In diesen Ländern müssen Exporteure auf ihr Geld lange warten
Wenn die Wirtschaft in einem Land schwächelt, merken dass Unternehmen, die in dieses Land liefern, als einer der ersten. Denn die Rechnungen werden sofort später beglichen. In welchen Ländern derzeit der Anstieg der Zahlungsverzüge besonders stark steigt.
Für Exporteure wird die Türkei zu einem immer heißeren Pflaster. In keinem anderen Land sinkt die Zahlungsmoral der Firmen so stark wie dort.
Unternehmen, die in andere Länder exportieren, müssen nicht selten darum bangen, ihr Geld rechtzeitig zu bekommen. Hinzu kommt: Wenn man schon einmal länger als üblich auf die Begleichung seiner Rechnung warten muss, hat man auch schlechte Aussichten, das Geld überhaupt je auf seinem Konto zu sehen. Denn laut des Exportversicherers OeKB ist ein Zahlungsverzug in 75 Prozent der Fälle ein Vorläufer eines Schadensfalls. Das restliche Viertel wird nicht bezahlt, weil der Abnehmer in der Zwischenzeit Pleite ist.
Ein Zahlungsverzug in einem Land kommt selten allein. „Wenn unsere Versicherungsnehmer steigende Zahlungsverzüge melden, ist das ein wichtiger Indikator für die zukünftige Entwicklung eines Landes“, erklärt Karolina Offterdinger, Vorstand der OeKB Versicherung. Denn genau in diesen Ländern steigen erfahrungsgemäß auch die Schäden.
Sich abschwächende US-Wirtschaft senkt die Zahlungsmoral der Firmen rapide
Die Liste der Länder mit dem höchsten Anstieg von Zahlungsverzügen führt derzeit laut Erhebungen der OeKB die Türkei. Dieser jedoch bei der letzten Erhebung bereits stärker steigen. Einen sprunghaften Anstieg verzeichnen Exporteure dagegen in Mexiko und den USA. Die möglichen Ursachen für die plötzliche finanzielle Schwäche US-amerikanischer Unternehmen hat laut Exportversicherer verschiedene Ursachen: Der niedrige Ölpreis, der rückläufige Privatkonsum, die sinkenden lokalen Investitionen und die politische Unsicherheit vor der Präsidentschaftswahl am 8. November. „All das hat negative Auswirkungen auf das Wachstumspotenzial der amerikanischen Wirtschaft und als eine führende Wirtschaftsmacht wirkt sich diese Entwicklung wesentlich auf ihre Handelspartner aus“, so Offterdinger. So geht der Internationale Währungsfonds (IWF) für 2016 von einem verlangsamten Wachstum von 1,6 Prozent gegenüber den 2,6 Prozent im Vorjahr aus.
Mexiko durch schwäche US-Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen
Auch für Mexiko erwartet der IWF sinkende Wachstumsraten (2016: 2,1 %, 2015: 2,3 %). Laut Offterdinger nicht überraschend: „Wenn die USA schwächelt, ist Mexiko stets auch betroffen.“ Ist Mexiko doch, durch die enge wirtschaftliche Verknüpfung mit den USA, von deren Wirtschaftsentwicklung stark abhängig. 80 Prozent der Exporte Mexikos gehen in die Vereinigten Staaten. Umgekehrt ist Mexiko nach Kanada auch einer der wichtigsten Handelspartner der USA. Die Kreditversicherung beobachtet die Vereinigten Staaten und die weiteren Entwicklungen laufend. Und die Lage könnte sich für Exporteure noch verschlechtern. „Der sprunghafte Anstieg der Verzüge ist ein erst Vorbote der weiteren Entwicklung“, so Offterdinger.

Lieferungen in Länder wie die Türkei, Mexiko und die USA sollten sich Exporteure besonders gut überlegen.
Aber auch ob man nach Großbritannien oder nach China liefert, sollte man sich zweimal überlegen. Diese beiden Länder zählen ebenfalls zu den zehn Staaten mit dem höchsten Anstieg bei der Entwicklung der Verzüge.
Ecuador: Niedriger Ölpreis trifft Wirtschaft hart
Ecuadors wiederum leidet unter der hohe Abhängigkeit von Erdölexporten und dem seit langem niedrigen Ölpreise. Das hat die Wirtschaft nachhaltig geschwächt. Erdöl ist neben Bananen und Shrimps der wichtigste Wirtschaftssektor des Landes. Auch das Erdbeben heuer im April stellt das Land vor große Herausforderungen. Der IWF erwartet demnach 2016 ein negatives Wirtschaftswachstum (2016:-2,3 %; 2015: 0,3 %).
Peru: Mehr Exporte, mehr Ausfälle
Versicherungsnehmer der OeKB Versicherung liefern verstärkt nach Peru. Laut Offterdinger sei daher ein Anstieg der Verzüge zu erwarten gewesen. „Verspätet eintreffende Zahlungen sind heute noch kein Grund zur Beunruhigung, sondern einfach eine logische Folge der verstärkten wirtschaftlichen Beziehungen“, kommentiert Offterdinger die Entwicklung. Für Peru prognostiziert der IWF nunmehr ein Wirtschaftswachstum von 3,7 Prozent (2015: 3,3 %).