umsatzstärkste Unternehmen Europas war auch im ersten Halbjahr 2015 mit Abstand Shell mit einem Umsatz von 123,715 Milliarden Euro – das entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Ungarn im Jahr 2013 (132,426 Milliarden Dollar). Auf dem zweiten Platz folgt der deutsche Autohersteller VW, der im ersten Halbjahr einen Umsatz von 198,776 Milliarden Euro erwirtschaftete – das war vor dem Crash der chinesischen Börsen und vor dem Abgas-Skandal. Auf Platz 3 folgt mit einem Umsatz von 102,873 Milliarden Euro der Ölkonzern BP – hier scheint der Umweltskandal Deepwater Horizon aus dem Jahr 2010 längst vergessen.

Die Hälfte (5) der zehn größten europäischen Konzerne stammt aus dem Bereich Öl und Gas, drei kommen aus der Automobilbranche. Unter den 300 umsatzstärksten Unternehmen Europas finden sich mit der OMV (Rang 77), voestalpine (165) und Andritz (270) drei Vertreter aus Österreich.
Schwacher Ölpreis lässt OMV abrutschen
Die OMV büßte im Ranking allerdings 26 Plätze ein, da der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um 40 Prozent zurückgegangen war. Bei der gesamten Ölbranche lag der Umsatzrückgang bei 31 Prozent (Europa), beziehungsweise 33 Prozent (USA). Hier macht sich der schwache Ölpreis klar bemerkbar.
Hauptgrund für die gute Entwicklung der europäischen Konzerne ist nach Ansicht der Berater der schwache Euro: Stark internationalisierte Unternehmen aus der Eurozone, die einen erheblichen Anteil ihres Umsatzes im außereuropäischen Ausland erwirtschaften, profitieren derzeit erheblich von positiven Währungseffekten. Im zweiten Quartal dieses Jahres lag der Eurokurs etwa im Vergleich zum US-Dollar knapp 20 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum. Der starke Wertverlust des Euro lässt im Ausland erzielte Einnahmen bei der Umrechnung in die europäische Gemeinschaftswährung wachsen – wovon vor allem stark internationalisierte Unternehmen profitieren, die erhebliche Umsätze außerhalb des Euroraums erwirtschaften.
Walmart ist größer als ganz Österreich – Apple unschlagbar beim Gewinn
In den USA sind die Vertreter unter den Top-10 deutlich vielfältiger als in Europa: Am stärksten vertreten ist noch die Gesundheitsbranche mit drei Unternehmen, dazu gesellen sich Handel, IT und Energie. Umsatzstärkster Konzern der USA ist Walmart mit 235,085 Milliarden US-Dollar im ersten Halbjahr, vor Apple (132,609 Milliarden US-Dollar) und Exxon (125,912 Milliarden US-Dollar). Zum Vergleich: Laut Statistik Austria lag das österreichische BIP im Gesamtjahr 2014 bei rund 329,3 Milliarden Euro, während Walmart im Finanzjahr 2014 482,2 Milliarden Dollar Umsatz machte und der europäische Ölkonzern Shell 421,105 Milliarden Dollar.

Das mit großem Abstand gewinnstärkste Unternehmen dies- und jenseits des Atlantiks ist weiterhin ein US-Konzern: Der Technologieriese Apple erzielte im ersten Halbjahr einen operativen Gewinn von umgerechnet 38,1 Milliarden Euro – das ist mehr als die fünf gewinnstärksten europäischen Unternehmen – BHP Billiton, Roche, Volkswagen, Shell und Daimler – zusammen erwirtschaften.
Überhaupt liegen die US-Konzerne bei Gewinn und Profitabilität weiter vorn: Während die umsatzstärksten europäischen Unternehmen – ohne Öl- und Rohstoffkonzerne – ihren operativen Gewinn um 1,7 Prozent steigern konnten, legten die US-Konzerne um starke 6,2 Prozent zu. In punkto Profitabilität ging in Europa die Marge im ersten Halbjahr von 9,7 auf 9,3 Prozent zurück, die US-Konzerne konnten ihre Marge hingegen von 12,4 auf 12,7 Prozent steigern.
Die mit Abstand höchsten EBIT-Margen wurden dies- und jenseits des Atlantiks im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2015 wie schon in der Vorperiode in der Pharma- und Biotech-Branche erwirtschaftet.