Corona-Lockdown für Gastro, Hotel und Kultur bis Ostern verlängert
Der Corona-Lockdown für Österreichs Gastronomie, Hotellerie und die Kulturbetriebe wird bis Ostern verlängert. Ein Öffnungsdatum wurde nicht genannt. Die Regierung will am 1. März wieder dazu beraten und weitere Entscheidungen bekannt geben.

Die türkis-grüne Regierung verlängert den Lockdown für die Gastronomie, die Hotellerie und die Kulturveranstaltungsbetriebe - Theater, Kinos und sonstige Bühnenbetriebe - bis "rund um Ostern". Ein konkretes Datum, wann die betroffenen Branchen aufsperren dürfen, hat die Regierung nicht bekannt gegeben.
Die Betreibe sind nun bereits seit dem 2. November und somit schon 15 Wochen lang geschlossen.
Am 1. März wolle man erneut beraten, erklärte Bundeskanzler Sebastian Kurz, nach Beratungen mit Experten, Ländern und den Parlamentsparteien.
Warnen und Hoffen
Die Infektionslage beurteilte Kanzler Kurz nach Öffnung des gesamten Handels als nach wie vor stabil. In Ostösterreich habe die britische Virus-Mutation zugenommen, in Tirol die südafrikanische. Es sei jedoch weiterhin große Vorsicht geboten und es gelte unverändert private Kontakte zu vermeiden. Erlaubt sind derzeit Treffen zweier Haushalte. "Wenn hier nicht alle vorsichtig sind, sind wir schnell wieder in einem exponentiellem Wachstum", warnte Kurz.
Die Regierung gab sich optimistisch, dass die kommende, wieder wärmere Jahreszeit kombiniert mit der steigenden Durchimpfungsrate die Lage verbessern wird. Eine Sieben-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner von 50 sei aber unrealistisch. Ziel sei es daher, die Infektionszahlen stabil zu halten. Sollten sie aber wieder schnell steigen, müsse man reagieren. Ob es wieder Schließungen geben könnte? - "Wir sind alle keine Hellseher", so Kurz.
Der Kanzler äußerte aber auch die Hoffnung, dass aufgrund der vielen Tests es eine gute Chance gebe, das Infektionsgeschehen unter Kontrolle halten zu können. Diese Woche könnte die Zahl der Corona-Tests auf zwei Millionen steigen, so viel wie in keinem anderen Land. Kurz verwies darauf, dass es ab 1. März auch kostenlose Wohnzimmer-Schnelltests in Apotheken geben werde. Schon jetzt werde massiv in Betrieben, Schulen, Apotheken und Teststraßen getestet.
Tourismusregionen Winter-Schluss
Die Entscheidung der Bundesregierung besiegelt auch das endgültige Aus der alpinen Tourismus-Regionen, im Winter 2020/21 zumindest in den Osterferien noch etwas von der verlorenen Saison aufholen zu können.
Oliver Schwarz, Tourismusdirktor der Region Ötztal, hatte Anfang Februar im Gespräch mit dem trend zumindest diese Hoffnung noch geäußert. Nun deutet jedoch alles darauf hin, dass auch in den Osterferien noch alles still steht (siehe Artikel: Tourismus im Lockdown: "Es herrscht eine eigenartige Stille".
Auch die Stadthotellerie, die in normalen Jahren in den Osterferien eine erste, kurze Hochsaison erlebt, wird noch länger auf Unterstützungszahlungen der Regierung angewiesen sein. Die meisten Hoteliers, wie etwa die Wiener Hotelchefin Vera Kremslehner hatten angesichts der Infektionszahlen alledings ohnehin kaum mehr damit gerechnet, dass im Frühjahr 2021 bereits ein nennenswertes Geschäft möglich ist. (siehe Interview: "Hotelchefin Vera Kremslehner: „Bis zum Sommer wird es noch sehr hart“)
Kulturbetriebe: "Zermürbende Lage"
"Natürlich ist die Verlängerung des Lockdowns im Veranstaltungsbereich keine gute Nachricht für die Kulturbranche in Österreich", konstatierte Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. Immerhin hätten die Kulturbetriebe aber jetzt bis Ostern Gewissheit. "Ich weiß, dass die Kulturinstitutionen in Österreich bereit wären, aufzusperren, dass es viele fertig geprobte Produktionen gibt, die auf ihr Publikum warten, und dass sich alle im Kulturbereich vorbildlich an die gesundheitspolitischen Vorgaben halten", konzedierte Mayer, aber: "Leider lässt die Gesamtsituation derzeit dennoch keine Öffnung zu. Ich hoffe, dass sich die Situation so entwickelt, dass wir möglichst bald weitere Schritte setzen können."
Als "mehr als zermürbend" bezeichnete Johannes Reitmeier, Intendant des Tiroler Landestheaters, die Situation. Bis dato gebe es seitens der Politik allenfalls Vertröstungen, aber keinerlei realistische Perspektiven für die gesamte Branche. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass nach dem Öffnen des Handels und der körpernahen Dienstleister die Infektionszahlen im Land zumindest nicht fallen werden. Wenn als Konsequenz dessen Theater und Konzertsäle weiterhin dicht bleiben müssen, wäre das ein fatales Signal", betonte Reitmeier. Er frage sich, welchen Sinn die letztendlich erzielte Einigung für das Zugangstesten zu den Vorstellungen dann gehabt haben soll, so der Intendant. "Wenn Gastronomie und Hotellerie mit Einschränkungen geöffnet werden, muss die Kultur unter Berücksichtigung ihrer Präventionskonzepte mit von der Partie sein. Für alles andere fehlt mir das Verständnis", sagte Reitmeier.
"Ein baldiges weiteres schrittweises Aufsperren ist unerlässlich", forderte indes die IG Autorinnen Autoren. "Außer Vertröstungen auf unbestimmte Zeit und Verschiebungen von Entscheidungen hat die Politik dem Kulturveranstaltungsbetrieb derzeit nicht viel zu bieten", beklagte Geschäftsführer Gerhard Ruiss in einer Aussendung: "Es nützt niemandem, wenn sich Kunst- und Kultur-Aktivitäten in ständigen Umplanungen, im Dauerprobebetriebsmodus und Streaming erschöpfen."