Nach Facebook-Skandal: Cambridge Analytica stellt Dienste ein
Die britische Datenanalyse-Company Cambridge Analytica und ihre Dachgesellschaft SCL Group stolpern über den Facebook-Datenskandal. Das Unternehmen und die Dachgesellschaft meldeten Insolvenz an. Top-Manager wechselten nach Facebook-Skandal zur neuen Analyse-Firma Emerdata.
Game over - die umstrittene Datenanalyse-Company Cambridge Analytica ist Pleite
Menlo Park/London. Die umstrittene britische Datenanalysefirma Cambridge Analytica und ihre Dachgesellschaft SCL Group sind insolvent. Cambridge Analytica, das im Zentrum des Skandals um den Datenmissbrauch beim Online-Dienst Facebook steht, gab bekannt, es werde "unverzüglich alle Tätigkeiten beenden". Es habe sich gezeigt, dass das Geschäftsmodell nicht länger "rentabel" sei.
Schuldig an der Pleite sind nach Mitteilung der beiden Unternehmen freilich die Medien. Die Medienberichte über die Firma hätten praktisch alle Kunden vertrieben, hieß es zur Begründung. Zugleich seien die Anwaltskosten im Zuge der Ermittlungen zum Datenskandal in die Höhe gegangen, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf informierte Personen.
Beim Facebook-Skandal geht es um das Abschöpfen der Daten von rund 87 Millionen Facebook-Nutzern durch die Datenanalysefirma. Cambridge Analytica erklärte, Informationen zu 30 Millionen Nutzern erhalten zu haben. Die Daten sollen unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump genutzt worden sein. Zudem könnten auch für eine Pro-Brexit-Kampagne Kundendaten von britischen Bürgern in großem Umfang missbraucht worden sein.
Die Experten von Cambridge Analytica galten einst als Datenzauberer hinter dem Wahlsieg Donald Trumps. Die Datenfirma selbst behauptet aber, dabei seien keine Daten von Facebook verwendet worden. Manager von Cambridge Analytica ließen zugleich immer wieder durchblicken, ihre Hilfe bei der gezielten Wähleransprache im Internet habe zu Trumps Wahlsieg beigetragen.
Doch dann löste die Firma den aktuellen Facebook-Datenskandal aus - und der brach ihr das Genick. Cambridge Analytica hatte von einem Cambridge-Professor Daten von Millionen Facebook-Nutzern erhalten, die er über eine Umfragen-App gesammelt hatte. Dabei hatten nur einige hunderttausend Nutzer an der Umfrage teilgenommen. Die restlichen Informationen stammten von Facebook-Freunden der Umfrageteilnehmer, zu deren persönlichen Daten die App nach damaliger Funktionsweise des Online-Netzwerks auch Zugang hatte.
Top-Manager schon weg
Der Sender NBC berichtete, Cambridge-Analytica-Investorin Rebekah Mercer und diverse Top-Manager des Unternehmens seien bereits kurz vor Ausbruch des Skandals bei einer neuen Datenanalyse-Firma mit dem Namen Emerdata an Bord gegangen. Darunter sei der Technologie-Chef von Cambridge Analytica, Alexander Tayler. Die Firma sei in New York an derselben Adresse wie die dortige Filiale von Cambridge Analytica angemeldet worden.
Rebekah Mercer leitet die konservative Mercer-Stiftung. Zusammen mit ihrem Vater, dem Milliardär Robert Mercer, gehörte sie zu den einflussreichsten Unterstützern von Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl 2016.
Für Facebook entwickelte sich die Daten-Affäre zu einem PR-Debakel. Das Netz hatte die Schlupflöcher bereits 2014 dichtgemacht und die Weitergabe der Daten durch den Professor als "Vertrauensbruch" bezeichnet. Dennoch stürzte der Fall auch Facebook in eine Krise und brachte das weltgrößte Online-Netzwerk unter anderem dazu, den Zugang von Software-Entwicklern zu Nutzerinformationen einzuschränken.
Cambridge Analytica beurlaubte im Zuge des Skandals den Firmenchef Alexander Nix, nachdem er vor der versteckten Kamera eines Journalisten mit Methoden wie Erpressung geprahlt hatte. Nix sagte später zu seiner Verteidigung, er habe nur bei der Unterhaltung mitgespielt.
Am Mittwoch bekräftigte Cambridge Analytica, dass das Unternehmen im Rahmen der Gesetze gehandelt habe und die Vorwürfe falsch seien. Das habe auch eine unabhängige Untersuchung bestätigt.