Gabriel Felbermayr: Exit vom Brexit wäre die beste Lösung
Der Ökonom Gabriel Felbermayr, designierter Präsident des Instituts für Weltwirtschaft, hält den Austritt Großbritanniens für eine "Katastrophe". Er ruft beide Seiten zum Umdenken auf.
Ökonom Gabriel Felbermayr: "Der Brexit ist eine Katastrophe."
„Das Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus der EU ist für alle Beteiligten eine Katastrophe. Um die Schäden zu minimieren, braucht es für beide Seiten eine Lösung, die den harten Brexit klar dominiert. Beide Seiten müssen Zugeständnisse machen. Die beste Lösung wäre ein Exit aus dem Brexit“, erklärte Gabriel Felbermayr, Leiter des ifo Zentrums für Außenwirtschaft beim ifo Institut in München und designierter Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) im Rahmen des Investment Talks des Spängler IQAM Research Center .
Der Wunsch der Briten, aus der EU auszutreten ist für Felbermayer nicht nur aus politischen, darunter auch nationalistisch-protektionistischen Gründen erklärbar. Der Ökonom rechnet auch vor, dass das Vereinigte Königreich von der EU wirtschaftlich nicht so stark profitiert hat wie andere Länder und daher die Vorteile der EU-Mitgliedschaft in der britischen Bevölkerung nicht so klar ersichtlich waren.

Entwicklung der Handelsströme UK/EU von 1962 bis 2016
So zeige etwa die Messung von Handelsströmen der letzten Jahrzehnte, dass in den 1990er Jahren der Höhepunkt des EU-Anteils im Handel des Vereinigten Königreichs erreicht war. „Dieser Vorteil ist in den letzten 20 Jahren wieder auf das Niveau des Jahres 1973 gesunken, dem EU-Beitrittsjahr des Vereinigten Königreichs“, konkretisiert Felbermayr (siehe obenstehende Grafik).
Auch die EU-Osterweiterung hat für das Vereinigte Königreich keine wesentlichen zusätzlichen Marktanteile gebracht, auch nicht für die Finanzindustrie. Bei Dienstleistungen ist der EU-Anteil mit 60 Prozent deutlich höher als bei Gütern mit 18 Prozent (siehe Grafik unten).

Entwicklung der Handelsströme UK/EU von 1962 bis 2016