Eurozone: Firmen optimistischer als erwartet
Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone - ein Indikator für die wirtschaftlichen Aktivitäten von Industrie und Dienstleistern - ist im Mai kräftiger als erwartet angezogen. Wie die Stimmung in Industrie und Dienstleistungssektor in China, den USA und Großbritannien derzeit ist.
Die Auftragsbücher der Firmen füllen sich wieder.
Die extrem schlechte Stimmung in der Wirtschaft der Eurozone hat sich im Mai etwas stärker aufgehellt als erwartet. Wie das Marktforschungsinstitut IHS Markit am Mittwoch in London in einer zweiten Schätzung mitteilte, stieg der von ihm erhobene Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Gesamtwirtschaft um 18,3 Punkte auf 31,9 Punkte.
Volkswirte hatten im Schnitt lediglich eine Bestätigung der Erstschätzung von 30,5 Punkten erwartet. Im April hatte der Indikator noch mit 13,6 Punkten den niedrigsten Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 1998 erreicht.
Der Indikator für den Dienstleistungssektor stieg um 18,5 Punkte auf 30,5 Punkte. Auch hier war eine Bestätigung der Erstschätzung erwartet worden. In Spanien und Italien erholte sich dieser Indikator etwas stärker als erwartet. In beiden Ländern wird keine Erstschätzung durchgeführt.
Alle Daten liegen allerdings weiter deutlich unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Sie signalisieren also weiterhin ein starkes Schrumpfen der wirtschaftlichen Aktivität."Die finalen PMI-Daten zeigen das ganze Ausmaß des Konjunktureinbruchs in der Eurozone und den abermals drastischen Wachstumsrückgang in den einzelnen Ländern", erklärte Chris Williamson, Chef-Volkswirt bei IHS Markit. "Folglich dürfte das Eurozone-Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal in beispiellosem Tempo sinken und die Arbeitslosigkeit in der Währungsunion so stark steigen wie nie zuvor."
Preise von Gütern und Dienstleistungen sinken
Für Deutschland zeichnete sich eine Verlangsamung der Inflation im Privatsektor ab. Der verschärfte Wettbewerb unter den Firmen drückte die Verkaufspreise für Güter und Dienstleistungen. Allerdings waren viele Entscheider noch in der Lage, durch gesunkene Kosten Nachlässe zu gewähren. Schlechte Nachrichten gab es erneut vom deutschen Arbeitsmarkt. Jobverluste häuften sich weiter, wenngleich sich der Servicesektor, der zu Beginn des Lockdowns die meisten Stellenstreichungen verzeichnet hatte, im Berichtsmonat etwas beruhigt hat. Dafür wurde er im Mai in puncto Personalabbau von der Industrie überholt, so das Resmüe von Phil Smith, Ökomom bei IHS Markit.
In Großbritannien hat sich die Stimmung in der Industrie im Mai etwas von ihrem jüngsten Einbruch erholt. Wie das Marktforschungsinstitut IHS Markit am Montag in London in einer zweiten Schätzung mitteilte, stieg der von ihm erhobene Einkaufsmanagerindex um 8,1 Punkte auf 40,7 Zähler. Im April war der Indikator als Folge der Corona-Krise noch auf ein Rekordtief von 32,6 Punkte gefallen.
China erholt sich am schnellsten
In China machte der Einkaufsmanagerindex (PMI) "Caixin" im Mai den größten Sprung seit mehr als neun Jahren. Der Index sprang von 48,4 im Vormonat auf 50,7 Punkte. Caixin fokussiert stärker auf private und mittelständische Unternehmen, während der amtliche Index mehr Staatsbetriebe erfasst. Ein Wert über 50 deutet auf Expansion des verarbeitenden Gewerbes. Die Stimmung gilt insgesamt jedoch noch als gedrückt, da die Exportaufträge in der Coronavirus-Krise durch eine geringere Nachfrage merklich gefallen sind. "Während die Industrieproduktion weiter etwas schneller zulegt, hat sich die gesamte Kauflust wegen der schwachen ausländischen Nachfrage nur leicht verbessert", sagte "Caixin"-Ökonom Wang Zhe.
US-Stimmungsindaktoren enttäuschen
Die Stimmung in der US-Industrie hat sich im Mai nicht so deutlich aufgehellt wie von Experten erwartet. Der Einkaufsmanagerindex ISM stieg von 41,5 Punkten im Vormonat auf 43,1 Punkte, wie das Institute for Supply Management mitteilte. Das Geschäft vieler Dienstleister hängt jedoch auch vom Zustand der Industrie ab. Der Dienstleistungssektor leidet noch stark unter der Krise. Ist dieser doch besonders von den Einschränkung des öffentlichen Lebens betroffen.