Deutsche Post wildert in Österreichs Paketmarkt
Die Deutsche Post will künftig auch in Österreich Pakete zustellen und greift damit die Post des Nachbarlandes im wichtigen Wachstumsmarkt Online-Handel an. Der Bonner Konzern plant bis 2016 den Aufbau eines eigenen Paketnetzwerks in Österreich und investiert dafür einen dreistelligen Millionenbetrag. "Wir wollen klare Nummer 2 werden" , so eine DHL-Sprecherin.

Damit wurde wahr, was der Chef der Österreichischen Post AG, Georg Pölzl, bei der Präsentation der Halbjahreszahlen befürchtet hatte. Starten will die Deutsche Post am 1. September, eine Zentrale des Geschäftsbereichs DHL Paket in Wien gebe es bereits, so die Deutschen. Mehrere Tausend Arbeitsplätze könnten durch das neue Zustellnetz geschaffen werden.
"Nach den Benelux-Ländern, Polen, der Tschechischen Republik und der Slowakei erschließt der im letzten Jahr ins Leben gerufene europäische Paketbereich von Deutsche Post DHL Group mit Österreich ein weiteres Land mit großem E-Commerce-Potenzial", so die Deutsche Post in einer Aussendung. Bis Jahresende, "wollen wir klare Nummer 2 werden", sagt eine DHL-Sprecherin Dunja Kuhlmann.
"Es wird eine Übergangsphase geben, aber ab Jahresbeginn 2016 planen wir, die Pakete in Österreich über unser eigenes Netzwerk zuzustellen", so Kuhlmann.
Gewerkschaft warnt vor Lohn-Dumping
Als Bedrohung sieht man den Einstieg der Deutsche-Post-Tochter DHL in Österreich bei der Post-Gewerkschaft. Gewerkschaftsvorsitzender Helmut Köstinger warnt vor dem Verlust von "tausenden" Arbeitsplätzen bei der österreichischen Post aufgrund eines unfairen Wettbewerbs, da die Paketbranche im Ausland oftmals mit "Tagelöhnern" arbeite.
Köstinger sieht auch gar keinen Bedarf nach einem neuen Mitbewerber: "Der Österreichische Paketmarkt ist bereits heute bestens versorgt und unsere PostzustellerInnen leisten täglich ein tolles Service und beste Qualität für unsere Kunden." Sollte DHL "Preis- und Lohndumping" betreiben, werde es gewerkschaftlichen Widerstand geben, kündigte Köstinger an.
Kampf um die Spitze am österreichischen Paketmarkt
Ein Sprecher der Österreichischen Post sagte, sein Unternehmen nehme den Schritt des Wettbewerbers sehr ernst. "Die Deutsche Post ist schließlich nicht irgendwer." Die Österreichische Post ist größter Anbieter in ihrem Heimatmarkt - und will die Position verteidigen. "Wir haben ein vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis und eine super Qualität und das muss die Deutsche Post erst einmal zusammenbringen", unterstrich der Sprecher.
Immer mehr Verbraucher bestellen bei Online-Händlern wie Amazon Waren, die die Deutsche Post oder ihre Konkurrenten an Haushalte ausliefern. Die Deutsche Post wächst in dem Bereich rasant, in den Benelux-Ländern, Polen, Tschechien und der Slowakei betreibt sie eigene Netzwerke. Die Sparte hatte den Umsatz im zweiten Quartal um 12,2 Prozent gesteigert.

Packerl einen Tag nach Versand beim Empfänger in Österreich
In Österreich will die Post nun auch Paketshops und Packstationen aufbauen. Zustellzeiten aus Deutschland sollen zudem verkürzt werden - sie sollen durchschnittlich einen Tag nach dem Versand beim Empfänger in Österreich eintreffen, versprach die Post. Diese Ankündigung dürfte auch der heimische Konkurrent mit Interesse verfolgen: Die Deutsche Post ist ein wichtiger Geschäftspartner der Österreicher, rund 60 Prozent des Paketaufkommens der Österreichischen Post im Online-Handel stammen aus Deutschland.
Die Deutschen liefern bisher bis zur Grenze, dann übernehmen die Österreicher. Der wichtigste Versandhändler für Österreich, das US-Unternehmen Amazon, liefert von Deutschland aus.
Die Österreichische Post befindet sich noch zur Hälfte in Staatsbesitz und ist ihrerseits in Deutschland im Paketbereich aktiv - allerdings läuft das Geschäft der dortigen trans-o-flex mehr schlecht als recht. Einen Verkauf hat Pölzl zuletzt nicht ausgeschlossen. Die wichtigsten Konkurrenten sind hier DPD und die Deutsche Post, die gleichzeitig auch Auftraggeber der Österreichischen Post ist.