Eurogruppen-Chef warnt: Potenzielles Wachstum in Eurozone zu gering
Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem drängt die Eurostaaten angesichts der Wachstumsschwäche zu mehr Reformanstrengungen. "Wir können uns nicht zurücklehnen und uns entspannen. Das potenzielle Wachstum in der Eurozone ist nicht genug", sagte Dijsselbloem bei einem Vortrag Donnerstagabend in Alpbach.

"Um unsere Währungsunion wirtschaftlich und politisch zu stärken, müssen wir die Konvergenz-Maschine neustarten." Die Eurozonenländer sollten eine Konvergenz ihrer Arbeits- und Produktmärkte sowie Investitionen erreichen, um ein Auseinanderdriften zu verhindern. Dafür müssten die Länder ihre nationalen Politikmaßnahmen stärker angleichen.
Vor einem Jahr habe die Eurozone als Belastung für die Weltwirtschaft gegolten, nun sei sie eine der stärksten Regionen, so der Eurogruppen-Chef. Die Situation in Griechenland habe den Aufschwung in anderen Ländern aber nicht beschädigt. Griechenland benötige nun eine ambitionierte Implementierung des Hilfsprogrammes und politische Stabilität. Andere Reformländer hätten sich hingegen wieder stark erholt.
Dijsselbloem lieferte in seiner Rede eine kritische Analyse der Boomphase vor der Wirtschaftskrise 2008/09: Es habe "leider ein Großteil des Wachstums auf billigen Krediten basiert". Diese Kredite seien für Konsum und Investment in den falschen Sektoren der Volkswirtschaft eingesetzt worden, anstatt the strukturelle Stärke der Wirtschaft zu verbessern. "Wir haben Schulden aufgenommen, um Wohlstand zu finanzieren." Nach der Wirtschaftskrise seien die Euroländer wieder auseinandergedriftet.
Lobende Worte fand der Eurogruppen-Chef für Österreich: Es habe eine starke Wirtschaftsleistung in Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und habe in den vergangenen zwei Jahrzehnten sicherlich ein Exempel statuiert. Die Arbeitslosigkeit sei relativ gering und die Erwerbsbeteiligung hoch. Die österreichische Regierung habe eine umfassende Steuerreform verabschiedet, in der der Eingangssteuersatz reduziert wurde.
Die Wirtschaft in der Eurozone ist laut Eurostat im zweiten Quartal gegenüber dem ersten um 0,3 Prozent gewachsen. In der EU und in der Eurozone betrug das Wachstum im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal 0,4 Prozent.
