Ex-Wirecard-Chef Markus Braun angeklagt

Im Betrugsskandal um den Finanzdienstleister Wirecard hat die Münchner Staatsanwaltschaft Anklage gegen den früheren Vorstandschef Markus Braun erhoben. Dem Österreicher und zwei weiteren früheren Spitzenmanagern wird "bandenmäßiges Vorgehen" vorgeworfen. Brauns Verteidiger beteuern Unschuld.

Markus Braun, früherer Wirecard CEO

Markus Braun, früherer Wirecard CEO

Im größten Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte hat die Münchner Staatsanwaltschaft Anklage gegen den früheren Wirecard-Vorstandschef, den Österreicher Markus Braun, erhoben. Die Ermittler werfen Braun und zwei weiteren ehemaligen Spitzenmanagern des einstigen DAX-Konzerns "bandenmäßiges Vorgehen" vor. Über seinen Pressesprecher beteuerten Brauns Verteidiger die Unschuld ihres Mandanten und erhoben schwere Vorwürfe gegen die Ermittler.

Braun und die weiteren ehemaligen Spitzenmanager sollen nach den Vorwürfen der Ermittler seit 2015 die Bilanzen gefälscht und kreditgebende Banken um insgesamt 3,1 Mrd. Euro geschädigt haben - davon 1,7 Mrd. Euro an Krediten und weitere 1,4 Mrd. Euro an Schuldverschreibungen.

Bilanzfälschungen und Scheinbuchungen

Laut Anklage waren die Wirecard-Bilanzen von 2015 bis 2018 falsch - eine geprüfte Bilanz für 2019 kam schon nicht mehr zustande. Im Juni 2020 meldete die einst als deutsches Technologie-Vorzeigeunternehmen geltende Wirecard Insolvenz an. Auslöser waren bis heute vermisste 1,9 Mrd. Euro, die angeblich auf Treuhandkonten verbucht waren.

Laut Ermittlungen waren dies jedoch Scheinbuchungen großen Stils. Wirecard wickelte als Zahlungsdienstleister Kreditkartenzahlungen an Ladenkassen und im Onlinehandel ab. Die mutmaßlich nicht existenten Milliarden wurden als Erträge von Partnerfirmen verbucht, die angeblich im Wirecard-Auftrag Zahlungen abwickelten.

Braun - der Kopf oder ein Opfer?

Der Österreicher Braun sitzt seit 22. Juli 2020 ununterbrochen in Untersuchungshaft. Laut Anklage erfanden Braun, der frühere Chefbuchhalter und der Leiter der Wirecard-Tochter in Dubai äußerst ertragreiche Geschäfte, vor allem in Asien. "Der Angeschuldigte Dr. B. wusste, dass mit Übernahme der unrichtigen Buchungszahlen die Konzernbilanz ebenfalls falsch wurde, und unterzeichnete als CEO gleichwohl die jeweiligen Abschlüsse", schrieben die Staatsanwälte in ihrer Mitteilung.

Brauns Verteidiger hingegen stellten Braun als Opfer dar: "Die Anklage leidet an gravierenden Mängeln und geht von einem völlig falschen Tatbild aus." Im weiteren Verfahren werde sich erweisen, dass "Dr. Braun nie Teil einer Bande war, die Millionensummen hinter seinem Rücken veruntreut hat, dass er nichts von den Machenschaften dieser Bande gewusst und schon gar nicht von diesen profitiert hat." Dies zielt auf den seit Sommer 2020 untergetauchten ehemaligen Vertriebsvorstand, den Österreicher Jan Marsalek, gegen den die Staatsanwaltschaft gesondert ermittelt.

Braun verteidigt sich mit dem Argument, er sei nicht Betrüger, sondern Betrogener. Vor Gericht wird er sich auf bohrende Fragen einstellen müssen: Wie war es möglich, dass der Konzernchef fünf Jahre lang von Milliardenbetrug vor seiner Nase nichts mitbekommen haben will? Manipulationsvorwürfe gegen Wirecard gab es seit über einem Jahrzehnt. Doch der Vorstandschef hatte jegliche Kritik stets in Bausch und Bogen für völlig haltlos und frei erfunden erklärt. Eine Verurteilung wegen Betrugs setzt voraus, dass der Angeklagte mit voller Absicht handelte - einen Straftatbestand des fahrlässigen Betrugs gibt nicht.

Siehe dazu auch den Artikel: "Wirecard: Betrug oder Fälschung?"

3 Milliarden Euro Schaden

Bevor es zum Prozess kommt, muss im nächsten Schritt das Landgericht München entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird. Manipulationsvorwürfe gegen Wirecard gab es seit vielen Jahren, aufgedeckt worden war der Skandal von der britischen "Financial Times". Braun ist durch den Kollaps seines Unternehmens selbst ruiniert worden, da er nahezu sein gesamtes Vermögen in Wirecard-Aktien angelegt hatte.

Der mutmaßliche Betrugsschaden von über 3 Mrd. Euro übersteigt zumindest in absoluten Zahlen und nicht inflationsbereinigt alle seit 1945 in Deutschland bekannt gewordenen Fälle. Bisheriger Rekordhalter ist das Unternehmen Flowtex, das mit dem Verkauf nicht existenter Bohrmaschinen in den 1990er Jahren einen Betrugsschaden von 2 Mrd. Euro anrichtete. Im VW-Skandal waren die Folgekosten für den Autokonzern mit an die 30 Mrd. Euro zwar noch ungleich höher, aber dabei ging es nicht um Finanzschwindel.

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