Nach Cyberbetrug bei FACC: Finanzchefin muss gehen

50 Millionen Euro sind beim oberösterreichischen Luftfahrtzulieferer FACC Mitte Jänner durch einen Betrug verschwunden. Als Konsequenz muss nun die Finanzvorständin gehen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen noch, doch anscheinend wurde der Finanzbuchhaltung eine falsche Identität vorgespielt.

Nach Cyberbetrug bei FACC: Finanzchefin muss gehen

Betrüger erbeuteten beim oberösterreichischen Luftfahrtzulieferer FACC 50 Millionen Euro.

Am 20. Jänner hatte FACC über den Betrug informiert, zu Details hielt sich das mehrheitlich in chinesischem Besitz stehende Unternehmen aber unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen der Korruptionsstaatsanwaltschaft bisher bedeckt. Mittwochfrüh folgte dann der Paukenschlag: Die Finanzchefin muss ihren Platz räumen. Am Dienstag hatte der Aufsichtsrat getagt.

Das Mandat von Frau Minfen Gu als Finanzvorständin der FACC AG ende mit sofortiger Wirkung, heißt es in der Aussendung. Der Vorstand sei daran, die Finanzabteilung grundlegend neu aufzustellen sowie Schadenersatz- und Versicherungsansprüche zu verfolgen.

Zur seiner Unterstützung bei der Neuaufstellung der Finanzabteilung hat der Aufsichtsrat sein bisheriges Mitglied Yongsheng Wang interimsmäßig zum Mitglied des Vorstands bestellt.

Falsche Identität vorgespiegelt

Der Betrug erfolgte, indem der Finanzbuchhaltung von Außenstehenden eine falsche Identität vorgespielt wurde. Das gab das Unternehmen unter Berufung auf den derzeitigen Stand der forensischen und kriminalpolizeilichen Untersuchungen bekannt.

Bei dieser Betrugsmasche, die den Sicherheitsbehörden unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt ist - "Fake President Fraud", "CEO Fraud" oder "Business E-Mail Compromise" - wird der Finanzabteilung in Mails täuschend echt vorgespiegelt, ein Vorgesetzter gebe die Anweisung Geld zu überweisen. Im Fall von FACC ging es auf Konten in Asien und eines in der Slowakei, insgesamt rund 50 Millionen Euro. Die IT-Infrastruktur, Datensicherheit, IP-Rechte sowie die operativen Bereiche von FACC seien von den kriminellen Aktivitäten nicht betroffen, teilte FACC mit. Es seien keine Hinweise auf Malware identifiziert worden.

Anlagevertreter fordern Aufklärung

Anlagevertreter Wilhelm Rasinger erklärte am Dienstag, er sei mit der derzeitigen Informationspolitik jedenfalls alles andere als zufrieden: "FACC agiert eher wie ein technikergeführtes KMU als ein börsenotiertes Unternehmen. Die Verantwortlichen sind sich anscheinend nicht der Größe und Bedeutung ihres Unternehmens bewusst", kritisiert er in der Dienstags-Ausgabe des "Wirtschaftsblatt" und verlangt, "dass die Sache aufgearbeitet und die Öffentlichkeit informiert wird". "Das schließt auch personelle Konsequenzen mit ein", so Rasinger weiter.

Verantwortung liegt beim Finanzchef

Sollte das Management keine Vorkehrungen gegen Cyber-Kriminalität getroffen haben, könnte der Fall sogar strafrechtliche Relevanz haben, betonte Rasinger. "Da fragt man sich schon, wie das Unternehmen im Finanzbereich aufgestellt ist und wo das Leck war. Die Verantwortung liegt hier beim Finanzchef."

Friedrich Huemer, Vorstandschef des börsenotierten Autozulieferers Polytec und FACC-Aktionär, schließt sich der Forderung nach Aufklärung an: Es müsse neben der "offensichtlich großen kriminellen Energie von außen" auch intern zu Unregelmäßigkeiten oder grob fahrlässigem Verhalten gekommen sein, vermutet er angesichts des hohen Schadens. "Die Verantwortlichen sollten umgehend zurücktreten oder abberufen werden", fordert Huemer. Sollte es zu einer Klage der Aktionäre kommen, würde er sich ihr aus heutiger Sicht anschließen.

Die FACC-Aktie notierte am Dientagabend mit 2,73 Prozent im Minus.

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