Mark Frese: "Unsere Probleme sind hausgemacht"

FORMAT: Metro hat zwei sehr schlechte Jahre hinter sich. Im Herbst 2012 sind Sie aus dem DAX rausgeflogen. Nun wird der Konzern restrukturiert. Wie lange wird dieser Prozess noch dauern?
Mark Frese: Sie haben Recht, es liegen zwei schwierige Jahre hinter uns. Wir haben an Ergebnis eingebüßt. Angesichts der Wirtschafts- und Finanzkrise ist das nicht überraschend. Doch es gibt auch hausgemachte Ursachen, daran arbeiten wir bereits intensiv. Auch wenn es nach wie vor Restrukturierungsbedarf gibt, sehen wir doch Licht am Ende des Tunnels.
Haben Sie Kunden verloren?
Frese: Ja. Besonders im Non-Food-Bereich haben wir in manchen Ländern starke Rückgänge. Die Konsumenten verfügen über weniger Einkommen. Das merken wir auch im Elektronikhandel. Im Food-Bereich sind wir allgemein stabil und haben in den meisten Märkten wieder wachsende Umsätze. Ich will allerdings nicht verschweigen, dass wir eine Reihe hausgemachter Probleme haben. Die Restrukturierung muss schneller funktionieren und die neuen strategischen Maßnahmen brauchen eine noch konsequentere Umsetzung.
Veränderungen gab es bis jetzt nicht nur im Führungsteam, sondern auch im Portfolio. Galeria Kaufhof hat zum Beispiel einige Standorte geschlossen.
Frese: Wir überprüfen kontinuierlich unser Standort-Portfolio. Bei anstehenden Mietvertragsverlängerungen sehen wir genau hin, ob sich Filialen lohnen. Vor diesem Hintergrund haben wir jüngst Mietverträge für drei Galeria Kaufhof Filialen nicht verlängert. Insgesamt ist Galeria Kaufhof ein sehr erfolgreicher Bestandteil unseres Portfolios. Dennoch ist Galeria Kaufhof nicht mehr Kernbestandteil unseres Portfolios. Wir sind bereit, Kaufhof zu verkaufen.
Dazu haben Sie bereits 2011 Gespräche mit dem Immobilieninvestor René Benko geführt. Warum hat das mit Benko nicht funktioniert? Waren es die Geldwäsche-Vorwürfe, die im Raum standen?
Frese: Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt, die Bedingungen an den Kapitalmärkten ließen eine Transaktion in dieser Größenordnung und zu unseren Vorstellungen nicht zu. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Wir führen derzeit mit niemandem Gespräche. Aber das Interesse an Kaufhof ist nach wie vor groß.
Es gibt schon sehr lange Streit zwischen Ihnen und dem in Salzburg lebenden Media-Saturn Miteigentümer Erich Kellerhals. Ist eine Lösung in Sicht?
Frese: Eines muss man vorweg sagen: Wir sind heute der größte Consumer-Electronics-Händler in ganz Europa und unser Geschäft ist profitabel. Aber es gibt zwischen den Gesellschaftern unterschiedliche Ansichten über die Führungshoheit der Media-Saturn-Gruppe. Da wir die Kapitalmehrheit haben sind wir der Meinung, dass sich dies auch in der Governance widerspiegeln sollte. Dies wurde nun gerichtlich bestätigt, so dass wir seit Ende vergangenen Jahres wichtige Entscheidungen in einem von uns eingerichteten Beirat fällen können.
Würden Sie auf ein Angebot von Herrn Kellerhals eingehen?
Frese: Unsere rechtliche Position ist klar. Davon werden wir nicht abrücken. Wir haben zahlreiche Gesprächsangebote gemacht, sind aber bisher zu keiner Einigung gekommen. Also werden wir weiterhin so agieren, wie es für unsere Gesellschaft richtig ist. Wir sind aber weiterhin gesprächsbereit.
Metro flog 2012 aus dem deutschen Aktienindex DAX. Bis wann wollen Sie es wieder in die erste Börsenliga schaffen?
Frese: Wir sind fest davon überzeugt, dass die Metro AG in den DAX gehört. Wir sind aufgrund unserer Größe und der Bedeutung in unserem Segment auch ein wichtiger Bestandteil für den Index. Einen genauen Zeitplan gibt es aber nicht. Wichtig ist, dass wir unsere Eintrittskarte in den DAX auf Basis einer guten wirtschaftlichen Entwicklung wieder bekommen.
Ein Problem war, dass Sie zu wenig Marktkapitalisierung hatten.
Frese: Für die Deutsche Börse zählt nur der Streubesitz. Im Vergleich zu anderen DAX-Mitgliedern hatten wir einen zu niedrigen Free Float, was in Kombination mit unserem relativ schwachen Kursniveau leider zu einer zu geringen Marktkapitalisierung geführt hat. Die Glaubwürdigkeit der Metro am Kapitalmarkt hat gelitten. Wir sind aber überzeugt, dass wir diese mit guten operativen Ergebnissen wieder zurück erlangen werden.
Österreich ist einer Ihrer ältesten Märkte. Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung?
Frese: Über die letzten Jahre war die Situation in Europa schwierig, aber Österreich hat sich stabil entwickelt. Mit seiner starken Tourismus-Industrie ist Österreich ein guter Markt für Metro Cash & Carry. Das Potential im Food-Bereich ist groß. Besonders in Österreich wollen weiter in Services und das Sortiment investieren. Der neue Standort in Wien Simmering zeigt, was wir bieten können.
Bei Ihrer Prognose für 2013 waren Sie etwas vorsichtig. Wann wird die Krise in Europa vorbei sein?
Frese: Wir sehen derzeit noch keinen Grund, eine positive Marktentwicklung in unsere Planung einzubeziehen. In einzelnen Ländern gibt es aber erste positive Anzeichen. Für uns ist es wichtig, uns trotz Krise gut zu positionieren. Deswegen investieren wir auch weiter in Länder wie Spanien, Italien und einzelne CEE-Staaten.
Zur Person: Mark Frese, 49, ist seit April 2012 Finanzvorstand der Metro Group. Der Diplom-Ökonom ist bereits seit 1994 Mitarbeiter des Metro-Konzerns. Er startete seine Karriere als Leiter der Investors-Relation-Abteilung der Metro-Tochter Kaufhof Holding AG. Heute bringt er gemeinsam mit Vorstandschef Olaf Koch den Konzern wieder auf Kurs.