Gewinnwarnung für die größten Autohersteller der Welt

Nicht nur General Motors ist unter Druck, die Margen der 16 weltweit führenden Autohersteller sind deutlich gesunken, vor allem der der deutschen. Der Absatz ist erstmals seit langen zurückgegangen. Die Investitionen für Innovationen sind überbordend. Warum der Gegenwind für die Branche hoch bleibt. Plus: Die Kosten der Dieselkrise bisher.

Gewinnwarnung für die größten Autohersteller der Welt

Sinkende Gewinne, steigende Investitionen: Kann sich das in der Autobranche auf Dauer ausgehen?

Das dritte Quartal 2018 war für die Autohersteller weltweit eine ungute Angelegenheit. Die Margen sind quer durch die Bank gesunken. Schuld sind globale Handelskonflikte, höhere Zölle, steigende Rohstoffpreise und hohe Ausgaben für Innovationen. Zwar stieg der Gesamtumsatz der 16 führenden Autokonzerne der Welt um 2,3 Prozent, die Zahl der verkauften Fahrzeuge sank hingegen – erstmals seit dem Krisenjahr 2009 – um 3,7 Prozent, der operative Gewinn (EBIT) schrumpfte um 3,3 Prozent.

Deutsche Autobauer: Gewinn sinkt um fast acht Prozent
Für die deutschen Autokonzerne lief es im dritten Quartal insgesamt ebenfalls nicht rund: Ihr Gesamtabsatz sank zwar etwas weniger stark als der Durchschnitt aller Konzerne, jedoch ebenso um 2,7 Prozent. Beim operativen Gewinn verzeichneten sie zudem einen Rückgang um 7,6 Prozent, während der Umsatz nur um 0,5 Prozent zulegte.

Japanische Konzerne im Vorteil
Deutlich besser entwickelten sich die japanischen Konzerne, nicht zuletzt begünstigt durch den schwachen Yen: Der Gesamtumsatz der sechs japanischen Autokonzerne kletterte zwar nur um 1,5 Prozent, während der Absatz jedoch leicht um 0,3 Prozent zurückging. Gegen den Trend konnten die japanischen Konzerne aber beim operativen Gewinn zulegen: um 5,4 Prozent.

Toyota verdoppelt Gewinn
Vor allem Toyota fuhr den Wettbewerbern im dritten Quartal davon: Der japanische Autobauer konnte sowohl den Absatz – um knapp 2 Prozent – als auch den Umsatz und den operativen Gewinn – um 2,3 bzw. 10,9 Prozent – steigern und führt damit im dritten Quartal das Absatz-, sowie das Umsatz- und das Gewinnranking an.

Suzuki mit der höchsten Marge
Nur bei der Marge lag im dritten Quartal ein Unternehmen vor Toyota: Suzuki erreichte eine Marge von 8,7 Prozent, gefolgt von Toyota (7,9%) und BMW (7,1%). Ein Jahr zuvor war noch BMW mit einer Marge von 10,1 Prozent der profitabelste Autokonzern der Welt gewesen, inzwischen liegt der deutsche Automobilhersteller auf dem dritten Platz. Daimler rutscht im Margenranking vom dritten auf den fünften Platz, Volkswagen belegt mit einer Marge von 4,9 Prozent den siebten Rang (Vorjahr: Rang 13).

Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne der Welt, die die Prüfungs- und Beratungsorganisation EY quartalsweise erstellt.

Enttäuschung auch für das 4. Quartal erwartet
„Das dritte Quartal verlief für viele Autokonzerne enttäuschend und bis zum Jahresende dürfte sich die Lage insgesamt kaum verbessern“, sagt Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich. „In China und den USA sinkt der Absatz, in Europa führte die WLTP-Umstellung zuletzt zu teils deutlichen Absatzrückgängen. Die weltweite Konjunktur hat sich eingetrübt und eine weitere Eskalation des amerikanisch-chinesischen Handelskriegs ist nicht ausgeschlossen. Das würde die Kauflaune auf dem wichtigen chinesischen Markt noch weiter bremsen.“

Dieselkrise hat deutsche Hersteller schon 30 Milliarden Euro gekostet
Damit bleibe der Gegenwind für die Autokonzerne stark, so Schwartz: „Auch für die deutschen Autokonzerne ist die Situation derzeit schwierig: Zum einen bringen die Nachwehen der Dieselkrise, die die deutschen Autobauer bereits mehr als 30 Milliarden Euro gekostet hat, weitere Belastungen mit sich. Zum anderen führen negative Währungseffekte zu hohen Einbußen bei Umsatz und Gewinn, und auch die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China sorgen für Probleme.“

Investitionen werden weiter steigen und die Gewinne belasten
Im Rennen um die Marktführerschaft in der Elektromobilität und um die zukünftige Technologieführerschaft werden die Unternehmen weitere Milliardeninvestitionen in die Digitalstrategie, in Elektromobilität und autonomes Fahren tätigen – ohne dass dies unmittelbar zu steigenden Umsätzen oder Gewinnen führen werde, betont Schwartz. „Daher muss sich die Branche auf niedrigere Margen als in den zurückliegenden Boom-Jahren einstellen“. Die Gewinnmarge der analysierten Unternehmen lag im dritten Quartal bereits bei 5,3 Prozent und damit auf dem niedrigsten Stand seit 2009.

34 Milliarden Euro im ersten Halbjahr in Forschung gepulvert
Insgesamt investierten die analysierten Unternehmen im ersten Halbjahr dieses Jahres gut 34 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung, ein Plus von 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Während die deutschen Konzerne ihre F&E-Ausgaben um knapp 10 Prozent auf 12,4 Milliarden Euro erhöhten, lagen die Investitionen der japanischen Autobauer unverändert bei 10,3 Milliarden Euro. Auch die US-amerikanischen Autokonzerne hielten ihre F&E-Ausgaben bei 8,1 Milliarden Euro.

F&E-Quote nach oben geschraubt
Die F&E-Quote, der Anteil der F&E-Investitionen am Gesamtumsatz, stieg bei den deutschen Autokonzernen von 4,6 auf 5,0 Prozent, während sie bei den US-Konzernen bei 4,4 Prozent verharrte und bei den japanischen Autobauern von 4,2 auf 4,0 Prozent sank.

Trotz Dieselkrise fließt viel Geld in Innovationen
„Trotz der zuletzt eher schwachen Umsatz- und Gewinnentwicklung und der Belastungen aus der Dieselkrise drücken gerade die deutschen Autokonzerne bei Innovationen aufs Gas“, beobachtet Schwartz. „Angesichts der bevorstehenden Neuordnung der Branche sind Autokonzerne gut beraten, bei ihren Innovationsbemühungen nicht nachzulassen. Wir werden im kommenden Jahrzehnt dramatische Veränderungen am Markt sehen, angetrieben von den Megatrends Elektrifizierung, Vernetzung und autonomes Fahren. Wer hier tonangebend sein will, muss hohe Summen in die Hand nehmen und zudem die Bereitschaft mitbringen, auch unkonventionelle Partnerschaften einzugehen.“

Sparmaßnahmen und neue Allianzen zu erwarten
Nicht nur die Gewinne der Unternehmen sinken derzeit – auch die Aktienkurse haben sich zuletzt schwach entwickelt: Von den 16 Unternehmen konnte mit PSA nur ein Autokonzern seinen Börsenwert im bisherigen Jahresverlauf steigern, insgesamt sank die Marktkapitalisierung der analysierten Unternehmen seit Jahresbeginn um 19 Prozent bzw. gut 150 Milliarden US-Dollar auf knapp 664 Milliarden US-Dollar.

Weitere Sparmaßnahmen in den kommenden Jahren erwartet
„Angesichts sinkender Gewinne und Aktienkurse werden wir in den kommenden Jahren neue Sparrunden bei den Unternehmen sehen“, erwartet Schwartz. „Denn in derart volatilen Zeiten müssen die Unternehmen schlanker werden – sowohl bei internen Prozessen als auch in der Produktion und bei der Modellvielfalt.“

Kooperationen unausweichlich
Zudem würden die Autokonzerne die anstehenden erheblichen Zukunftsinvestitionen kaum noch alleine stemmen können – Kooperationen und Allianzen stünden daher höher im Kurs denn je, betont Schwartz: „Technologiesprünge wie die Entwicklung autonomer Fahrzeuge lassen sich im Alleingang kaum bewältigen. Das dauert zu lange und wird zu kostenintensiv sein.“ Schwartz rechnet daher damit, dass in den kommenden Jahren neuartige Allianzen und damit ein neues Machtgefüge innerhalb der Branche entstehen werden: „Wer kann die zukunftsträchtigste Allianz schmieden, wer kann Plattformen etablieren und Standards setzen, an denen sich andere Player orientieren müssen? Das werden die entscheidenden Fragen der kommenden Jahre sein.“

Wer nicht zu viel investiert, steht finanziell besser da
Vorübergehend könne es allerdings sogar dazu kommen, dass sich diejenigen Unternehmen finanziell besser entwickeln, die am traditionellen Geschäftsmodell festhalten und nicht allzu stark auf die neuen Technologien setzen, erwartet Schwartz: „Die Neuordnung der Branche wird von den Unternehmen einiges abverlangen und viel Geld kosten. Jetzt geht es darum, auf die richtigen Technologien und Partner zu setzen und einen langen Atem zu haben“, so Schwartz.

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