Skifahren 2.0 Immer mehr Skigebiete setzen auf High Tech
Schlepplifte, Dieselaggregate bei Talstationen und Funklöcher am Gipfel waren gestern. Jetzt machen Österreichs Bergbahnen und Skigebiete ihre Freizeit-Areale zukunftsfit und rüsten sich für die Technikwelt von Morgen.

So hat der Vorarlberger Weltmarktführer Doppelmayr die erste Photovoltaik-Bergbahn im Montafoner Skigebiet Golm errichtet. Mit reiner Sonnenkraft wird dort ein Drittel des Gesamtstrombedarfs gedeckt, was dem Energieverbrauch von 15 Einfamilienhäusern entspricht.
Vorteil: Mit den Solar-Elementen können auch bereits bestehende Bergbahnen nachgerüstet werden. So gibt es bereits sechs Folgeaufträge, etwa aus der Schweizer Lenzerheide oder den Bergbahnen St. Johann/Alpendorf.
Auch das Liftfahren selbst soll zunehmend zum Erlebnis werden. Gaudi-Musik-Beschallung reicht heute nicht mehr. Am Hochkönig setzt man daher auf Internet in den Gondeln und hat die Seilbahn Kings Cab in Mühlbach mit Wireless LAN ausgerüstet. Ein eigenes Online-Entertainment bringt so auch Pistenpläne, Schneeinfos und Wetterdaten aufs Handydisplay.
Ähnlich geht man im Ötztal vor, wo die Kreativ- und Digitalagentur Wunderman PXP eine komplette Online-Skiwelt fürs gesamte Skigebiet gestaltet hat. US-Skiass Bode Miller soll die eine Million Klicks auf der Sölden-Homepage weiter hochtreiben und für Berggbahn-Infos und Hotelbuchungen werben.
Rekordjagd am Gipfel
Mit Dezember öffnen die Söldener Lifte auch ihr Prestigeprojekt Ice Q auf 3.048 Metern Höhe. Die höchstgelegene 3S (Dreiseil-Umlauf)-Bahn der Welt kann mit 3.600 Personen pro Stunde so viele Skifahrer auf den Gipfel bringen wie keine andere. Die Bergstation und das angefügte Luxusrestaurant mit Österreichs höchstem Weinkeller ruht auf verschiebbaren Fundamenten, um dem Permafrostboden zu trotzen.
Wer bei so viel Technik auch noch Schwünge in den Schnee setzen will, wird mit dem iSki Tracker gut bedient. Die österreichische App-Entwicklung funktioniert ähnlich wie die Lauf-App Runtastic und zeichnet Pistenkilometer, Abfahrtsgeschwindigkeiten und Höhenmeter auf. Die Daten können dann beim Après-Ski mit den Pistenfreunden verglichen werden.
Segway für die Piste
Ungewöhnliche Schneeabenteuer verspricht das Tiroler Ingenieurs-Unternehmen Mattro mit dem Pistenflitzer Ziesel . Der von der Pistenraupe abgeleitete Einsitzer, soll mit Elektromotoren eine Höchstgeschwindigkeit von 35 km/h erlauben. Zielgruppe: Als kostengünstigere Alternative zum Ski-Doo sollen gehfaule Urlauber ohne Schneeschuhe Ausflüge in die Wildnis unternehmen können - eine Art Segway für die Alpen. Verleihstationen bei Bergbahnen sind in Vorbereitung.
Der Boom bei komfortorientierten, älteren Zielgruppen wurde auch von der Österreich-Werbung erkannt - nicht umsonst setzt man heuer auf Wiedereinsteiger beim Skifahren und Großeltern, die ihren Enkelkindern Lust am Schnee vermitteln wollen. Die Jungen sollen aber Hightech-Feeling am Lift erleben und das auch noch umweltbewusst.
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