Generation 50 plus in der Jobkrise

Immer öfter auf der Straße, immer länger arbeitslos - und das trotz hoher staatlicher Subventionen. Was am Ende der Berufslaufbahn der Generation 50 plus falsch läuft.

Generation 50 plus in der Jobkrise

90.000 Menschen, die älter als 50 sind, haben derzeit keine Arbeit. Tendenz: weiter steigend. Die Gründe sind vielfältig: unterqualifiziert, überqualifiziert, zu teuer, zu unflexibel, nicht gesund genug und so weiter. Meistens aber schlicht: zu alt.

Das AMS versucht, mit speziellen Förderungen gegenzusteuern. Das klappt manchmal. Sehr oft aber klappt es auch nicht, weil die Gelder schlecht eingesetzt, an den eigentlichen Problemzonen vorbei geschleust oder schlicht von denen, die in den Genuss einer Förderung kommen könnten, nicht beansprucht werden.

Vergangene Woche wurde im Parlament beschlossen, dass 2016 und 2017 jeweils 250 Millionen Euro für die Integration älterer Arbeitsloser zur Verfügung gestellt werden.

Nur: Damit diese Situation auch wirklich eintritt, müsste es ausreichend Unternehmen geben, welche die Gratis-Mitarbeit von Älteren tatsächlich in Anspruch nehmen. Und das tun sie derzeit nur beschränkt, vor allem in Wien ist die Nachfrage gering. Nicht einmal wenn das AMS alle Lohn- und Lohnnebenkosten übernimmt, gibt es viel Interesse.

AMS-Wien-Vizechef Winfried Göschl mag sich auch gar nicht über den soeben beschlossenen Geldregen freuen. "Natürlich ist eine Förderung der Zielgruppe 50+ wichtig, aber einen Ansturm der Unternehmen sehe ich nicht. Bei Betrieben, die keine zusätzlichen Leute brauchen, können wir fördern, wie wir wollen, es wird nichts nützen. Uns würde nur Geld überbleiben.“

Drei Bespiele veranschaulichen die Lage der Generation 50 plus.

Christian Forthuber, 54, Techniker
Qualifiziert und gefördert, aber joblos

Brav erwähnt Christian Forthuber bei Bewerbungsgesprächen jeweils die Möglichkeit einer Totalförderung durch das AMS - Erfolg jedoch: überschaubar. "Für keinen der potenziellen Arbeitgeber war das von Relevanz“, sagt der HTL-Maturant und gelernte Nachrichtentechniker. Falsch aufgesetzt, weil zu kurz, sei das Förderprogramm. Forthuber, der in seinem Arbeitsleben das Entwickeln, das Verkaufen, das Beraten und sogar das Gründen von Unternehmen gelernt hat, sogar Leiter der Österreich-Niederlassung einer deutschen Firma war, ist seit einem Jahr auf Jobsuche. Überqualifiziert und mit seinen 54 Jahren zu teuer sei er, hört der Wiener meist. "Super Lebenslauf“, ist die klassische Eröffnung von Personalchefs bei Bewerbungsgesprächen, doch dann greifen sie auf Jüngere zurück. Das AMS kann wohl nicht helfen. "Sie wissen eh, dass wir nichts für Sie haben werden, Sie müssen sich selbst einen Job suchen“, habe man ihm erklärt, bedauert Forthuber. Was er neben Erfahrung und Fachkenntnis bei Elektronik- und IT-Themen einbringen kann? "Neugierde, Engagement und Zielstrebigkeit“, sagt er. Plus Optimismus - trotz langer Suche ist Forthuber noch guter Dinge. Bei Interesse: Mail an redaktion@format.at, wir stellen gerne den Kontakt her.

Lucia Gruber, 56, Jobhopperin
Geförderte Alleskönnerin, Zukunft offen

Sie hat wirklich schon vieles gemacht - vom weiblichen Parksheriff in Eisenstadt über Inkassoreferentin einer Bank bis zu Security-Frau bei Events. In ein nachhaltiges Arbeitsverhältnis hat Lucia Gruber all das nie geführt. In Oggau am Neudiedlersee ist das auch schwierig, weil die Tourismus-Arbeitsplätze den billigeren Ungarn vorbehalten und andere Jobs gar nicht vorhanden sind. Im Haus, das Gruber von ihren Eltern erbte, hat ein kleiner Spediteur sein Büro eingerichtet und zahlt Miete. Als Arbeitslose wusch sie ihm die Wäsche und putzte die Schreibtische auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung. Dank einer AMS-Förderung ist sie bei der Minifirma nun ein halbes Jahr lang angestellt und kann praktischerweise zu Hause arbeiten. Ob daraus ein Dauerjob wird, scheint aber höchst fraglich - zu konjunkturanfällig ist das Gewerbe der Kühltransporte.

Leo Minaschek, 56, Mechaniker
Gefördert, angestellt und gelassen

Eigentlich hat Leo Minaschek kein Problem. Der Kfz-Elektriker hat in Bruck/Leitha seit etwas über einem halben Jahr einen Job als Automechaniker in der Firma eines Bekannten. Soeben lief die Förderung aus, doch den Job kann er behalten. Vom AMS und vom Sozialministerium wird er als Musterbeispiel für eine gelungene Wiederintegration in den Arbeitsmarkt herumgereicht. Was aber von den staatlichen Jobvermittlern verschwiegen wird: Die Förderung spielt gar keine Rolle. Minascheks Chef hat das Geld zwar gerne genommen, bestätigt aber, dass er ihn sowieso angestellt hätte, weil er ihn für einen guten Mechaniker hält. Der Angesprochene sieht das alles höchst gelassen: In vier Jahren will er in die Pension gleiten. Bis dahin schlägt er sich locker durch - besser mit, nötigenfalls aber auch ohne Job in der Arbeitslose.

=> Lesen Sie die komplette Geschichte in FORMAT Nr. 26/2015
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