Das kranke Geschäft mit der Grippe: Wenig Interesse an wenig lukrativer Impfung

Über 20 Millionen Euro setzen Pharmafirmen in Österreich mit Grippeschutzimpfungen um. Doch der Markt im Land der Impfmuffel ist noch lange nicht ausgereizt.

Die Landkarte von Österreich ist rot eingefärbt. In der Erklärung auf der Homepage des Diagnostischen Influenza Netzwerks heißt es dazu unmissverständlich: Die Grippewelle hat Österreich erreicht. Allein in Wien hat die Krankenkasse vergan­gene Woche 23.000 Grippe-Neuerkrankungen registriert. Bundesweit könnten 400.000 an der heuer ganz besonders aggressiven Influenza, auch Grusel-Grippe genannt, erkranken, schätzen die Gesundheitsexperten. Was des Kranken und dessen Arbeitgebers Leid, ist der Pharmaindustrie Freud. Denn insgesamt setzt die Branche alleine mit Grippeschutzimpfungen hierzulande mehr als 20 Millionen Euro um. Und dabei zählen die Österreicher mit einer durchschnittlichen Impfquote von 15 Prozent zu den Impfmuffeln. Zum Vergleich: In Frankreich, England oder Kanada wird eine Quote von 60 Prozent erreicht.

Ausverkaufte Impfstoffe
Aber bereits jetzt, zwei Wochen vor dem prognostizierten Höhepunkt der Epidemie, sind in vielen Apotheken einige Grippeschutzimpfstoffe nicht mehr zu bekommen. „Das Präparat ist ausverkauft und wird auch gar nicht mehr nachgeliefert“, lautet die knappe Information in vielen Wiener Apotheken. In Oberösterreich war der Impfstoff für Senioren schon im Oktober ausverkauft. Den Markt für Grippeimpfungen teilen sich heuer in Österreich die Pharmafirmen Sanofi Pasteur, Novartis, Stada, Baxter und Solvay auf. Den Löwenanteil von rund einem Drittel beansprucht Novartis für sich. Dort kann man sich die Engpässe nicht erklären: „Wir sind voll lieferfähig“, beteuert ein Novartis-Sprecher. Fehler seien allenfalls im Großhandel zu suchen.

Kalkül der Pharmafirmen  
Der Sozialmediziner Michael Kunze ortet hinter dem zögerlichen Vertrieb und der unprofessionellen Vermarktung der Grippeimpfung durch die Pharmafirmen aber Kalkül: „Wäre ich Boss eines Pharmaunternehmens, würde ich mich auch zuallerletzt um Impfungen kümmern.“ Denn, so rechnet der Mediziner vor, ein an Grippe Erkrankter bringe der Branche wesentlich mehr ein als die Impfung: Rund 500 Euro geben Influenza-Patienten durchschnittlich pro Jahr für die Behandlung ihrer Krankheit aus. Dem stehen lediglich rund 30 Euro (inklusive Arztkosten) für eine Grippeimpfung gegen­über.

Impfkampagne lässt warten
Ein Indiz dafür, dass die Pharmafirmen ähnlich kalkulieren, sieht Kunze im Fehlen einer koordinierten Impfkampagne, wie sie etwa bei der Zeckenimpfung betrieben wird. Dort kommt man auf eine Impfquote von 88 Prozent. Und tatsächlich fühlt man sich in der Pharmig, dem Verband der heimischen Pharmaindus­trie, dafür nicht zuständig: „Das ist nicht unsere Sache, das müssen die einzelnen Firmen machen. Wir dürfen niemanden bevorzugen“, lautet die Erklärung der Pharmig-Pressestelle. Unterstützung kommt jetzt von ungewohnter Seite: Mit Gesundheitsminister Alois Stöger hat erstmals ein Regierungsmitglied öffentlich zur Impfung aufgerufen.

Angelika Kramer

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