Der Telekom-CEO Hannes Ametsreiter im FORMAT-Interview
Der Telekom-CEO über die Fusion von Mobilfunk und Festnetz und die Causa Hochegger/Meischberger.
FORMAT: Herr Ametsreiter, Sie haben den Behörden umfassende Unterlagen über Aufträge der Telekom an die früheren Lobbyisten Peter Hochegger und Walter Meischberger übergeben. Wie lautet der Verdacht?
Ametsreiter: Wir wollen den Ermittlungen der Behörden nicht vorgreifen und können daher auch nicht abschätzen, wie lange die Prüfung dauern wird. Wir haben jedenfalls sämtliche den Fall betreffende Belege an die Staatsanwaltschaft übergeben und uns als Geschädigte dem Verfahren angeschlossen. Nun wird die Rechtmäßigkeit aller Geldflüsse überprüft. In Summe klagen wir rund neun Millionen Euro ein.
FORMAT: Die beiden Ex-Telekom-Vorstände Rudolf Fischer und Gernot Schieszler galten als Fürsprecher von Meischberger und Hochegger. Könnte es auch für die beiden eng werden?
Ametsreiter: Das können nur die Behörden beantworten. Die Ermittlungen laufen sorgfältig und umfangreich. Es wird sich zeigen, wohin sie führen.
FORMAT: Die Telekom steigerte den Gewinn 2010 deutlich, dennoch zeigen sich die Analysten nach den Verlusten im vierten Quartal enttäuscht und rechnen mit weiteren Einbrüchen.
Ametsreiter: Wir sind mit unseren Zahlen zufrieden. Das Betriebsergebnis stieg um 27,3 Prozent auf 437,9 Millionen Euro, der operative Cashflow um 12 Millionen auf fast 1,4 Milliarden Euro. Natürlich haben sich Rückstellungen, die wir etwa im Bereich Mitarbeiter vornehmen mussten, in der Bilanz bemerkbar gemacht.
FORMAT: Im Zuge der Fusion von Festnetz und Mobilfunk hätten zwanzig Prozent der Jobs abgebaut werden sollen. Jetzt ist es ein Bruchteil davon. Bringt die Fusion weniger als erhofft?
Ametsreiter: Wir haben niemals gesagt, dass zwanzig Prozent der Arbeitsplätze betroffen sind. In Anbetracht der hohen Beamtenquote ist das in der Form auch schwer möglich. Die Fusion wird mit Sicherheit das von uns angepeilte Einsparungspotenzial bringen, also rund hundert Millionen Euro. Wir sind gut unterwegs.
FORMAT: Der noch im Vorjahr für die Fusion zuständige Ex-Telekom-Vorstand Dino Dogan hatte sich für einen viel massiveren Personalabbau eingesetzt. Haben Sie sich jetzt vom Betriebsrat einschüchtern lassen?
Ametsreiter: Nein, und es ist ja auch nicht so, dass keine Arbeitsplätze gestrichen werden. Im Vergleich mit 2009 gibt es 2010 in Österreich 328 Jobs weniger, allesamt natürliche Abgänge. Und im Laufe dieses Jahres haben sich schon 500 Mitarbeiter für den vorhergesehenen Sozialplan angemeldet.
FORMAT: Wo orten Sie das größte Wachstumspotenzial?
Ametsreiter: Die Richtung ist klar und heißt Breitband und das in allen Märkten. Wir durchlaufen gerade eine sehr schwierige Phase. Nach 13 Jahren Wachstum im Mobilfunk sind wir jetzt in einem Stadium angelangt, wo die Regulation stark aufs Ergebnis drückt. Das wird sich auch 2011 bemerkbar machen. Wir versuchen das mit Innovationen zu kompensieren, etwa mit neuen Kombi-Paketen im Festnetzbereich oder mit neuen Mobiltelefonen. Sehr erfreulich ist, dass es nun wieder Wachstum im Festnetz gibt, was an den Kombi-Paketen liegt, also an der Notwendigkeit, einen schnellen Breitbandanschluss zu haben.
FORMAT: Wachstum erhofft man sich auch durch Akquisitionen im Osten. In Kroatien soll der Kauf des Festnetzanbieters Metronet anstehen.
Ametsreiter: Es ist noch nichts fix.
FORMAT: In Serbien interessieren Sie sich für den staatlichen Festnetzanbieter Telekom Srbija.
Ametsreiter: Die Angebote müssen bis zum 21. März eingereicht werden. Ob wir dabei sind, steht noch nicht fest.