Ibiza - der Sündenpfuhl Europas

Sex- und Drogenpartys, Nobelhuren und Lustknaben: So wild treiben es die Reichen und Schönen auf der Jetset-Insel-Ibiza. Silvia Jelincic traf einen Wiener Callboy-Vermittler, der in seinem Buch "Ibiza 24“ auspackt.

"Nach zwei Monaten hatte er genug von mir", sagte Maria. Ihr Blick ruhte auf einem Schlauchboot, das aus der Dunkelheit gekommen war und jetzt am Ufer anlegte. "Wir waren gerade hier auf Ibiza, als er mich rausschmiss. Also bin ich geblieben. Die Insel ist schön, der Job ist gut, und ich habe im Moment nichts Besseres vor.“

Ich fragte mich, wie irgendein Typ, der nicht schwul war, je genug von Maria kriegen konnte. Noch dazu einer wie der fast dreimal so alte Sugardaddy, der sie daheim in Caracas aufgerissen und auf diese wunderschöne Baleareninsel mitgenommen hatte. Sie war eine von den Frauen, bei denen ich mich fragte, was die Veranstalter der diversen Schönheitsbewerbe falsch machten. Wenn irgendeine Frau Anspruch auf den Titel Miss Universum hatte, dann Maria, schon wegen ihrer grünen katzenhaften Augen und wegen ihrer irren Figur sowieso.

Doch die Sugardaddys waren auch nicht mehr das, was sie mal waren. Sie waren durch den Andrang an Schönheiten verwöhnt und dekadent und gierten nach Abwechslung. Alle drei Monate musste eine neue große Liebe her, und wo die letzte strandete, war ihnen dann egal“ , schreibt Autor Christoph Schwarz in seinem Erstling "Ibiza 24“.

Die schöne Maria und ihr Suggardaddy

Der 38-jährige Christoph Schwarz ist schwul. Bei der rassigen Maria gerät Schwarz kurz ins Schwärmen und kann es kaum fassen, dass deren üppiger Busen echt sein soll. Trotz Körbchengröße C hat die Kellnerin bei Männern aber erstaunlich wenig Glück. Die Reichen auf Ibiza haben sich schnell an der schönen Venezolanerin sattgesehen, denn dort gibt es viele langbeinige Schönheiten mit praller, künstlicher Oberweite. "Es geht den Männern hier nur um Sex“, sagt Schwarz nüchtern (siehe Interview ).

Der Wiener hat es auf Ibiza, rein geschäftlich betrachtet, weit gebracht: Das frühere Männermodel hält lukrative Beteiligungen, darunter an Clubs und Diskotheken, und betreibt auf der malerischen Baleareninsel die international bekannte Callboy-Agentur 24 Ibiza.

24 steht für 24 Stunden, und die bringen Christoph Schwarz und seinen Callboys - meist durchtrainiert, braun gebrannt und zwischen zwanzig und dreißig Jahren - 5.000 Euro pro Freier. "Meine Kunden buchen sie für wenige Stunden, es geht ihnen um den schnellen Sex. Unabhängig von der Buchungsdauer müssen aber 5.000 Euro bezahlt werden.“ Für die reichen Urlauber der im Winter gerade einmal 140.000 Einwohner zählenden Insel ein Klacks.

Zur Klientel des umtriebigen Nachtschwärmers zählen vermögende Manager und Unternehmer aus Europa, den USA und dem Nahen und Mittleren Osten. "Es sind viele Prominente dabei, Chefs großer Banken und börsennotierter Konzerne“, erzählt Schwarz. Namen dürfe er keine nennen, das würden ihm die "hohen Tiere“, an denen sich der Wiener in den vergangenen zehn Jahren eine goldene Nase verdient hat, übel nehmen. Nur so viel: "Sie würden sich wundern, wer aller dabei ist.“

Auch österreichische Wirtschaftsmagnaten würden sich in den Sommermonaten bei Schwarz melden und ihn bitten, für schillernde Yachtpartys Lustknaben bereitzustellen. Erstaunlich ist, dass zwei Drittel davon verheiratet sind. "Sie sind meist verkappte Schwule oder mussten aus gesellschaftlichen Gründen heiraten.“

Schwarz’ Boys sind auf Ibiza stark nachgefragt. Der Unternehmer sucht sie nach strengen Kriterien aus: Alter, Figur, Sprachkenntnisse, Bildung - alles muss perfekt sein, schließlich sollen sie ihm viel Geld bringen. "Der Großteil der Gage bleibt aber bei den Jungs“, betont Schwarz. Auf Ibiza verdient ohnehin jeder gut: Kellner, Huren, Disco-, Restaurantbetreiber und Agenturbesitzer wie Schwarz. Letzterer dank der Yachtpartys der Superreichen: Für eine einzige Nacht lassen die ohne mit der Wimper zu zucken im Schnitt 100.000 Euro springen. "Das beinhaltet noch nicht einmal die Preise für die Prostituierten.“ Inbegriffen sind hingegen das Mieten einer Yacht für einen Abend (falls nicht ohnehin im Besitz des Gastgebers), das Buffet samt Kaviar und Champagner, Limousinen-Service und Drogen, am liebsten harte Ware aus Lateinamerika und Nordafrika, am besten reines Kokain.

Das Koks kommt in silbernen Röhrchen

Im Prinzip sind der Anbau, der Besitz, der Konsum sowie der Verkauf von Drogen in Spanien strafbar. Doch das spanische Gesetz ist voller Schlupflöcher, und falls jemand für den Eigengebrauch Drogen konsumiert, landet er deshalb nur selten im Gefängnis - nur beim Dealen ist man angeblich strenger. Auch auf Ibiza hört man immer wieder von Razzien und Festnahmen mutmaßlicher Händler, doch handelt es sich dabei meist um fingierte Aktionen. Die Behörden drücken auf der Partyinsel gerne ein Auge zu, erzählt Schwarz. Zu wichtig sind die vielen reichen Touristen, die dort ungeniert und im großen Stil Sex und Drogen konsumieren. So soll es auch schon einmal vorgekommen sein, dass die Fahnder in den Sommermonaten, wo der Drogenkonsum besonders hoch ist, kurzerhand auf Urlaub geschickt wurden.

Schwarz hat mit Koks viel Erfahrung. Früher hat er das Zeug selbst verkauft, um als Jung-Model über die Runden zu kommen. Das brachte ihn allerdings in den Knast. Heute lebt Schwarz gesünder, sagt er, und beobachtet die Schnüffelpartys der Reichen auf den schicken Yachten lieber vom Ufer aus. In "Ibiza 24“ schreibt er, dass dort nie ohne Champagner und Koks gefeiert wird: "Hier (auf der Yacht, Anm.) stand Kaviar in so rauen Mengen bereit, dass er eindeutig mehr Dekoration als Lebensmittel war. Irgendwann im Laufe des kommenden Tages würde ihn jemand entsorgen, denn Partyleute auf Drogen kriegen nichts in den Magen. Die überall herumstehenden Schalen mit Koks und MDMA, dem Grundbaustein von Ecstasy in Pulverform (…), waren bei Partys dieser Kategorie normal (…) neben den Koksschalen lagen statt den üblichen geschnittenen Strohhalmen silberne Röhrchen. Beim MDMA steckten die meisten Gäste sowieso einfach ihren Finger in das Pulver und leckten ihn dann ab.“

Die Drogen sind laut Schwarz das geringere Übel. Er erzählt von "alten Säcken“, die mit den Prostituierten teils rau umgehen würden. "Die Russen sind die Schlimmsten. Auch Araber werden grob, wenn sie Alkohol getrunken haben.“ In seinem Buch erzählt er, wie reiche Ibiza-Kunden seine Boys einmal nach London einfliegen ließen und sie nach einer Sexnacht einfach auf die Straße setzten - ohne Rückflugticket.

Die älteren Ladys kommen immer zu dritt

Damen sind da besser, allerdings weit davon entfernt, Unschuldslämmer zu sein. Bereits zwanzig Prozent von Schwarz’ Kunden sind weiblich, Tendenz stark steigend. Sie reisen meist in Dreiergruppen an und sind wesentlich diskreter - und auch großzügiger als Männer. "Die schauen nie auf die Rechnung“, sagt Schwarz. Die meisten Ladys sind verwitwet und haben reich geerbt, einige sind auch verheiratet und benützen die Kreditkarte ihrer Gatten gerne für außereheliche Abenteuer. "Sie sind in dem Alter meiner männlichen Kunden, also zwischen vierzig und sechzig Jahren“, sagt Schwarz.

Beim Sex seien reiche Frauen ganz anders als reiche Männer - freundlicher, nie derb oder anmaßend. Auch würden sie sich dafür an ein stilles Örtchen zurückziehen, ins Hotel oder an einen entlegenen Platz am Strand.

Im Grunde ist es Schwarz aber egal, woher sein Geld kommt. Hauptsache, der Rubel rollt. Für ihn spielt Treue dennoch eine erstaunlich wichtige Rolle. Mit seinem spanischen Freund ist der Wiener seit vier Jahren zusammen, Seitensprünge seien auf beiden Seiten ein No-Go. "Wozu habe ich denn eine Beziehung? Ohne Treue und Vertrauen funktioniert das nicht“, sagt der Wahlspanier. Seine betuchten Kunden sehen das offenbar anders. Ibiza ist und bleibt der Sündenpfuhl Europas.

- Silvia Jelincic

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