Lebensmittelkennzeichnung Das Buch der hundert Siegel
Längst hat der Konsument den Überblick über die weit über hundert Gütesiegel, die tadellose Produktqualität garantieren sollen, verloren. Wirklich glaubwürdig sind bloß eine Handvoll, und auch diese decken bei weitem nicht das komplette Angebot ab.

Sie kennen "Rapunzel aus dem Märchen? Sie halten "cavallo nero für einen italienischen Hengst? Sie vermuten hinter "byodo einen neuen Google-Konkurrenten? Stimmt nur zum Teil. Diese Kürzel stehen für drei der weit über hundert Gütesiegel, die die Qualität in Österreich erhältlicher Lebensmittel garantieren sollen. In Wahrheit sind sie aber, wie der Großteil dieser Gütesiegel, oft nichts weiter als trügerische Marketing-Labels.
"Wer als Konsument wissen will, woher sein Essen kommt, erfährt es derzeit nicht, sagt Birgit Beck vom Verein für Konsumenteninformation. "Und beim Fleisch weisen nur ganz wenige Siegel aus, wo das Tier geboren, gemästet und geschlachtet worden ist. Bei Rind- und Kalbfleisch ist dieser Hinweis seit dem BSE-Skandal verpflichtend, bei Schweine- und Geflügelfleisch indes freiwillig. Für Pferde existiert nur ein Pferdepass von Sportverbänden. Bei verarbeitetem Fleisch wie Wurst oder Faschiertem reicht eine EU-Vertreiberadresse. Fazit: Neben einigen Biozeichen mit tadellosem Ruf wie etwa dem "demeter-Logo und einer "Geschützten geographischen Angabe in der EU bleibt hierzulande lediglich das AMA-Gütesiegel übrig, wenn es um Vertrauen in Produktqualität geht. Doch auch dieses deckt bei Fleisch bloß 40 Prozent, bei Wurst nur 20 Prozent des Handelsangebotes ab.