Lage und Erwartungen deutscher Firmen brechen ein

Seit 2009 waren die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung mittelständischer Unternehmen in Deutschland nicht mehr so mies, wie derzeit. Welche Branchen am stärksten betroffen sind, wie es um die Qualität ihrer Bilanzen steht und wie sich die aktuelle Geschäftslage verändert hat.

Lage und Erwartungen deutscher Firmen brechen ein

Der deutsche Mittelstand bekommt die Folgen des schwierigen weltwirtschaftlichen Umfelds zu spüren. Vor allem Mittelständler im Metall-, Automobil- und Maschinenbau sind betroffen. Dies geht aus der aktuellen Studie „Mittelstand im Mittelpunkt“ hervor, in der die jüngsten Ergebnisse der Mittelstandsumfrage der DZ BANK und der VR Bilanzanalyse des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken Raiffeisenbanken (BVR) gebündelt werden. Die Ergebnisse der Umfrage im Detail:


Erwartungen auf dem niedrigsten Stand seit dem Rezessionsjahr 2009

Grund für die erhebliche Verschlechterung dafür sind die veränderten Rahmenbedingungen: Der schwächeren Welthandel, die Handelsstreitigkeiten und der Brexit haben sich die Rahmenbedingungen für den deutschen Mittelstand erheblich verschlechtert“, so Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ BANK. Im Zuge dessen seien die Geschäftserwartungen der befragten Unternehmen regelrecht eingebrochen und auf den niedrigsten Stand seit dem Rezessionsjahr 2009 gefallen. Der Saldo der Erwartungen gab gegenüber der letzten Umfrage vom Frühjahr um deutliche 24,1 Punkte auf 0,4 Punkte nach.

Aktuelle Lage hat sich merklich verschlechtert
"Wir sehen nicht nur einen deutlichen Einbruch der Erwartungen, sondern beobachten auch eine merklich schlechtere Bewertung der aktuellen Geschäftslage, auch wenn das aktuelle Stimmungsbild weiterhin auf eine grundsolide Verfassung der Unternehmen schließen lässt“, so Berghaus weiter. Demnach befindet sich der Saldo der Geschäftslage mit 61,8 Punkten nach wie vor deutlich über seinem langjährigen Durchschnittswert von 46 Punkten.

Furcht vor schlechter Auftragslage hat sich verdoppelt
Da die Konjunktur abkühlt, nimmt die Sorge um die Auftragslage zu. Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Anteil der Unternehmen, die in der Auftragslage ein Problem sehen, fast verdoppelt. Mittlerweile bereitet die Auftragslage wieder nahezu einem Drittel der befragten Mittelständler Sorgen. Dennoch halten die Unternehmen an ihrer Beschäftigungsoffensive fest. Gegenüber der Frühjahrsumfrage gab der Saldo aus geplanten Einstellungen und sinkenden Personalbeständen jedoch deutlich von 18,3 Punkten auf 7,3 Punkte nach.

Lust zu investieren, geht wiederholt zurück
Auch die Investitionsneigung im Mittelstand sank zum vierten Mal in Folge, wenn auch nur gering. so wollen immer noch etwas über drei Viertel der Mittelständler im nächsten halben Jahr in ihr Unternehmen investieren.

Auslandsengagement wird weiter zurückgefahren
Angesichts des schwierigen globalen Umfelds fahren die mittelständischen Unternehmen ihr Auslandsengagement bereits zum dritten Mal in Folge zurück. Damit liegt das aktuelle Niveau so niedrig wie noch nie seit Beginn der Erhebung dieser Frage im Frühjahr 2011. Dennoch sind immer noch 52,7 Prozent im Ausland aktiv. Die Mittelständler können sich dementsprechend nicht komplett von den Auswirkungen des Handelskonflikts zwischen den USA und China abschotten. Immerhin jeweils rund 12 Prozent der Befragten haben selbst Kunden in den USA und China.

Nur 30 Prozent rechnen mit Strafzöllen
Indirekt betroffen sind noch mehr: So hat jeweils mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen Kunden, die in den Vereinigten Staaten oder in China engagiert sind. Nur knapp 30 Prozent der Befragten rechnet mit US-Strafzöllen auf Autos aus der Europäischen Union. Auch der Brexit wirft immer noch seine Schatten voraus. Besonders ein weiterhin möglicher No-Deal-Brexit bereitet den Mittelständlern Sorgen.

Fachkräftemangel weiterhin ein großes Problem
Der Fachkräftemangel stellt zusammen mit Bürokratie weiterhin das größte Problemfeld für den deutschen Mittelstand dar. Zusätzlich verstärkt wird er in den nächsten zehn Jahren durch den Ruhestand vieler Beschäftigter. Eine große Zahl der frei werdenden Stellen soll neu besetzt werden, gaben drei Viertel der Befragten an. Die Digitalisierung könnte die Auswirkungen des Fachkräftemangels lindern – doch daran glaubt nur rund ein Viertel der Befragten. Die Mittelständler setzen bereits verschiedene Maßnahmen ein, um die negativen Folgen des Altersstrukturwandels zumindest etwas einzudämmen. So bieten rund sechs von zehn Unternehmen eine mögliche Beschäftigung über das Rentenalter hinaus sowie Maßnahmen zur Gesundheitsprävention an.

Bau und Dienstleister stehen gut da
Doch es gibt auch Lichtblicke. Demgegenüber zeigen sich andere Bereiche wie der Bau, das Ernährungsgewerbe oder die Dienstleister immer noch vergleichsweise unbeeindruckt von den globalen Problemen.Zudem sind die Firmen dank allgemein merklich gestiegener Eigenkapitalpuffer gut vorbereitet für eine eventuell eintretende Krise.

Solide Verfassung, verbesserte Qualität der Bilanzen
„Die noch immer solide Grundverfassung des Mittelstands zeigt sich auch in der weiteren Verbesserung der Bilanzqualität der Unternehmen“, erläutert BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin. Trotz der schwächeren Konjunktur sei der Bilanzqualitätsindex 2018 gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Punkte auf 128,2 Punkte gestiegen. Wichtigster Treiber des Bilanzqualitätsindexes bleibt die Verbesserung der Eigenkapitalausstattung. So ist die durchschnittliche Eigenkapitalquote der mittelständischen Firmenkunden von Volksbanken und Raiffeisenbanken von 7,5 Prozent 2001 auf zuletzt 27,8 Prozent im Jahre 2018 gestiegen. „Sollte die deutsche Wirtschaft in eine Rezession abgleiten, dürften die Folgen durch die in der Breite hohen Eigenkapitalpolster gemildert werden“, so Martin weiter.

Datenbasis der Umfrage
Die Daten für die VR Mittelstandsumfrage wurden in der Zeit vom 11. September bis 18. Oktober 2019 im Rahmen einer telefonischen Umfrage erhoben. Die Stichprobe von 1.500 Unternehmen ist repräsentativ; befragt wurden Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer Unternehmen in Deutschland. Grundlage für die VR Bilanzanalyse sind die Jahresabschlüsse (Bilanzen und Erfolgsrechnungen), der mittelständischen Firmenkunden.

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