Formel 1 – Die Geldmaschine startet wieder

Es wäre nicht Red Bull, würde die Werbetrommel nicht auf Paukenschlag funktionieren. Und es wären nicht Dietrich Mateschitz und Bernie Ecclestone, würde der jüngsten Entscheidung beider Herren nicht ein gewisser Zampano-Faktor anhaften. Derart umstandslos, unter perfekter Geheimhaltung und über Nacht, wurde noch nie ein Groß-Event nach Österreich geholt wie jetzt die Formel 1.

Formel 1 – Die Geldmaschine startet wieder

Zwar ist noch nicht zu 100 Prozent sicher, ob am 6. Juli 2014 Formel-1-Motoren am Red Bull Ring aufheulen werden. Ganz so leicht, wie der steirische Landeshauptmann Franz Voves und Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann das in ersten Stellungnahmen andeuteten, könnten die behördlichen Hürden unter Umständen doch nicht zu nehmen sein. Aber letztlich ist ein Scheitern doch ziemlich ausgeschlossen. Und so wird die Rückkehr der Boliden der Steiermark - und vor allem der Region Aichfeld-Murboden - einen warmen Geldregen bescheren.

Million Dollar Baby

Die Formel 1 ist, wo sie auch gastiert, fast immer ein "Million Dollar Baby“. Auf 100 Millionen Euro schätzt der Wiener Wirtschaftsforscher Florian Schwillinsky den Wert der Umwegrentabilität, den der Grand Prix für die Steiermark pro Jahr haben dürfte. Schwillinsky hat vergangenen Herbst im Auftrag der Spielberg GmbH - das ist jene Tochterfirma des Landes Steiermark, die sich um die Ring-Agenden kümmert - eine Studie durchgeführt, welche die Auswirkungen des Red Bull Rings auf die Region untersucht.

Ergebnis: Pro Steuer-Euro, den das Land in Form von Fördermitteln in diverse Projekte rund um den Ring investiert, werden 19 Euro an volkswirtschaftlichem Einkommen induziert. Knapp 43 Millionen beträgt die jährliche Wertschöpfung für die Steiermark aus dem Betrieb des Rings. Knapp 14 Millionen davon entfallen auf Gastronomie und Beherbergungswirtschaft. 1,5 Millionen Umsatz machen lokale Betriebe mit der Instandhaltung der Rennstrecke.

Vor allem letztere Zahl ist interessant. Hat sich doch das Land Steiermark seinerzeit im Kooperationsvertrag mit Dietrich Mateschitz dazu verpflichtet, mit 1,4 Millionen jährlich zur Erhaltung des Rings beizutragen.

Insgesamt flossen seit der Neueröffnung im Jahr 2011 rund 7,5 Millionen an Fördermitteln an das Mateschitz-Imperium. Die Investitionen des gebürtigen Steirers in Rennbahn und Umgebung beliefen sich im gleichen Zeitraum auf 200 Millionen. Im Tourismus und Sport sollen dank der Ring-Wiederbelebung laut Schwillinsky seit 2011 immerhin 400 bis 500 Arbeitsplätze entstanden sein.

Entscheidend: Alle diese Werte kalkulieren noch ohne das Comeback der Formel 1. Auch Schwillinsky wurde vom Mateschitz-Coup überrascht. "Man kann die Zahlen wohl verdoppeln und schätzt immer noch konservativ“, sagt er.

Kollateralnutzen

Für Red-Bull-Chef Mateschitz wird sich Österreich-Grand-Prix jedenfalls auch abseits der direkten Werbewirkung für Rennstall und Energy Drink lohnen. Er investierte sein Geld in den vergangenen Jahren nämlich bei weitem nicht ausschließlich in die Rennstrecke, sondern auch ins Umland. Zahlreiche Grundstücke und Gebäude verleibte er seinem Imperium ein - nicht wenige davon mit der Absicht, Hotelbetriebe daraus zu machen. Dem Vernehmen nach verzichtete Mateschitz bei touristischen Engagements darauf, Förderungen zu beantragen.

Weil die Region in Bezug auf Übernachtungsmöglichkeiten quasi noch Niemandsland ist und sich außer zu Veranstaltungen am Ring kaum Gäste in die Ebene zwischen den Städten Leoben und Judenburg verirren, wird die Formel 1 für neue Mateschitz-Hotels wohl einen Entwicklungs-Turbo zünden. In gleicher Weise dürften viele Anrainer profitieren - Gasthöfe und Campingplätze stehen vor einer neuen Blüte.

Auch hinter Bernie Ecclestones plötzlich neu erwachtem Interesse an Österreich - vor einem Jahr hatte er eine Rückkehr des Grand Prix nach Spielberg noch ausgeschlossen - steckt Kalkül.

Der frühere Ring-Manager Hans Geist, mittlerweile als Rennstrecken-Experte zwischen Russland und Asien unterwegs, klärt auf: "Die Kehrtwende hängt mit dem geplanten Börsengang des Formel-1-Zirkus zusammen. Umso mehr Rennen es gibt, umso wertvoller wird das Produkt. Und umso mehr lässt sich vor allem für Ecclestone verdienen.“ Geist hält es auch für realistisch, das Projekt bis zum nächsten Jahr zu stemmen: "Eigentlich muss man nur mehr das Media-Center verbessern und ein paar Änderungen bei Tribünen vornehmen.“

In die Suppe spucken könnte den Protagonisten nur die steirische Umweltanwältin. Wegen der Lärmschutzvorschriften und der erlaubten maximalen Besucherzahlen glaubt Ute Pöllinger, dass für die nun anzupassenden Behördenbescheide eine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig ist, in der sie Parteienstellung hätte. "Die Herren werden an mir nicht vorbei kommen“, sagt Pöllinger und meint damit nicht bloß die steirischen Politiker Voves und Buchmann, sondern auch die Formel-1-Macher Mateschitz und Ecclestone.

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