Corona-Lockdown bringt Rekord-Arbeitslosigkeit
Als Folge des Corona-Lockdowns ist die Arbeitslosigkeit in Österreich auf einen neuen historischen Höchststand gestiegen. Im April waren 571.000 arbeitslos und 1,2 Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit.
Die Coronakrise erschüttert den heimischen Arbeitsmarkt und hat die Arbeitslosenzahlen im April auf einen Rekordstand seit dem Zweiten Weltkrieg steigen lassen. "Wir erwarten für 2020 den stärksten Wirtschaftseinbruch seit 1945. Es ist nicht verwunderlich, dass der Arbeitsmarkt derart einbricht", sagte der Arbeitsmarktökonom des Instituts für Höhere Studien, Helmut Hofer.
Die Arbeitslosigkeit hat im April einen neuen historischen Höchststand erreicht. Über 571.000 Personen hatten Ende April keinen Job, damit waren Ende April um 210.275 Personen mehr ohne Job als im April des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote ist auf 12,8 Prozent gestiegen.
Das AMS hat zudem per 1. Mai 91.460 Anträge für Corona-Kurzarbeit von Unternehmen mit einer Bewilligungssumme von fast 8,8 Milliarden Euro genehmigt. Am vergangenen Freitag waren insgesamt 104.007 Anträge auf Kurzarbeit in Bearbeitung, davon sind bei 100.281 Anträgen ausreichend Informationen vorhanden. Diese Anträge umfassen 1,25 Millionen Arbeitsplätze.
Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) sieht den Höhepunkt der Arbeitslosenzahlen von Mitte April schon überschritten, die Kurve flache sich ab. AMS-Vorstand Herbert Buchinger rechnet nach einem Rückgang der Arbeitslosigkeit im Sommer mit noch höheren Zahlen im Jänner 2021.
Tourismus, Gastronomie und Bau am schwersten getroffen
Die Arbeitslosigkeit stieg im April in allen Altersgruppen, in allen Branchen und in allen Bundesländern sehr stark. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen sank um ein Drittel. Die Arbeitslosigkeit (Arbeitslose und Schulungsteilnehmer zusammen) ist in allen Branchen extrem stark angestiegen, besonders in Beherbergung und Gastronomie, wo das Plus zum Vorjahr sogar 130 Prozent betrug. 118.725 Personen waren hier ohne Job. Die Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe wurden zur Eindämmung des Coronavirus Mitte März geschlossen. Die zweite sehr stark getroffene Branche ist der Bau, wo sich die Zahl der Arbeitslosen auf 37.963 Personen fast verdoppelte (+98 Prozent).
IHS-Ökonom Hofer meint, dass der schrittweisen Aufhebung der behördlich verfügten Betriebsschließungen wieder vermehrte Stellenbesetzungen folgen sollten und die Arbeitslosenzahlen in den nächsten Monaten sinken werden. "Das Problem sehe ich im Tourismus. Ich glaube nicht, dass sich da etwas großartig tut in den nächsten Monaten", sagt er. Die seit Mitte März geschlossenen Hotels und andere Unterkünfte dürfen ab 29. Mai mit Sicherheits- und Hygieneauflagen wieder öffnen. Unklar ist noch, ob Touristen aus dem Ausland - etwa aus Deutschland - im Sommer nach Österreich reisen dürfen. Derzeit sind die Grenzen geschlossen.
Die Tourismusbranche ist für Österreich von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Der Tourismus trägt rund 8 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Zusammen mit der Freizeitwirtschaft ergibt sich ein 15 Prozent Anteil am BIP. Zuletzt gab es im Jahresschnitt 220.000 unselbstständig Beschäftigte im Beherbergungs- und Gaststättenwesen. Die Coronakrise mit den verordneten Schließungen hat die Branche hart getroffen. Per Ende April waren im Bereich Beherbergung und Gastronomie rund 119.000 Personen ohne Job, ein Plus von 130 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Gesundheitskrise dauert an
Die weitere Entwicklung am Arbeitsmarkt hängt stark davon ab, wie sich die Coronavirus-Pandemie entwickelt. "Die Gesundheitskrise ist nicht vorbei", erinnerte IHS-Ökonom Hofer. Auch die Abstandsregeln würden zu einer geringeren Auslastung und dadurch weniger Personalbedarf führen. Weil viele Betriebe geschlossen oder im Home-Office-Modus waren, wurden in den vergangenen eineinhalb Monaten nur wenig Jobs vergeben. Mit der Öffnung - etwa in der Gastronomie, Beherbergung, Bau, Arbeitskräfteüberlassung und dem Verkehrswesen - sollte es mehr offene Stellen und weniger Arbeitslose geben, erwartet Wifo-Ökonom Mahringer.
Regional hat die Coronakrise die Arbeitsmärkte deutlich unterschiedlich getroffen: Während sich die Anzahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer Ende April im Vergleich zum Vorjahresmonat in Tirol auf knapp 47.000 mehr als verdoppelte (+108 Prozent), stiegen die Zahlen in Wien um 41 Prozent auf über 197.000.