Wäsche-Karussell: Neben Intimissimi Calzedonia auch Knehs an Kauf interessiert

Der einst schillernde Dessoushersteller Palmers soll an den Wäscheriesen Calzedonia Intimissimi verkauft werden. Doch auch Ex-Palmers-Vorstand Joachim Knehs macht sich Hoffnungen.

Es ist 95 lange Jahre her, dass der Wiener Kaufmann Ludwig Palmers mit einem kleinen Gemischtwarenhandel in Innsbruck den Grundstein zu Österreichs größtem Wäschekonzern legte. Sein Sohn Walter Michael formte daraus ein Unternehmen mit 468 Standorten, 1.800 Mitarbeitern und 160 Millionen Euro Jahresumsatz. Doch all das war einmal. Mit dem Verkauf der Wiener Neudorfer Dessoushandelskette an die beiden Investmenthäuser Lead Equities (Wien) und Quadriga Capital (Frankfurt) im September 2004 ging es abwärts: 800 Mitarbeiter, 105 Millionen Euro Jahresumsatz und 315 Läden sind übrig. Jetzt soll das frühere Vorzeigeunternehmen, das allerdings nach wie vor leichte Gewinne schreibt, an den italienischen Wäscheriesen Calzedonia ­Intimissimi verkauft werden. Doch auch Ex-Palmers-Vorstand Joachim Knehs und Immobilienunternehmer Jamal Al-Wazzan hoffen auf einen Zuschlag.

Günstig im Angebot
Kolportierte 35 Millionen Euro wollen Lead Equities und Quadriga Capital für Palmers haben. Wenig, wenn man bedenkt, dass sie der Eigentümer­familie seinerzeit 60 Millionen Euro für die traditionsreiche Firma bezahlt hatten. Wie FORMAT in Erfahrung brachte, hat sich Sandro Veronesi, Chef der Calzedonia-Gruppe, bereits mehrere Male mit den Quadriga-Spitzen getroffen (der Fonds hält rund zwei Drittel an Palmers), um die Eckpfeiler der Übernahme zu besprechen. „Mit den Calzedonia-Eigentümern pflegen wir einen freundschaftlich-fachlichen Austausch“, sagt Quadriga-Geschäftsführer und Palmers-Aufsichtsratschef Max Römer auf Anfrage. Er stehe mit den Italienern „zurzeit“ nicht in Verhandlungen. Wie ein Calzedonia-Franchisenehmer erzählt, seien ihm Palmers-Standorte aber bereits angeboten worden. Die Verkaufsverhandlungen mit den Italienern dürften sich jedoch ziehen, zumal es sich wie so oft beim Kaufpreis spießt. Nicht verkauft wird allerdings die zu Palmers gehörende Wäschefirma ­Lejaby, zumindest noch nicht.

Über 1100 Filialen europaweit
Der Markenname Palmers soll behalten, das Filialnetz verkleinert werden. So dürfte­ aus jedem fünften Palmers-Standort ein Calzedonia- oder Intimissimi-Shop werden. Calzedonia steht für günstige und modische Strumpfmode für Kinder, Damen und Herren. Der dazugehörende Filialist Intimissimi ist auf Dessous für Frauen zwischen 15 und 40 Jahren spezialisiert. Veronesi hat dem FPÖ-Politiker Mario Cano­ri erst kürzlich 70 Prozent an Intimissimi Österreich abgekauft, weil er die Wirtschaftskrise als beste Voraussetzung für eine Expansion sieht. Calzedonia Intimissimi, 1986 bei Verona gegründet, betreibt heute im Franchisesystem europaweit über 1.100 Geschäfte, ist aber auch in Lateinamerika (Mexiko) präsent. 77 Millionen Euro Jahresumsatz erzielte die Firma 1998, heute sind es fast zehnmal so viel.

Knehs' "nostalgische Gefühle"
Obwohl Insider das Scheitern eines Verkaufs an Calzedonia als „äußerst unwahrscheinlich“ bezeichnen, wollen den Italienern nun gleich zwei Österreicher an die Wäsche: Ex-Palmers-Vorstand Joachim Knehs und Immobilien- und Handelsunternehmer Jamal Al-Wazzan. Laut FORMAT-Recherchen hat der 2008 als Vorstand von Intersport ausgeschiedene Knehs jüngst 40 Prozent an der Richard Schöps & Co AG erworben, den Rest hält Al-Wazzan. Im Gespräch mit FORMAT betont Al-Wazzan, die Marke Palmers im Gegensatz zu Schöps nicht aufgeben zu wollen: „Eine Zerschlagung kommt nicht infrage. Palmers ist noch heute eine starke und wertvolle Marke.“ Knehs, Schwiegersohn von Altbundeskanzler Franz Vranitzky, sagt: „Ich bin mit Palmers groß geworden und habe nostalgische Gefühle für das Unternehmen.“

Von Silvia Jelincic

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