Libro: Sieben Jahre nach spektakulärer Pleite will Staatsanwaltschaft Anklage erheben

Der spektakuläre Kollaps der Libro AG vor fast sieben Jahren wird nun zum Fall für den Strafrichter. Der Anklageentwurf der Staatsanwaltschaft ist fertig. Noch vor dem Sommer soll der Prozess starten.

André Rettberg ( im Bild ) sollte im Gefängnis sein. Am 15. September 2008 verdonnerte ihn das Wiener Oberlandesgericht zu drei Jahren Knast und verlieh so einem Schuldspruch aus dem Jahr 2006 Rechtskraft. Damals wurde eine Nebenfront zur Libro-Pleite behandelt. „Mein Mandant muss acht Monate unbedingt absitzen“, sagt Rettberg-Anwalt Elmar Kresbach. Der Rest wurde auf Bewährung ausgesetzt. Weil die Aufforderung zum Strafantritt aber erst im Jänner versandt wurde und Kresbach Aufschub beantragt hat, ist der Exchef der einst börsennotierten Buch- und Papierhandelskette noch immer ein freier Mann.

Erhebungen abgeschlossen
Aber jetzt drohen neue Troubles. Denn die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt hat laut FORMAT exklusiv vorliegenden Informationen im Februar ihre Erhebungen im großen Libro-Strafverfahren (Aktenzahl: 33 Ur 180/08f) abgeschlossen. Das brisante Ergebnis wurde in einem dicken Anklageentwurf niedergeschrieben, der nun von der Oberstaatsanwaltschaft Wien (OStA) geprüft wird. „Uns liegt der Vorhabensbericht der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt in der Causa Libro vor“, bestätigt OStA-Leiter Werner Pleischl gegenüber FORMAT. „Wir arbeiten nun an einer Stellungnahme und werden den Akt in den nächsten Wochen an das Justizministerium weiterleiten.“

Brisante Anklage
Zum Inhalt der Anklage will sich Pleischl nicht äußern. Fest steht aber, dass Tausende Kleinanleger und Hunderte Gläubiger viel Geld verloren haben. Die Telekom Austria etwa musste ihre Libro-Anteile im Wert von 87 Millionen Euro abschreiben.
In mühevoller Kleinarbeit hat sich FORMAT durch den 71.000 Bene-Ordner umfassenden Gerichtsakt gewühlt und mit Verfahrensbeteiligten gesprochen. Das Ergebnis: Die Anklage stützt sich im Kern auf eine Strafanzeige des Landeskriminalamts Niederösterreich und auf ein Gerichtsgutachten der Buchsachverständigen Martin Geyer und Matthias Kopetzky. Beides zusammen erklärt, wieso acht Personen unter Bilanzfälschungs- bzw. Untreue-Verdacht stehen. Ihnen drohen Höchststrafen von einem Jahr bzw. zehn Jahren Gefängnis. Für alle genannten Personen gilt die Unschuldsvermutung.

Vorwurf der Bilanzfälschung
„Die Vorstände der Libro AG, André Rettberg (Vorsitzender), Johann Knöbl (Finanzvorstand), und die Aufsichtsräte, Kurt Stiassny (Vorsitzender), Christian Nowotny (stellvertretender Vorsitzender), sowie die Wirtschaftsprüfer Bernhard Huppmann (Auditor) und Michael Vertneg (Auditor) und die Gutachter Gottwald Kranebitter (KPMG) und Friedrich Lang (KPMG) sind verdächtig (…) im Jahresabschluss der Libro AG für das Jahr 1998/1999 die wirtschaftliche Lage der Gesellschaft verfälscht dargestellt zu haben“, so die Strafanzeige vom 1. August 2006. „Wir vertreten die Auffassung, dass der Jahresbericht der Libro AG zum 28. Februar 1999 aus Sachverständigensicht nicht ordnungsgemäß erstellt wurde“, heißt es im Gerichtsgutachten vom Juli 2008. Das ist ein Verstoß gegen Paragraf 255 Aktiengesetz („Bilanzfälschung“).

Dubiose Sonderzahlung
Im Zentrum der Ermittlungen steht eine Sonderdividende, die sich die Libro-Gesellschafter vor dem Börsengang auszahlen ließen. Die 440 Millionen Schilling (32 Millionen Euro) waren kreditfinanziert. Libro war vor dem Börsengang Ende 1999 laut Gerichtsgutachten „buchmäßig überschuldet“. Im Börsenprospekt wurde das aber nicht hervorgehoben. „Denn keiner kauft Aktien eines überschuldeten Betriebs“, so ein Ermittler. Der Börsenerlös floss in die Schuldentilgung. Folglich wurden Investoren, die in gutem Glauben Libro-Anteile gezeichnet hatten, getäuscht. „Weil sie in der Zeit von 6. bis 10. Mai 1999 die Ausschüttung einer Sonderdividende von 440 Millionen Schilling vorschlugen bzw. gewährten (...), obwohl sie wussten, dass diese Ausschüttung in keinster Weise dem tatsächlichen Geschäftsverlauf der Libro AG entsprach“, werden die Libro-Vorstände Rettberg und Knöbl sowie die Aufsichtsräte Stiassny und Nowotny laut Kripo-Anzeige der Untreue verdächtigt.

Prozess noch vor Sommer?
Über die Anklage entscheidet nun Justizministerin Claudia Bandion-Ortner. Ein Prozess vor dem Sommer ist geplant. Mit Milde rechnet keiner. Zumal Bawag-Ankläger Georg Krakow Bandions Kabinettschef ist. Der gilt nicht nur seit der Bawag-Affäre als Hardliner. Er boxte vor dem Oberlandesgericht Rettbergs rechtskräftige Verurteilung durch.

Von Ashwien Sankholkar

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