Golf: Das Ende der goldenen Zeit

Die Boom-Jahre sind vorbei, der Austro-Golfbranche droht eine eher düstere Zukunft. Insolvenzen könnten drohen.

Golf: Das Ende der goldenen Zeit

Siegfried Wolf steht wohl wieder einmal vor einem Supergeschäft. Dieses mal mit Golf, wenn auch nur indirekt: Im August kommt es zum Closing jenes Deals, der dem Ex-Magna-Chef innerhalb weniger Jahre locker eine Verdoppelung seiner Investition von kolportierten neun bis zwölf Millionen Euro bringen könnte. Wolf kauft den einst von Frank Stronach gegründeten Fontana-Golfplatz in Oberwaltersdorf bei Wien samt umliegenden Liegenschaften.

Auf den ersten Blick kein Schnäppchen, denn ein Golfclub wie dieser ist in Österreich kaum profitabel zu führen. Doch Teile des Grunds und Bodens sind Gold wert, befinden sich doch die beiden Schluss-Fairways des Golfplatzes direkt am künstlichen Fontana-See, dessen gegenüberliegendes Ufer bereits Nobelvillen schmücken. Wolf, selbst Golfer, müsste bloß zwei Ersatz-Fairways anlegen und auf den alten Spielbahnen Villen errichten, die sich dann teuer an den Mann bringen lassen. Reiche Russen sind ganz wild auf Eigentum im pittoresken Fontana-Wohnpark - und Wolf verfügt über beste Kontakte nach Russland.

Sind Golfplätze also nur noch lukrativ, wenn man auf den Greens Villen errichtet? Tatsächlich ist Golf in Österreich kein gutes Geschäft mehr, die Branche puttet seit Jahren zusehends in Richtung Krise.

Mit einer einzigen Ausnahme: Der steirische Graf Johannes Goess-Saurau übernahm vor Jahrzehnten vom Vater den bis dahin dem Steirer-Adel sowie der Grazer Wirtschaftsprominenz vorbehaltenen Golfclub "Murhof", öffnete ihn für den Mittelstand und baute darum das größte Golfimperium im deutschen Sprachraum auf. Rund 15 Prozent aller österreichischen Golfer schlagen auf einer der 14 Anlagen der Murhof-Gruppe ab. Kürzlich erwarb Goess-Saurau außerdem Anteile am größten deutschen Platzbetreiber, GolfRange.


Zum Jubiläum Europameister. Die Murhof-Gruppe ist auf einem guten Weg, rund um das 50-jährige Firmenjubiläum zur Nummer eins unter Europas Platzbetreibern aufzusteigen. Allein die zentrale Holding von Goess-Sauraus Imperium, das inzwischen auf über ein Dutzend Firmen gewachsenen ist, wies zuletzt einen Bilanzgewinn von zwei und Kapitalrücklagen von sechs Millionen aus. Der Golf-Graf ist vor allem ein begnadeter Abstauber: Gerne übernimmt er in Schwierigkeiten geratene Anlagen - etwa die Plätze in Klagenfurt-Seltenheim, St. Pölten oder im Kärntner Finkenstein.

Davon abgesehen ist Golf in Österreich eine riskante unternehmerische Angelegenheit. Geld verdienen lässt sich kaum. "75 Prozent aller Anlagen", schätzt der Branchenkenner und heutige Tourismusmanager Richard Senninger, "bauen Verluste." Auch Franz Wittmann, Ex-Rallye-Weltmeister, Ex-Präsident des Golfverbandes und selbst Golfplatzbesitzer, sagt: "Kurzfristiges Geschäft ist das keines."

Das Handicap: Österreich ist zu klein, um golferisch den Rubel richtig rollen zu lassen. Es gibt hierzulande ganz einfach zu wenig Golfer. Seit 2003 flacht die bis dahin stark steigende Kurve der Neueinsteiger ab, seit 2008 hat sich die Zahl der Golfer mit 104.000 kaum mehr bewegt.

Unmittelbare Folge der Stagnation: Heimische Golfclubs sind mit durchschnittlich 695 Mitgliedern im internationalen Vergleich zu dünn belegt. In Deutschland, der Schweiz und vor allem den Niederlanden ist die Mitgliederauslastung deutlich besser. Derzeit gibt es in Österreich 150 Golfanlagen - zu viele. In den Niederlanden spielen auf jeder der 192 Anlagen 2.045 Mitglieder, in Deutschland auf jedem der 700 Plätze immerhin knapp 900.

Falle Golfplatz. Der Bau einer Golfanlage ist teuer und kostet - je nach Größe, Qualität und vorhandenen Grundstücken - zwischen 1,5 und sieben Millionen Euro. Viele jener heimischen Anlagen, die lastenfrei sind, gehören dementsprechend Großgrundbesitzern, etwa Angehörigen blaublütiger Häuser oder Mitgliedern zumindest des Geldadels: Sie haben Grund und Boden zur Verfügung, und damit einen Startvorteil. Den sie allerdings nicht immer nützen - auch so manche von blaublütigen Eigentümern errichtete Anlage wechselte mittlerweile aus finanziellen Gründen in höchst bürgerliche Hände. Beispiel: Murstätten in der Steiermark, wo einst eine Baronin einiges Geld mit einem Golfplatzbau auf eigenem Grund in den Bunkersand setzte. Selbst die Kitzbüheler Eichenheim-Anlage, vor Jahren in Bausch und Bogen von der schwerreichen russischen Oligarchin Jelena Baturina übernommen, kämpft mittlerweile mit Problemen.

Vor allem der Betrieb kann Golfplatzbesitzer leicht ins Minus bringen. Allein für den Maschinenpark ist eine gute halbe Million an Anschaffungskosten nötig. Zudem ist die Sache personalintensiv. Bis zu eine Million - oft mehr - kostet der laufende Betrieb pro Jahr. Ein durchschnittlicher heimischer Club nimmt alles in allem aber nur knapp 800.000 Euro im Jahr ein. Tendenz fallend.

Sinkende Einnahmen. Die Boom-Jahre sind vorbei, die meisten Indikatoren weisen nach unten: Bis 2020 könnte die Zahl der Austro-Golfer im schlimmsten Fall um bis zu ein Drittel sinken, fürchtet eine Studie des Tiroler Consulting-Unternehmens Ennemoser. Billigangebote zerstören zudem den Markt und bringen immer mehr Clubmanager in die Zwickmühle. So gibt es die früher üblichen Einschreibgebühren, eine wesentliche Einnahmequelle für Clubs, kaum mehr.

Auch die Greenfee-Einnahmen sinken - das sind jene Beträge, die Nicht-Clubmitglieder für eine Golfrunde zahlen müssen. Der noble Club Schönborn nördlich von Wien erhöhte wegen Greenfee-Ausfällen soeben die Jahresspielgebühr für seine Mitglieder um 100 Euro.

Größtes Problem fast aller heimischer Golfplätze ist ohnehin die miserable Gesamtauslastung - also mit Mitgliedern und Greenfee-Spielern. Sind die Anlagen in Tourismuszentren im Sommer voll, golft man im Rest des Landes zumeist auf einsamen Fairways. Nur wenig über 42 Prozent beträgt die durchschnittliche Auslastung eines Austro-Golfplatzes. In den Niederlanden liegt der Vergleichswert bei über 70 Prozent.

Deshalb werden inzwischen kaum mehr neue Plätze gebaut. Gemeinden gingen um die Jahrtausendwende, als Goldgräberstimmung herrschte, reihenweise in die Errichtungsfalle: So mancher Bürgermeister glaubte, seine Kommune mit einem Golfplatz zum Tourismuszentrum der Welt und damit reich machen zu können - und baute, nicht selten mit EU-Förderungen. Doch Gäste kamen eher selten in erhoffter Menge, Erhaltungskosten fielen trotzdem an. Banken und Gönner mussten einspringen, um Insolvenzen zu verhindern.

Im Kärntner Finkenstein etwa war das vor einigen Jahren - kurios genug - die Hypo Alpe-Adria, bis schließlich endgültig die Murhof-Gruppe übernahm. In Schladming half der deutsche Industrielle Helmut Naue aus. In Bad Tatzmannsdorf übernahm der Tiroler Hotelier Karl Reiter von der Steigenberger-Gruppe gleich das gesamte Ressort mit Golfplatz und zwei Hotels - und einige Jahre später auch die benachbarte Anlage in Stegersbach.

Absprung vor dem Abschlag. Inzwischen wollen selbst Banken zumeist nicht mehr als Retter einspringen und so balancieren gleich einige der einst hoffnungsvoll eröffneten Anlagen an der Grenze zur Insolvenz. Die wenigen noch laufenden neuen Projekte kommen kaum vom Fleck - Golfplatzpläne etwa in Klosterneuburg bei Wien oder im burgenländischen Güssing stocken seit Jahren.

Die ganz große Insolvenzwelle könnte das heimische Golf in fünf bis zehn Jahren überrollen, wenn einerseits der Kampf um weniger werdende Golfer aufwendiger wird - und gleichzeitig die Maschinenparks der in den Boomjahren gebauten Anlagen zur Erneuerung anstehen, Rücklagen dafür aber fehlen.

Für Golf-Graf Johannes Goess-Saurau dürfte das dann reiche Beute auf seiner Jagd nach Übernahmekandidaten zu Schnäppchenpreisen bringen. Obwohl Österreichs Golf zum internationalen Big Business noch Lichtjahre fehlen, könnte die Murhof-Gruppe spätestes dann tatsächlich zum wichtigsten Player unter Europas Golfplatzbetreibern aufsteigen.

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