Digitalisierung: Herausforderung für Versicherungen
Die Digitalisierung hält auch in der Versicherungsbranche Einzug. Etablierte Vertriebsmodelle durch Versicherungsberater und Generalagenturen kommen dadurch unter Druck. Einer Deloitte-Studie zufolge soll der europäische Markt für digital gestützter Kfz-Versicherungen im Jahr 2020 bereits rund 15 Milliarden Euro schwer sein.
Auf die Versicherungsbranche kommen in den nächsten Jahren deutliche Veränderungen zu. Die Digitalisierung wird massiv Einzug in die bislang noch von eher traditionellen Vertriebsstrukturen geprägte Branche halten. Viele Dienstleistungen, die derzeit noch überwiegend von Versicherungsmaklern und Generalagenturen geleistet werden, werden in das Internet verlagert. Online-Preisvergleiche machen die Angebote für die Kunden transparenter und die Bindungen der Kunden zu einem bestimmten Versicherer oder gar Generalanbieter werden aufgeweicht.
Eine nun von Deloitte beispielhaft für das Segment der Kfz-Versicherungen durchgeführte Studie, für die 15.000 Kunden in elf europäischen Ländern davon über 1.000 in Österreich befragt wurden, zeigt, wie einschneidend die Veränderungen sind. In den nächsten drei bis vier Jahren, bis 2020, wird das Marktvolumen für digital vertriebene und gestützte Kfz-Versicherungen europaweit auf etwa 15 Milliarden Euro ansteigen. In Österreich soll demnach dann bereits jede achte Kfz-Versicherung (zwölf Prozent) online angestoßen oder sogar abgeschlossen werden.
Wechselwillige Kunden
Doch nicht nur das Geschäft verlagert sich. Die Kunden beginnen auch vermehrt die Möglichkeiten des Internets zum Angebots- und Preisvergleich zu nutzen, das sich auf die Wechselwilligkeit niederschlägt. Immer mehr Kunden sind bereit, den Anbieter zu wechseln. Im Rahmen der Studie gaben bereits 15 Prozent aller Befragten an, dass sie einen Wechsel in Betracht ziehen.
Um die Kunden zu überzeugen, neue zu gewinnen und alte zu halten, müssen die Versicherungen neue digitale Angebote kreieren; Produkte, die über die reine, gesetzlich vorgeschriebene Risikoabdeckung hinausgehen. Eine wesentliche Rolle spielen dabei Big-Data-Lösungen, bei denen etwa Daten aus dem Fahrverhalten berücksichtigt werden. Vorstellbar sind in diesem Zusammenhang auch intensivere Partnerschaften zwischen Versicherungskonzernen und Automobilherstellern. "Durch Digitalisierung und Big Data wird der Markt in eine ganz neue Dynamik versetzt“, erklärt Karin Mair, Partnerin und FSI Insurance Leader bei Deloitte Österreich.
Problem Datenschutz
Etwas gebremst wird das Tempo der Digitalisierung und der Verlagerung des Geschäfts ins Internet allerdings durch die Skepsis der Kunden hinsichtlich der Garantie des Datenschutzes. Die Deloitte-Studie zeigt jedoch, dass immerhin schon 28 Prozent der Österreicher kein Problem damit hätten, ihre Daten an Versicherungen weiterzugeben (siehe untenstehende Grafik). Damit ist der Anteil derer, die ihre Daten weitergeben würden, um in den Genuss von neuen Dienstleistungen oder günstigeren Tarifen zu kommen, schon fast ebenso groß wie der Anteil derjenigen, die keinesfalls wollen, dass ihre Daten an Versicherungen übermittelt werden. Besonders kritisch sehen die Befragten in diesem die Weitergabe von Informationen an Soziale Medien, Suchmaschinen und Online-Händler.

zu den datenbasierten Services, die von den Autofahrern am stärksten begrüßt werden, gehören dagegen ein kostenloser Pannendienst, eine automatische Notfallhilfe, Diebstahls- und Auffindungsmeldungen sowie ein kostenloser Ölwechsel oder gar ein Autoservice. Weniger gut kommen Dienstleistungen an, die nicht unmittelbar mit dem Auto zu tun haben. Ähnliches gilt für Dienstleistungen, die sich mit dem Fahrverhalten beschäftigen. Hier befürchten viele Kunden, dass es sich nachteilig auf sie auswirken könnte. Die Rolle des Versicherers verändert sich hin zu einem Netzwerker, der zahlreiche Dienstleitungen rund um Auto und Mobilität koordiniert – wie etwa Fernwartung, Flottenmanagement und Car Sharing, aber auch Zahlungssysteme, Navigation und Infotainment.
„Versicherungsunternehmen, die zusätzlich zu ihren Kernaufgaben neben Versicherungs- und Schadensmanagement auch als Servicedienstleister agieren, werden künftig auf dem Markt im Vorteil sein", meint Versicherungsexpertin Mair. Mit einem attraktiven Portfolio an digitalen Services könnten sich die Versicherer positionieren. Allerdings müssten die Versicherer auch den Bedenken in Bezug auf Datenmissbrauch und Intransparenz ernsthaft und wirksam begegnen. Mair: „ Es muss klar sein, dass die Daten professionell vor Missbrauch geschützt werden, insbesondere im Zusammenhang mit Cybercrime. Wer mit seinen Produkten auch die Skeptiker überzeugen kann, wird klar im Vorteil sein.“
Service
Download der Deloitte European Motor Insurance Studie. Zum Download klicken Sie bitte hier oder auf die untenstehende Abbildung.
