Fahrradhersteller Canyon sucht neuen Finanzpartner
Der deutsche Fahrradhersteller Canyon, der mit Online-Direktvertrieb und preisgünstigen Modellen zu einer fixen Größe im Fahrrad-Business herangewachsen ist, sucht einen neuen Finanzpartner. Der könnte auch Mehrheitseigentümer werden.
Canyon-Gründer Roman Arnold (li) und der neue CEO Armin Landgraf
Roman Arnold, der gewiefte Unternehmer aus der deutschen Rhein-Stadt Koblenz, hat es binnen zwei Jahrzehnten geschafft, zu einer festen Größe im Fahrrad-Business zu werden. 2002 gegründet hat Canyon Bicycles dabei die etablierten Handelsstrukturen ignoriert und ausschließlich den Direktvertrieb über den eigenen Online-Shop gesetzt.
Was den Fachhandel verärgert hat - manche Händler weigern sich immer noch, Canyon-Räder zur Reparatur anzunehmen - hat für das Unternehmen funktioniert. Die Rennräder, Mountainbikes, E-Bikes, Gravelbikes und Triathlonräder der Firma werden auch von Profis gerne gefahren.
Nun dürfte es zu Verschiebungen in der Eigentümer-Struktur kommen. Der Finanzinvestor TSG Consumer Partners, der 2016 bei dem Unternehmen eingestiegen ist und Canyon den Weg in den US-Markt ebnete, steht davor, seine Anteile wieder abzugeben. Gleichzeitig habe sich Berichten zufolge auch Firmengründer Roman Arnold bereit gezeigt, Anteile abzugeben, sodass ein neuer Investor das Unternehmen mehrheitlich übernehmen könnte.
TSG kann Kasse machen
Es wäre der nächste Schritt für den Gründer Roman Arnold, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Per 1. Oktober hat er bereits die Rolle des CEO an den vormaligen COO Armin Landgraf übergeben und selbst in die Funktion des Beirats gewechselt, was er selbst allerdings nur als "einen Gang herunterschalten" bezeichnete. Als Beirat wolle er die Geschäftsführung weiter in allen zentralen Fragen der Entwicklung unterstützen und strategische Weichenstellungen mitbestimmen.
Mit TSG als Partner hat Canyon den Umsatz seit 2016 von 150 Millionen Euro ausgehend mehr als verdoppelt. Mit dem neuen Eigenkapital-Partner soll die nächste Phase der Expansion eingeleitet werden. Reuters-Angaben zufolge hat die Investmentbanking-Boutique Baird bereits Informationspakete an mögliche Bieter wie die Finanzinvestoren KKR, Ardian, Partners, Permira, Vitruvian and General Atlantic verschickt. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge gehört auch die Carlyle Group zu den möglichen Interessenten.
Für TSG wäre der Zeitpunkt, Kasse zu machen günstig. Die Corona-Pandemie hat den Fahrradhandel kräftig angekurbelt. Auch Canyon profitierte davon. Dank eines Umsatzanstiegs von rund 30 Prozent im Geschäftsjahr 2019/2020 rechnet das Unternehmen mit einem Rekordumsatz von 400 Millionen Euro und einem Betriebsgewinn von 54 Millionen Euro. Inklusive Schulden könnte das der Fahrrad-Hersteller bei einem Verkauf mit rund 800 Millionen Euro bewertet werden. Für die mehrheitliche Übernahme könnten rund 500 Millionen Euro fließen.