EY verliert wegen Wirecard-Skandal Prüfmandate
Die EY-Wirtschaftsprüfer haben DWS als Kunden verloren. Auch die Commerzbank wird den Prüfer wechseln. Die Deutsche Bank will vorerst nicht an EY-Prüfmandat rütteln. EY prüfte ein Jahrzehnt lang die Bilanzen von Wirecard.
Frankfurt. Die Deutsche-Bank-Tochter DWS lässt wegen des Wirecard-Skandals ihre Bilanzen nun doch weiter von KPMG prüfen. Entgegen seiner bisherigen Präferenz habe sich der DWS-Aufsichtsrat entschieden, EY doch nicht als Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2020 vorzuschlagen, teilte die Fondsgesellschaft am Dienstag in ihrer Einladung zur Hauptversammlung am 18. November mit.
Die Deutsche Bank will dagegen bisher an EY als Abschlussprüfer festhalten.
"Diese Entscheidung wurde vorsorglich, einvernehmlich und unter sorgfältiger Abwägung getroffen, um mögliche zukünftige Konflikte zu vermeiden, die sich aus EYs Rolle als Abschlussprüfer der Wirecard AG ergeben können", sagte ein DWS-Sprecher. Die Fondsgesellschaft prüfe rechtliche Schritte gegen Wirecard und andere involvierte Parteien. Die DWS zählte eine Zeit lang zu den größten Wirecard-Aktionären und hatte damit viel Geld ihrer Anleger in den Zahlungsabwickler investiert.
EY hatte die Bilanzen von Wirecard ein Jahrzehnt lang geprüft, aber erst im Juni ein 1,9 Mrd. Euro großes Loch in den Büchern des mittlerweile insolventen Zahlungsabwicklers entdeckt. Die Reputation von EY hat schweren Schaden genommen, auf das Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen rollt eine Klagewelle zu und die Wirtschaftsprüfer-Aufsicht Apas ermittelt. EY bedauerte die Entscheidung der DWS. "Wir hätten uns natürlich ein anderes Ergebnis gewünscht, möchten aber betonen, dass wir weiterhin im guten und konstruktiven Dialog mit der DWS sind", sagte ein Sprecher. Das Prüfungsmandat für EY galt bis vor wenigen Monaten als so gut wie sicher. Die prüferische Durchsicht des Halbjahresabschlusses 2020 der DWS sei bereits in deren Händen gelegen, sagte der DWS-Sprecher.
Anders als die Fondsgesellschaft haben die Aktionäre der Deutschen Bank EY schon zum Abschlussprüfer für 2020 bestellt. Ihre Hauptversammlung fand bereits im Mai statt. An der Entscheidung will das Institut nicht rütteln. "Die Deutsche Bank erwägt keinen Wechsel des Abschlussprüfers für 2020", sagte ein Sprecher. "Unsere Aktionäre haben EY auf der Hauptversammlung 2020 ordnungsgemäß ernannt. Wir werden alle weiteren Entwicklungen aufmerksam verfolgen und ihre Auswirkungen auf die Bank analysieren."
Die Commerzbank kehrt ihrem Wirtschaftsprüfer EY den Rücken. "Der Aufsichtsrat der Commerzbank hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen, der Hauptversammlung 2021 einen Wechsel des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2022 vorzuschlagen", teilte eine Sprecherin des Frankfurter MDax-Konzerns am Mittwoch auf Anfrage mit.