Containerschiffe: Preisrallye bei Frachtraten vor Ende?
Unternehmen, die ihre Waren über den Seeweg importieren, können aufatmen. Die Preise für den Transport dürften laut Prognosen von Branchenexperten ihren Höhepunkt erreicht haben. Für Anleger und Investoren in Reedereien und jene, die sich an Schiffen beteiligen, sind das allerdings schlechte Nachrichten.
Für Unternehmen, die derzeit hohe Preise für Containerladungen zahlen müssen, könnten sich die dunklen Wolken verziehen. Ein Höhepunkt der Preisanstiegs bei Charterraten kündigt sich laut Reedereien und Schiffsfinanzierer an.
Investments in Containerschiffen waren im Jahr 2021 ein Goldgriff. Reedereien wie Moeller-Maersk, die größte Containerschiffsreederei der Welt, haben plötzlich die Taschen voller Geld. Das dänische Unternehmen rechnet heuer beispielsweise mit einem Gewinn von 19 Milliarden Dollar, auch die Hamburger Reederei Hapag-Loyd verzeichnet märchenhafte Gewinne. Der Wind hat sich damit merklich gedreht. Die vergangenen zehn Jahre hatte die Branche unter einer Krisen gelitten und die Reedereien nach eigenen Angaben unter zu niedrigen Frachtraten gelitten.
Tausende Dollar für einen Container, 3,5 Millionen Fuß neue Container
Die Pandemie hat die Welt der Reedereien jedoch auf den Kopf gestellt. Nach dem Ende der Lockdowns führte eine Mischung aus stark anspringender Nachfrage, extrem knappen Kapazitäten bei Containern und auch noch ein Taifun, für Frachtraten, die in den Himmel stiegen. Die durchschnittliche Charterrate beträgt im ersten Halbjahr 12.930 Dollar pro Tag, fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Containerschifffahrtsmarkt erlebt 2021 bisher eines seiner besten Jahre. Laut Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen sind die Kosten für den Transport von Container von Asien nach Südamerika zeitweise nur 50 bis 200 Dollar gestiegen. Dass jetzt aber gleich Tausende Dollar für den Transport eines Containers aufgerufen würden, sei zu viel. „So starke Schwankungen sind schlecht fürs Geschäft. Die braucht eigentlich niemand.“ Auch die Nachfrage der Investoren nach neuen Containerschiffen stieg 2021 deutlich. Die Order für neue Schiffskapazitäten erreichte 2021 bislang einen Rekordwert von rund 3,5 Millionen 20-Fuß-Containern und übertreffen damit den bisherigen Höchststand von 2007 (siehe Grafik).
Neue Schiffskapazitäten auf Rekordwert

In den letzten 14 Jahren wurden noch nie so viele neue Schiffe gekauft wie 2021.
Größte Reederei der Welt: + 70 Prozent an der Börse, Hapag-Lloyd: +245 Prozent
Die Aktie von Moeller-Maersk legte in den vergangenen zwölf Monaten, beflügelt von hohen Zuwächsen bei den Charterraten, um 70 Prozent zu, die Kurse der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd stieg gar um 245 Prozent. Auch bei Investments in neue Containerschiffe hoffen viele auf das große Geld.
Preise für neuen Containerschiffe verdoppelt
„Im Schnitt haben sich die Preise für Containerschiffe in sechs Monaten verdoppelt“, resümiert Zhao Yang, Chef von CMB Financial Leasing, der Kreditabteilung der China Merchants Bank auf der Schiffsfinanzierungskonferenz in Singapur. Zwar habe das Unternehmen in der ersten Jahreshälfte mehrere Transaktionen mit großen Linienreedereien getätigt, „ich sehe aber in den letzten Monaten des Jahres keine Möglichkeiten mehr, neue Schiffe zu finanzieren.“ Zu hoch sei das Risiko bereits.
Hapag Lloyd stoppt Erhöhung der Frachtraten
Die Warnungen auch anderer Brancheninsider werden laut. Der steigende Welthandel, der durch die Verbrauchernachfrage angetrieben und durch Unterbrechungen der Lieferkette verstärkt wurde, könnte nachlassen, so der Tenor auf der Konferenz. Die deutsche Reederei Hapag-LLoyd gab diese Woche bekannt, dass sie beschlossen hat, die Erhöhung der Spot-Frachtraten auf Routen von Asien nach Europa und in die USA einzustellen, da die Rallye, bei der die Preise Rekorde erreicht haben, ein Ende hat.
Auch Branchenkenner haben nun auf einer Konferenz zur Finanzierung von Containerschiffen von einem Ende des Anstiegs der Charterraten prognostiziert. Was sich auch an den Kursen der Reedereien widerspiegelt. So verlor die Aktie von Moeller-Maersk im letzten Monat rund acht Prozent. Arjun Batra von Drewry Shipping Consultants rät dazu, lieber in maritime Technologie und Dekarbonisierung zu investieren.
Doch es gibt auch andere Stimmen, die auch einen weiteren Anstieg von Preisen für Container auf Schiffen bedeuten könnte. Die Deutsche Bank glaubt, dass der Superzyklus in der Logistikbranche erst 2022 seinen Höhepunkt erreicht haben wird und nicht bereits in diesem Jahr. Analyst Andy Chu sieht für 2022 und auch 2023 immenses Überraschungspotenzial.