Das sagen Experten zum Anleihenkauf der EZB

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird bis Ende September 2016 monatlich für 60 Milliarden Euro Staatsanleihen und andere Wertpapiere kaufen. Das sagte EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstag in Frankfurt. Nachfolgend die ersten Reaktionen von Experten.

Das sagen Experten zum Anleihenkauf der EZB

DENNIS SNOWER, PRÄSIDENT IFW-INSTITUT:

"Die EZB sieht angesichts des Zinsniveaus nahe null keine anderen Handlungsoptionen mehr, als selbst Staatsanleihen zu kaufen. Sie beeinflusst damit die relativen Zinsen (Spreads) der einzelnen Länder und nimmt somit Einfluss auf die Fiskalpolitik. Die EZB untergräbt damit die Anreize für eine nachhaltige Haushaltsdisziplin und Schuldenpolitik. Um die EZB aus dieser Situation zu befreien, muss die EU mit den Mitgliedsländern klare, einfache und glaubwürdig implementierte Regeln für die Fiskalpolitik vereinbaren. Systemrelevante Finanzinstitutionen müssen aufrechterhalten werden, um finanzielle Ansteckungsgefahr zu vermeiden. Verstöße gegen die Fiskalregeln müssen zu einer geordneten Staatsinsolvenz führen können.

Die Situation der Staatsanleihekäufe in der EU und in den USA ist nicht vergleichbar. Während die US-Notenbank Fed nur US-Staatsanleihen kauft, nimmt die EZB Anleihen unterschiedlicher Länder auf ihre Bilanz. Sie ebnet damit Zinsunterschiede ein, verzerrt also die Risikosignale für diese Länder."

JANA MEYER, HSBC TRINKAUS:

"Enttäuscht hat die EZB auf keinen Fall, sie hat die Geldschleusen deutlich geöffnet und ist den Erwartungen insofern gerecht geworden. Allerdings liegen die neuesten Zahlen zum Volumen nur leicht über dem, was zuletzt bereits durch den Markt geisterte."

JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:

"Da das Programm 19 Monate laufen soll, dürften mehr als 1000 Milliarden Euro in den Markt gepumpt werden. Das Kaufprogramm ist damit deutlich größer, als es die meisten Experten erwartet hatten. Darüber hinaus hat Draghi gesagt, dass solange gekauft wird, wie es die Inflation notwendig erscheinen lässt. Das könnte darauf hindeuten, dass die EZB im Falle einer anhaltend niedrigen Inflation noch einmal nachlegt. Nach QE ist vor QE.

Die Maßnahmen ändern wenig am schwachen Wachstum und an der niedrigen Inflation im Euro-Raum. Sie treiben aber die Vermögenspreise. Das hilft also nicht der Konjunktur, sondern über niedrige Zinsen den Finanzministern der hoch verschuldeten Euro-Ländern und deren Banken."

HOLGER SANDTE, NORDEA:

"Die EZB hat ein Mandat und verfolgt es. QE war überfällig. 1140 Milliarden Euro entsprechen 11 Prozent des Bruttoinlandsproduktes im Euroraum, ein recht großes Programm. Pro Einwohner wären das knapp 3400 Euro, die aber nur sehr indirekt ankommen werden. Natürlich löst das nicht die Probleme des Euroraums. Aber es wird helfen, Deflation zu vermeiden, die Schuldenlast einiger Länder tragbar zu machen und die konjunkturelle Erholung zu unterstützen. Die damit verbundenen Risiken halte ich für vertretbar. Dass einige Regierungen ihre Hausaufgaben nicht machen, ist der EZB nicht anzulasten."

MARTIN WANSLEBEN, DIHK-HAUPTGESCHÄFTSFÜHRER:

"Die EZB ist zum Gefangenen der eigenen Ankündigungen geworden. Sie hat ohne Not nun ihren letzten Trumpf ausgespielt. Dabei überwiegen eindeutig die Risiken: Die Wirkung des Ankaufs von Staatsanleihen auf die Preisentwicklung in der Euro-Zone ist unsicher. Zugleich schwächt er den Druck zu dringend notwendigen Reformen in den Mitgliedstaaten. Auch die Gefahr von Spekulationsblasen an den Finanzmärkten lässt er weiter steigen. Die EZB muss deutlich machen, dass Geldpolitik die Reformanstrengungen der Mitgliedstaaten zwar unterstützt, nicht aber ersetzen kann."

STEFAN BIELMEIER, CHEFVOLKSWIRT DZ BANK:

"Die EZB hat das seit langem erwartete Staatsanleihenkaufprogramm beschlossen. Die realwirtschaftlichen Effekte für Wachstum und Inflation dürften sehr überschaubar bleiben. Die Finanzmärkte gaben und geben sich mit Hingabe der Geldillusion hin - mehr Geld soll auch mehr helfen. Doch was kommt danach? Was der Euroraum wirklich braucht, sind nicht noch weitere Programme der EZB, sondern Reformen in Wirtschaft und Politik. Nur damit werden wir ein nachhaltig stärkeres Wirtschaftswachstum erzielen, auf das wir nun schon so lange warten. Deutschland wird von dem angekündigten QE-Programm der EZB zwar kurzfristig profitieren, jedoch zum Preis eines höheren impliziten Risikos in den Bilanzen der Notenbanken."

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