Goldpreis stürzt ab - Prognose enttäuscht
Überraschend hohes Job- und damit Wirtschaftswachstum in den USA lässt Anleger aus Gold flüchten. Wo der Goldpreis in einem Jahr stehen könnte.
Seit dem 4. August 2021 ist der Goldpreis im freien Fall. Von einem Tag auf anderen ist der Kurs um 3,6 Prozent auf 1.741 Dollar je Feinunze senkrecht abgestürzt. In der Nacht zum Montag rutschte der Preis für eine Feinunze Gold damit erstmals seit mehr als vier Monaten unter die Marke von 1.700 Dollar.
Schon die letzten zwölf Monate waren für das Edelmetall eine Achterbahnfahrt und sorgte für ein Minus von über 15 Prozent. „Der Sektor befindet sich weiterhin in einer Konsolidierungsphase“, so Roland Stöferle, Fondsmanager des Incrementum Crypto Gold Fund.
800.000 neue Jobs übertrifft Erwartungen deutlich
Wie die Kursverluste in der Vergangenheit ist auch der jüngste Absturz der Goldnotierung Zeichen einer wiedererstarkenden US-Wirtschaft. Diesmal haben laut US-Arbeitsmarktbericht unerwartet viele neu geschaffene Jobs in fast allen Bereichen und damit verbundene Spekulationen über einen Ausstieg der USA aus der ultralockeren Geldpolitik der US-Notenbank die Anleger in die Krisenwährung verschreckt. Das Tempo des Beschäftigungswachstums beschleunigt sich. Im Schnitt wurden in den vergangenen drei Monaten deutlich mehr als 800.000 neue Jobs in den USA geschaffen.
Befürchtung, dass sich das US-Wachstum verlangsamt, wurde widerlegt
„Das deutet darauf hin, dass die Wirtschaft trotz der jüngsten Befürchtungen aufgrund der Delta-Variante ihr robustes Wachstum fortsetzt. Dies ist ein gutes Zeichen für eine anhaltende Ertragsstärke im zweiten Halbjahr 2021, was den Markt stützen sollte, insbesondere für die konjunktursensiblen Sektoren, die in letzter Zeit hinterherhinkten. Es zeichnen sich ökonomisch auch keine nachhaltigen Auswirkungen durch die neue Infektionswelle im Sommer ab“, resümiert Matt Person, Research-Leiter der britischen Investmentgesellschaft Janus Henderson.
Zudem wurden die Prognosen für die Beschäftigung nach oben korrigiert. „Die Befürchtung, das US-Wachstum würde sich verlangsamen, wurde damit widerlegt. Die starken Zahlen zeugen vielmehr von einer starken Wachstumsdynamik“, erläutert David Riley, Chefstratege der Londoner Investmentgesellschaft Blue Ray.
Noch ein paar Job-Reports wie dieser und die vollständige Erholung des Arbeitsmarktes wird erreicht sein. Dann kann die US-Notenbank Fed mit der Rückführung ihres Anleihekaufprogramms im Umfang von 120 Milliarden Dollar pro Monat beginnen, was möglicherweise schon auf ihrer September-Sitzung angekündigt wird.
Heftige, aber kurze Delta-Welle erwartet
„Die Ausbreitung der Delta-Variante stellt zwar ein Risiko für die ökonomische Entwicklung dar, aber internationalen Erfahrungen lassen vermuten, dass sie zwar heftig, aber nur von kurzer Dauer sein wird und die wirtschaftlichen Auswirkungen gering ausfallen.“
Zwei Zinserhöhungen erwartet
Experten prognostizieren für die USA ein Wachstum von mehr als sieben Prozent und einen deutlichen Anstieg der Inflation auf rund fünf Prozent, weshalb die US-Notenbank bereits vor dem jüngsten Arbeitsmarktbericht erkennen ließ, dass es zu einer Kehrtwende bei den Leitzinsen kommen könnte. Beim FOMC-Meeting, dem entscheidenden Gremium für die US-Geldpolitik, wurde klar, dass die Mehrheit in absehbarer Zeit steigende Zinsen erwartet.
Bis vor Kurzem war eine Anhebung der Zinsen vom bisherigen Nullniveau erst für das Jahr 2024 vorgesehen gewesen. Nun sehen jedoch 13 von 18 FOMC-Mitgliedern sogar zwei Zinsschritte von jeweils 0,25 Prozent schon im Jahr 2023. Steigen die Zinsen sind das jedoch keine guten Nachrichten für Goldinvestoren.
Goldpreis in einem Jahr wieder bei 1.700 Dollar?
Die DZ Bank rechnet in den nächsten sechs Monaten zwar mit einem Goldpreis von 1.800 Dollar, in einem Jahr sollte der Goldpreis aber wieder auf dem heutigen Niveau von rund 1.700 Dollar notieren.
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Als Schutz vor steigender Inflation und damit als Kapitalerhalt hat Gold dennoch nicht ausgedient. Denn die Fed kauft weiterhin Monat für Monat Anleihen im Wert von 120 Milliarden Dollar kauft und treiben damit die Vermögenspreise weiter in die Höhe, auch wenn ein sogenanntes Tapering, also eine Verringerung der Anleihenkäufe im Raum stehen.