Jeff Bezos – Eine Biografie zeigt den Amazon-Gründer als Mister Gnadenlos

Eine Biografie versucht erstmals nachzuzeichnen, wie es dem Internetpionier Jeff Bezos gelang, zu einem der reichsten Menschen und gefragtesten Managern der Welt zu werden.

Jeff Bezos – Eine Biografie zeigt den Amazon-Gründer als Mister Gnadenlos

Es hat nicht viel gefehlt, und die halbe Welt hätte in wenigen Wochen ihre Weihnachtsgeschenke unter der Internetadresse www.relentless.com bestellt. Relentless hätte alles gehabt, was es zu Weihnachten geben muss, von Büchern über DVDs bis hin zu Matratzen und Küchengeräten, sogar Socken und Krawatten. Alles wäre verfügbar, zu einem vernünftigen Preis, und ab einem Mindestbestellwert von 20 Euro wäre die Zustellung sogar kostenlos.

So wäre es gewesen, hätte sich der Hedgefondsmanager Jeff Bezos damals, 1994, in seinem Freundeskreis durchgesetzt. Doch das hat er nicht - und das ist etwas, das ihm in den nächsten Jahren nicht mehr oft passieren sollte.

Statt relentless, was soviel wie "unbarmherzig”, "unerbittlich” und "gnadenlos” bedeutet, benannte er sein Unternehmen dann zwar nach dem längsten Fluss der Welt. Mit einer gewissen Gnadenlosigkeit aber stellte er damit in den nächsten Jahren gleich mehrere Branchen auf den Kopf: Aus Amazon wurde der größte Online-Händler der Welt, der Marktführer bei E-Readern und der führende Anbieter von Cloudcomputing und Speicherservern.

All das ist in knapp zwanzig Jahren gelungen, vor allem, weil Bezos sich immer wieder durchsetze. Eine Biografie versucht nun erstmals nachzuzeichnen, wie es dem Internetpionier gelang, zu einem der reichsten Menschen und gefragtesten Managern der Welt zu werden. Auf knapp 400 Seiten erzählt der amerikanische Journalist Brad Stone Bezos’ Geschichte, untermauert von Archivrecherchen und unzähligen Interviews mit aktuellen wie ehemaligen Mitarbeitern und Geschäftspartnern. Es findet sich darin viel Anerkennung für Bezos‘ visionären Instinkt für die Bedeutung des Internets und für die Konsequenz, mit der er Amazon von einer Garage in Seattle aus zur Weltmarke machte. Gut weg kommt Bezos dabei aber nicht: Stone beschreibt den schlaksigen, fahrigen 49-Jährigen, dessen lautes Lachen ganze Lagerhallen füllt, als vor allem eines: gnadenlos.

Mit Köpfchen, hart und lange: So habe man bei Amazon laut Stone zu arbeiten. Und das gilt für Mitarbeiter wie für Bezos selbst. Von Anfang an ging es Bezos, der mit 31 Jahren für die Amazon-Idee seinen Job an der Wall Street aufgab, um alles. Um den Superlativ: Er wollte der größte Buchhändler werden, dann der größte Händler überhaupt; die Kunden sollten bei Amazon die meisten Produkte finden, zu den niedrigsten Preisen, am besten auf sie zugeschnitten. Er wollte die intelligentesten Mitarbeiter engagieren, die wichtigsten neuen Technologien erschließen, aber gleichzeitig das sparsamste Unternehmen sein.

Gleich zu Beginn setzte er auf Expansion: "Wenn man klein ist“, sagte Bezos zu seinem damaligen Chef-Programmierer Shel Kaphan, "kann jederzeit jemand Größerer kommen und einem alles wegnehmen.“ Also wurde Amazon schnell groß. Mit massivem Einsatz finanzieller Mittel, hohen Schulden, und einem enormen Verschleiß an Mitarbeitern.

Bezos erwartet Aufopferung

Wochenendarbeit galt gerade in den Anfangsjahren als selbstverständlich; Führungskräfte, die Kinder bekamen, flüchteten schnell in andere Jobs. Von Konstrukten wie Work-Life-Balance hält Bezos laut Stones Recherchen genausowenig wie von kleinen Goodies: Fürs Parken wie fürs Wasser muss bezahlt werden; subventionierte Bustickets gibt es nicht, angeblich weil Mitarbeiter dann weniger arbeiten würden, um ja noch einen Bus zu erreichen. Für einige Jahre waren zumindest Kopfschmerztabletten gratis.

Besonders schwierig waren und sind laut Stone die Verhältnisse in Amazons riesigen Lagerhäusern. Bezos‘ Sparsamkeit geht laut Stone so weit, dass er selbst im Mittleren Westen der USA, wo es im Sommer über Wochen mehr als 35 Grad haben kann, auf Klimaanlagen verzichtete, stattdessen aber einen privaten Sanitäterdienst engagiert.

All das, so Bezos‘ Erklärung, geschehe nur für den Kunden. Egal, wonach jemand sucht - Amazon soll es ihm liefern können, so schnell und so günstig wie sonst niemand auf der Welt. Deshalb sind es gerade Kundenbeschwerden, die Bezos‘ legendäre Wutausbrüche auslösen, bei denen sich die Vene auf seiner Stirn gefährlich wölbt. Sein Einsatz geht soweit, dass Bezos unter jeff@amazon.com direkt erreichbar ist - und die Kritik an zuständige Mitarbeiter weitergibt, gnadenlos.

Macht durch Größe

Amazon hat eine Marktmacht aufgebaut, durch die Bezos auch von seinen Zulieferern immer mehr fordern kann: Willigen etwa Verleger nicht in bessere Konditionen ein, lässt Amazon ihre Bücher im Algorithmus nach hinten rutschen, sie werden dann nicht empfohlen. Nicht einmal die kleinen Verlage werden geschont: Einer Mitarbeiterin trug Bezos laut Stone auf, "Amazon sollte diese kleinen Verleger angehen, wie ein Gepard eine kranke Gazelle verfolgt.“

Für diesen Stil hat Bezos natürlich nicht nur Lob geerntet, aber ganz allein ist er damit zumindest in Technologie-Unternehmen nicht. Vom verstorbenen Apple-Chef Steve Jobs etwa zittern manche Menschen immer noch. Doch anders als viele seiner Kollegen, kann Bezos nicht genug von Investitionen bekommen. Privat hat er vor wenigen Monaten um 250 Millionen US-Dollar die Washington Post gekauft. Mit Amazon will er gerade das Verlagswesen aufrollen und Fernsehserien produzieren. Das Phänomenale daran: Trotz hoher Verluste steigt der Aktienkurs - weil die Anleger an Bezos‘ Gnadenlosigkeit glauben.

Nach wie vor ist sie Bezos‘ Geheimeingang zu Amazon: Dort landet man nämlich, gibt man relentless.com in den Internetbrowser ein.

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