Politpoker um den künftigen Chef der Post:
Nach Jettmar soll Pölzl Leitung übernehmen

Der Konflikt währte zwar nur kurz, doch die Post ging dennoch ordentlich ab: Wegen der Idee des Postmanagements, die Zustellung der Briefe in eine neue Gesellschaft auszulagern, drohte die Gewerkschaft vergangene Woche mit Streiks. Rudolf Jettmar, der seit April interimistisch die Post führt, übte sich während des Konflikts in auf­fälliger Zurückhaltung. Und das dürfte ihm selbst genutzt haben. Offiziell ist zwar noch offen, wer das Rennen für den Post-Spitzenposten machen wird. Doch weil die Wunschvorstellungen der Regierung, wer die Post führen soll, weit auseinanderklaffen, zeichnet sich bei dem börsennotierten Unternehmen als Ergebnis des Politpokers eine eigenartige Stufenlösung ab.

Rudolf Jettmar, der sich gar nicht für den Post-Vorstandsjob beworben hat, wird offenbar weiter am Ruder des gelben Riesens stehen – aber nur für ein Jahr. Wenn ihn der Aufsichtsrat fragt, macht der unauffällige 62-Jährige weiter, heißt es. Und im Moment sieht es danach aus, als würde Jettmar gefragt werden. In der Funktion als Vorstandsvorsitzender wird Jettmar bis Sommer 2010 verlängert, sein Vertrag als Finanzvorstand läuft bis 30. Juni 2012.

Jettmar ist nicht der Wunschkandidat, weder jener der Schwarzen, denen er zugerechnet wird, noch der Roten. Sondern nur ein pragmatischer, praktischer Kompromiss. Denn bis Sommer 2010 will die Regierung die Staatsholding ÖIAG, die 52,85 Prozent der Post hält, auf neue Füße ­stellen. Der Vertrag von ÖIAG-Chef Peter Michaelis läuft zwar bis 30. Juni 2011. Doch an seiner Demontage wird schon länger eifrig gearbeitet. Als Ausgleich für weniger Einfluss in der ÖIAG könnte die ÖVP dann im Sommer 2010 ihren Wunschkandidaten an die Spitze der Post AG hieven: Georg Pölzl.

ÖVP ist Feuer und Flamme
Der Topmanager, der derzeit T-Mobile Deutschland leitet, soll schon mit Regierungsvertretern intensive Gespräche geführt haben. Pölzl wolle im Post-Vorstand eine neue Geschäftsordnung durchsetzen und Weisungsbefugnis über die anderen Vorstände erhalten, sickerte bereits durch. In der ÖVP ist man Feuer und Flamme für ihn. „Von seinen Qualitäten her ist er ein Traumkandidat“, sagt ein Abgeordneter der Volkspartei. Dass Pölzl erst mit Jahres­beginn einen Karrieresprung bei T-Mobile hingelegt hat, sei auch kein Hindernis. Denn angeblich stehen beim Telekomkonzern Strukturänderungen an, die es dem gebürtigen Steirer leicht machen könnten, wieder nach Österreich zu übersiedeln. Das würde auch erklären, warum Pölzl an der Spitze des Briefkonzerns verglichen mit seinem jetzigen Gehalt massive Einbußen in Kauf nehmen würde. Der Post-Chef verdiente im vergangenen Jahr inklusive aller Prämien rund 700.000 Euro – nur etwa halb so viel wie Pölzls jetziges Salär.

Rot in Personalnot
Warum der Vielgelobte nicht gleich kommt, hat einen simplen Grund: In der SPÖ hat man Angst, sich mit dem erfolgreichen Telekommanager die Finger zu verbrennen. Die Arbeitnehmervertreter, die offiziell sagen, ihnen sei egal, wer die Post führt, sollen hinter den Kulissen massiv gegen den beinharten ­Sanierer opponieren. Zu hartgesotten erscheint ihnen der 52-Jährige. Doch wirkliche Alternativen, die Pölzl in den Schatten stellen würden, können die Roten nicht bieten.

Von Silvia Jelincic, Miriam Koch, Arndt Müller

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