Wie so oft: "Money for Nothing"
Ein erfolgsabhängiger Telekom-Konsulentenvertrag bescherte Ex-Chef Heinz Sundt rund 1,5 Millionen Euro Erfolgshonorar. Haken: Der Erfolgsfall trat so nie ein.
Es war einer der größten Flops in der Firmengeschichte der Telekom Austria. Der 2006 fehlgeschlagene Kauf der serbischen Mobtel (Mobi 63) gilt als erster großer Misserfolg von Boris Nemsic als Telekom-Boss.
Selbst der Einsatz des damaligen Vizekanzlers Hubert Gorbach (BZÖ), des früheren VP-Obmanns Josef Taus und des Ex-Länderbank-Vorstands Herbert Cordt (SPÖ) half nicht, die serbische Regierung zu überzeugen. Obwohl die Mobtel-Anteile dem Investor Martin Schlaff gehörten, hatten die Serben ein Vetorecht und das nutzten sie eiskalt gegen die Telekom Austria aus.
Mehr als sechs Jahre später holen die Balkan-Geister die Telekom Austria wieder ein: Die Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt gegen Cordt, Taus und Schlaff wegen Bestechungs-, Betrugs- und Untreueverdacht. Den Korruptionsuntersuchungsausschuss interessiert die Rolle von Gorbach und ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis. Und die Wirtschaftsprüfungskanzlei BDO, die alle Telekom-Deals ab 2000 forensisch prüft, hat neuen Mobtel-Zund für Justiz und Parlament.
So haben die BDO-Forensiker festgestellt, dass Telekom-Aufsichtsratsvorsitzender Michaelis höchst fragwürdige Konsulentenverträge an die im Jahr 2006 ausgeschiedenen Telekom-Vorstände Heinz Sundt und Stefano Colombo vergeben hat zusätzlich zu millionenschweren Golden Handshakes für den frühen Abgang.
Besonders dubios ist ein Kontrakt mit Sundt. Beim Vertrag ist es um Mobtel Serbien gegangen, sagte Sundt im U-Ausschuss. Ich glaube, dass der Betrag in einer Größenordnung von 1,5 Millionen Euro gelegen ist, ich weiß es aber nicht mehr genau. Nachsatz: Es kam dann in der Folge nicht zu diesem Geschäft, wie ursprünglich angedacht.
Eigentlich sollte die Kohle nur fließen, wenn der Serbien-Deal mit Schlaff klappt. Doch es kam anders, wie die BDO feststellte. Was die Experten für Wirtschaftskriminalität gar nicht okay finden: Die Telekom zahlte brav, obwohl der ursprünglich vereinbarte Erfolgsfall nicht eintrat. Im U-Ausschuss erklärte Sundt den Trick: Wir haben den Inhalt dieses Kontraktes verändert und darauf abgestimmt, dass es darum ging, eine Ersatzlizenz in Serbien zu erhalten, wo ich behilflich war, diese zu bekommen. Und das ist auch tatsächlich gelungen im Übrigen zu reduzierten Konditionen. Das waren dann am Ende rund 1,5 Millionen Euro.
Was aus Sicht der Ermittler trotzdem wenig Sinn macht: Einerseits löste die Telekom den Vorstandsvertrag mit Sundt vorzeitig auf und zahlte Prämien und Abfertigung in Millionenhöhe. Andererseits engagierte sie ihn später als hochbezahlten Berater.
Money for Nothing
Auch Sundts rechte Hand, Finanzvorstand Colombo, wurde mit Geld überschüttet. Neben einer runden Million Euro vertraglich vereinbarter Abfertigungszahlung (inklusive Boni) erhielt er eine freiwillige Abfertigung von 200.000 Euro und einen Konsulentenvertrag im Wert von 500.000 Euro. Dabei handelte es sich offenbar um Money for Nothing. Denn die Leistung wurde laut Colombo nie abgerufen: Ich wäre natürlich zur Verfügung gestanden im Rahmen eines Consulter-Vertrages. Dies wurde aber nie in Anspruch genommen (Protokoll).
Verantwortlich für die Konsulentenverträge waren Nemsic und Michaelis sowie die stellvertretende TA-Aufsichtsratsvorsitzende und Rechtsanwältin Edith Hlawati.
Heinz Sundt dürfte bewusst sein, dass ihm sein falscher Belgrad-Bonus noch Troubles bereiten könnte. Weil er sich laut dem im U-Ausschuss-Protokoll zitierten Verfahrensanwalt bei einer wahrheitsgemäßen Beantwortung dem Risiko eines gegen ihn noch nicht anhängigen Strafverfahrens aussetzen könnte, verweigerte er detaillierte Antworten zu seinem Konsulentenvertrag. Der Verfahrensanwalt weiter: Man (könnte) zu dem Ergebnis kommen, er hat im Zusammenspiel mit einem Verantwortlichen der Telekom für eine Nichtleistung eine Leistung erhalten, nämlich Geld. Das wäre strafbare Untreue, und für die droht bis zu zehn Jahre Gefängnis.
Ashwien Sankholkar