Insolvenzbericht: Air Berlin flog 4,4 Milliarden Schulden ein
Die Verbindlichkeiten der Pleite-Airline Air Berlin, Mutter der österreichischen Pleitetochter Niki, sind weit höher als angenommen. Der deutsche Staat bleibt auf 200 Millionen Euro sitzen. Viele Mitarbeiter und Kunden bleiben auf ihren Forderungen sitzen. Der Verkauf von Unternehmensteilen blieb bisher weit hinter den Erwartungen zurück.

Wien/Berlin/Schwechat Das Finanzdesaster der pleitegegangenen Air Berlin kommt nun erst richtig zum Vorschein. Laut Insolvenzbericht hat die einst an der Börse notierte Air Berlin viel mehr Schulden anhäufen können als bisher angenommen. Dem stünde außerdem weit weniger Vermögen gegenüber. Die Schulden werden in einem dem Gläubigerausschuss vorgelegten Bericht mit bis zu 4,4 Milliarden Euro angegeben. Allein die deutsche Bundesregierung (via KfW), der Fiskus und die Bundesagentur für Arbeit müssten mit Ausfällen von rund 200 Millionen Euro rechnen.
Aus dem 112-seitigen und mit 15. Jänner datierten vertraulichen Bericht der Insolvenzverwalter, der die Ursachen und Folgen des Niedergangs der bisherigen Niki-Muttergesellschaft beschreibt, zitierten "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR.
Gegen die im August 2017 in die Insolvenz geschlitterte deutsche Airline gebe es derzeit ungesicherte Forderungen von knapp 760 Millionen Euro. Das verwertbare Vermögen betrage nach derzeitigem Stand nur 88 Millionen Euro, heißt es in den deutschen Medienberichten unter Bezug auf das Insolvenzpapier.
Somit dürften viele Gläubiger von ihrem Geld kaum mehr etwas zurückbekommen. Die größten Schulden habe Air Berlin bei Lieferanten, Dienstleistern, Vermietern, Leasing-Partnern und bei konzerneigenen Gesellschaften. Namentlich genannt werden laut "SZ" unter den Hauptgläubigern die Lufthansa-Billigflugtochter Eurowings und die Commerzbank.
Die Staatszuschüsse für nichts
Aus dem Umfeld der Insolvenzverwalter wird berichtet, bei dem KfW-Kredit sei nach derzeitigem Stand noch mit knapp 10 Millionen Euro Rückzahlung zu rechnen. Die deutsche Arbeitsverwaltung, die nach der Insolvenz für die Gehälter einsprang, stehe mit 46,3 Millionen Euro in der Gläubigerliste der Fluggesellschaft; beim deutschen Fiskus seien es 75 Millionen Euro.
Teuer zu stehen komme vor allem auch die deutsche Regierung das Darlehen der staatlichen Kreditanstalt KfW über 150 Millionen Euro. "Es war bereits vor Anmeldung der Insolvenz am 15. August 2017 vollständig abgerufen worden", zitiert etwa tagesschau.de. Von dem Kredit seien noch 84 Millionen Euro nicht zurückbezahlt worden. Dieser Anspruch sei "ungesichert".
Die Schulden bei Kunden und Mitarbeitern
Den Kunden schulde Air Berlin noch 30 Millionen Euro für ausgefallene Flüge, Verspätungen sowie verloren gegangenes oder beschädigtes Gepäck, 16,5 Millionen Euro seien "ungesichert".
Nur ein wenig besser schaue es für jene Beschäftigten aus, denen Air Berlin 9,5 Millionen Euro für Löhne, Gehälter und Pensionen zahlen müsste - davon wieder 3,9 Millionen Euro "ungesichert".
Über den Umfang der Pleite gebe es zur Zeit nur grobe Schätzungen, heißt es weiter. Immer noch könnten Gläubiger Forderungen anmelden. Überraschend sei, so heißt es zu dem Bericht in der "SZ" (online), dass durch den Verkauf von Unternehmensteilen von Air Berlin, abzüglich des Erlöses für die österreichische Tochter Niki, bis jetzt nur etwa 67 Millionen Euro erzielt worden seien. Davon habe die deutsche Lufthansa nur etwa 22 Millionen Euro gezahlt, der Billigflieger EasyJet etwa 40 Millionen.