Das neue Leben der Ex-Bawag-Banker
Trotz vollmundiger Armutsschwüre vor Gericht pflegen die gefallenen kleinen Vorstände der einstigen Gewerkschaftsbank noch immer einen gediegenen Lifestyle. Villa, Penthouse und Jagdsalon inklusive.
Vor Gericht wurde auf die Tränendrüsen gedrückt. Einige Kiebitze wollten im Spaß schon eine Kollekte organisieren. Denn bei der Aufnahme der Personalien zu Beginn des Bawag-II-Prozesses gaben die früheren Top-Manager der Bank äußerst magere Einkommen und Vermögenswerte zu Protokoll. Insofern erstaunlich, als die Vorstände und der Aufsichtsratsboss jahrelang Einkommen von bis zu 250.000 Euro pro Jahr bezogen.
Klar: Anwaltskosten, Gerichtsgebühren und in meisten Fällen ein Karriereknick oder Pensionierung forderten finanziellen Tribut. Ein Blick auf die Wohnverhältnisse der Ex-Gewerkschaftsbanker lässt aber wohlmeinende Beobachter stutzen. Wie finanzieren die das, wenn sie wirklich so gut wie nichts mehr haben? So nennt etwa der frühere Multi-Funktionär und Bawag-Aufsichtsratsboss Günter Weninger ein stattliches Haus samt 1.000 Quadratmeter Grund in Wiener Neustädter Ruhelage sein Eigen. Hinzu kommt eine Stadtwohnung am Modenapark in Wiens noblem Diplomatenviertel. Trotz angeblich magerer 8.000 Euro am Sparbuch, Unterhaltspflichten für Ehefrau und Sohn und einer bescheidenen Pension von 2.300 Euro lassen sich zwei üppige Wohnsitze offenbar problemlos finanzieren.
Top-Immobilien
Auch die Herberge von Ex-Vorstand und Neo-Consulter Christian Büttner ist nicht von schlechten Eltern. Ein halber Hausanteil gehöre ihm, gab er bei Gericht an, er habe hohe Schulden und ein Brutto-Monatseinkommen von 1.700 Euro. Nun ja. Das halbe Haus hat vier Geschoße und steht im Wiener Cottageviertel. Dort, wo die Autos am dicksten und die Gärten am gepflegtesten sind und die Nachbarschaft am elitärsten ist. Hier gehen 1.700 Euro allein für die Mitgliedschaft im Golfclub drauf.
Nicht weniger protzig ist eine Villa am Ende der Pötzleinsdorfer Straße in Wien-Währing. Hier residiert Ex-Bawag-Vorstand Hubert Kreuch hinter schmiedeeisernen Balustraden. Innen beeindruckt ein eigener Jagdsalon des passionierten Waidmannes. Immerhin sagt der sogenannte kleine Vorstand vor Gericht, keine Schulden zu haben.
Anders bei seinem früheren Kollegen Josef Schwarzecker. Dieser fürchtet, seiner Rechtsschutzversicherung einen sechsstelligen Betrag zurückzahlen zu müssen. Diese Furcht kann er aber immerhin hoch über der Wiener Kärntner Straße pflegen. Uneinsehbar für die Öffentlichkeit wohnt Schwarzecker in einem stattlichen Penthouse Dachterrasse inklusive.
Unweit des Nationalparks Donau-Auen parkt ein elf Jahre alter Fiat Punto demonstrativ vor einem repräsentativen Einfamilienhaus mit herrlichem Garten. Hinter den dichten Hecken blitzt ein ansehnlicher Wintergarten hervor. Den Besitz des angejahrten Fahrzeugs gab Ex-Bawag-Vorstand Peter Nakowitz auch zu Protokoll. Der Punto sollte wohl die bescheidenen Einkünfte von Nakowitz dokumentieren: 1.300 pro Monat und ein Bankguthaben von mickrigen 2.000 Euro. Wie er seinen Anwalt und die Betriebskosten für sein Anwesen bezahlt, bleibt offen.
Florian Horcicka