Checkliste: So gelingt die Betriebsübergabe in der Hotellerie
Bei vielen Hotels stehen Generationswechsel an. Schlechte Planung, unausgesprochene Emotionen und halbe Sachen gelten dabei als typische Stolpersteine. Die wichtigsten Tipps, damit die Übergabe reibungslos verläuft.
Betriebsübergabe: Keine Tabus und keine halben Sachen
Die Babyboomer gehen in den nächsten Jahren Pension, auch in der Hotellerie. Damit steht ein großer Generationenwechsel bevor. Die KMU Forschung Austria rechnet man damit, dass zwischen 2018 und 2027 mehr als 40.000 Klein- und Mittelbetriebe in Österreich auf Nachfolgesuche sind. Knapp ein Viertel der Betriebsübergaben findet im Tourismus statt. Doch wie die Übergabe richtig planen und gestalten? Furnirent, Spezialist für Hoteleinrichtung und deren Finanzierung hat eine Checkliste mit fünf Tipps erstellt, die Hoteliers bei einer Betriebsübergabe beherzigen sollten:
Tipp 1 – Strukturiert planen
Die Übergabe eines Hotels gelingt nicht über Nacht, sowohl jene, die Verantwortung abgeben, als auch die Nachfolger benötigen Zeit, um in ihre neuen Rollen hineinzuwachsen. Daher sollte man mit der Planung des Übergabeprozesses frühzeitig beginnen. Es braucht einen klaren Zeithorizont mit Etappen, wann welche Schritte umgesetzt werden und welche Veränderungen damit einhergehen. „Nach der Übergabe kann nicht alles so weitergehen wie vorher. Es braucht eine klare Regelung, in welchen Bereichen die Ex-Chefs noch mitreden oder auch nicht. Und auch bei der privaten Nutzung von Firmenausstattung, etwa eines Autos, sollte es klare Vereinbarungen geben“, weiß Hansjörg Kofler, Geschäftsführer von Furnirent und selbst Hotelier.
Tipp 2 – Aufhören, wenn es am schönsten ist
Ähnlich wie sich Sportler oft damit schwer tun, den idealen Zeitpunkt für ihr Karriereende zu bestimmen, ist es auch für Hoteliers schwierig, den richtigen Moment für die Übergabe zu finden. In der Praxis wird meist viel zu lange gewartet. Talentierte Nachfolger werden so ausgebremst und verharren ewig in der Warteschleife. Das erzeugt Frust und kann einen Betrieb lähmen. Im Zweifelsfall ist es besser, das Hotel oder die Pension eher zu früh zu übergeben, als zu lange damit zu warten.
Tipp 3 – Finanzen gehören auf den Tisch
Wechselt ein Betrieb die Besitzer, muss den „Neuen“ klar sein, woran sie sind – gerade was die finanziellen Verhältnisse betrifft. Kein Neo-Eigentümer will einen Rucksack voller Steine mit auf den Weg bekommen, ohne davon zu wissen. Daher ist eine genaue und realistische Analyse der betriebswirtschaftlichen Situation unabdingbar. „Für die Bewertung macht es einen großen Unterschied, ob der Betrieb bereits modern und stimmig eingerichtet ist oder ob akuter Investitionsbedarf besteht“, so Experte Kofler.
Tipp 4 – Keine Tabus und keine halben Sachen
So wie bei den Finanzen, muss auch in allen anderen Bereichen größtmögliche Klarheit herrschen. Das reicht von der Erbteilung über den Übergabezeitpunkt bis hin zur Übernahme des bestehenden Teams. „Auch möglicherweise unangenehme Themen müssen auf den Tisch kommen, um Spekulationen, Irrtümer und Fehlinterpretationen zu vermeiden“, rät Kofler. So schwer es auch fallen mag: Jene, die den Betrieb übergeben, müssen lernen loszulassen. Werden keine klaren Regeln aufgestellt, handelt es sich höchstens um eine Scheinübergabe. Die neuen Eigentümer wiederum sollten sich keinesfalls aus falscher Scheu zurückhalten und sich trauen, alles, was ihnen wichtig erscheint oder unklar ist, ansprechen. Auch bei der Einrichtung braucht es eine konsequente Linie, um notwendige Veränderungen bei der Hotelausstattung durchzuziehen.
Tipp 5 – Bei Bedarf externe Profis heranziehen
In vielen familiengeführten Hotels und Pensionen ist die Nachfolge vermeintlich schon in die Wiege gelegt. Es erscheint nur logisch, dass die Kinder in die Fußstapfen der älteren Generationen treten und die Familientradition fortführen. Doch in Zeiten, in denen vielen jungen Menschen eine gute Work-Life-Balance wichtiger ist als Chef eines Betriebs zu sein, ist die Übergabe an die Nachkommen kein Selbstläufer mehr. Während vor 15 Jahren noch drei Viertel aller Betriebe innerhalb der eigenen Familie übergeben wurden, trifft das aktuell nur mehr auf jedes zweite Unternehmen zu. Doch auch, wenn sich innerhalb der Familie kein Nachfolger findet und sich die Suche nach einem externen Käufer auf eigene Faust schwierig gestaltet, besteht kein Grund zu Panik. Hier können Profis von außen weiterhelfen.