"Es ist noch Geld für weitere Zukäufe vorhanden"
Sechs Immobilien-Projekte sind schon fertig, weitere werden folgen.
Wenn Dietrich Mateschitz mit seinem Hubschrauber am Ringgelände landet oder mit dem Motorrad in seiner obersteirischen Firma, der Projekt Spielberg GmbH, vorfährt, sind nicht nur die Mitarbeiter auf neue Direktiven gespannt - in der ganzen Region ist man auf Neuigkeiten aus dem neuen Reich des Bullen erpicht. Denn der Dosenmillionär hat im Vorjahr nicht nur den fast tot geglaubten ehemaligen Österreichring wiederbelebt, sondern mit schier unüberschaubaren Investitionen auch gleich die ganze Gegend im Großraum Spielberg aus dem touristischen Tiefschlaf geweckt.
Denn neben überwiegend bescheidenen Pensionen und Privatzimmern kann das Murtal in der Obersteiermark seinen Besuchern eine wachsende Zahl kleiner Prunkschlösser und Edelgasthöfe bieten. Das Upgrade einer ganzen Region ist Dietrich Mateschitz zu verdanken.
Richtig Bewegung ist in die Tourismusregion seit Eröffnung des Red-Bull-Rings vergangenen Mai gekommen. Seither hat Mateschitz sechs Projekte fertiggestellt (siehe Bilder und Kasten). So wurde direkt am Gelände des Rings ein völlig veralteter Berghof zur Nobelherberge mit Restaurant umgebaut. Nur wenige Meter entfernt wurde ein Gästehaus ebenfalls von Grund auf saniert, und in Zeltweg wurde aus dem Steirerschlössl ein Nobeltreff. Die bisher größte Perle im Reich des Murtal-Mäzens wurde kürzlich eröffnet: Ein Gutshof samt Schloss nahe Knittelfeld wurde zu einem Countryclub mit Suiten, Reithalle, Stallungen, Spa und Schwimmteich umfunktioniert. Der Bulle mit einem Faible für historische Gebäude geht bei seinen Zukäufen mit System vor.
Tourismuskonzept aus einer Hand
Gekauft werden nur Objekte, die sich entweder direkt in einem Ort der Region befindet oder etwas außerhalb liegen und über großzügige Flächen verfügen, die die Schaffung von Freizeitangeboten ermöglichen. Dass Mateschitz in großen Dimensionen denkt, lässt der Countryclub erahnen, der 42 Hektar Grund umfasst. Ziel des Bullen ist es, das touristischen Angebot rund um den Ring zu heben und wohlhabenden Besuchern angemessene Unterkünfte zu bieten.
Die anstehenden Projekte, von denen es sechs an der Zahl gibt, fügen sich nahtlos in dieses Konzept. So verwandelt der Großinvestor derzeit, ein paar Schritte vom Steirerschlössl entfernt, einen alten Wasserturm in ein Café mit Aussichtsplattform und Orangerie. Spätestens Anfang 2013 wird der Gastrobetrieb fertig. Gleich neben dem Zeltweger Jugendstilschloss soll, sobald die Baugenehmigung eingetroffen ist, mit dem Umbau eines Wirthauses in ein Gästehaus begonnen werden. In Seckau schreiten die Renovierungsarbeiten des altehrwürdigen Hofwirts, wo schon zu Österreichring-Zeiten Formel-1-Fahrer übernachteten, zügig voran. Für die Zeit nach der Eröffnung im Mai 2013 sind schon erste Hochzeitstafeln gebucht. Eine gröbere Baustelle wartet auf Mateschitz in Thalheim bei Pöls, wo seit 2008 ein halb verfallenes Schloss mit Heil- und Mineralwasserquelle in seinem Besitz ist. Der Komplex soll 2015 aus den Ruinen auferstehen.
Und Mateschitz holt bereits zum nächsten Streich aus. Der Kauf von Schloss Admontbichl mit großen Ländereien bei Obdach ist seit kurzem unter Dach und Fach. Dort, wird spekuliert, soll ein schmuckes Hotel mit Golfplatz entstehen. Im dazugehörigen Jagdgebiet dürften Apartmenthäuser entstehen, die an betuchte Jagdgäste vermietet werden sollen. Ein weiterer Baustein im Mateschitz-Puzzle ist der kürzlich abgeschlossene Kauf einer 150-Hektar-Eigenjagd. Die könnte der Unternehmer Gerüchten zufolge aber Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel schenken.
Verwalter von über 1.000 Hektar
Insgesamt soll der Bulle, der rund 60 Kilometer von Spielberg entfernt zur Welt kam, in den vergangenen Jahren im Murtal 400 Hektar erworben haben, 80 davon rund um den Ring. Weitere 650 Hektar hat er gepachtet. 550 davon vom Stift Heiligenkreuz im 15 Minuten entfernten Gaal, 100 Hektar stammen von Bauern um die Rennstrecke. Geschätzte Investitionssumme bisher: rund 220 Millionen Euro.
Doch die Grenzen des neuen Mateschitzschen Spielplatzes sind damit noch nicht abgesteckt. "Es ist noch Geld für weitere Zukäufe vorhanden, verrät ein Insider. Bisher nimmt die noble Klientel das Angebot zwar nur zögerlich wahr, doch das scheint Mateschitz, der die Investitionen aus eigener Tasche zahlt, nicht aus der Ruhe zu bringen. "Er plant auf Sicht von 20, 30 Jahren, so ein Intimus.
Viele in der Region verehren ihn schon heute wie einen Helden. Denn nicht nur das Image der Region steigt, Gewerbe und Gastronomie verzeichnen bereits einen gewaltigen Schub. Gerald Taffanek, Chef des Tourismusverbands Aichfeld: "Die Nächtigungen sind, seit der Ring in Betrieb ist, um 38 Prozent gestiegen, Tendenz: steigend. Für uns ist das Ganze ein Traum.