Bad Banker: Die abenteuerlichen Sanierungspläne der Volksbanken AG

Die Volksbanken AG bastelt an einer „Bad Bank“-Lösung. Das Finanzministerium stellt sich gegen den abenteuerlichen Plan, weil der Steuerzahler abermals milliardenschwere Sanierungsrisiken übernehmen müsste.

Superadler sind sie keine. Zwar profitiert die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) als Sponsor von den Erfolgen des ÖSV-Skispringerteams („Mit V wie Flügel“). Doch im Gegensatz zu Gregor Schlierenzauer und Co befindet sich die ÖVAG unter Generaldirektor Gerald Wenzel wirtschaftlich im Dauersturzflug.

Seit drei Jahren schreibt das Spitzeninstitut des genossenschaftlich organisierten Banksektors regelmäßig Verluste. Und seit drei Jahren frotzeln die frechen Volksbanker die Beamten im Finanzministerium. Quartalsmäßig werden ambitionierte Pläne präsentiert. Oft erweisen sich die als realitätsfern und undurchführbar. Zudem gehen die Konzepte fast immer zulasten des Steuerzahlers, was in Zeiten von Sparpaketen gar nicht gut ankommt.

Nächste Woche ist wieder so ein Treffen angesetzt, wo das ÖVAG-Team im Finanzministerium um Zeit und Geld betteln wird. Und wieder soll ein dreister Vorschlag aus dem Hut gezaubert werden: die Gründung einer Bad Bank. Dort soll alles abgeladen werden, was nicht Kerngeschäft ist sowie über die Jahre an Ramsch angesammelt wurde – von maroden Anleihen bis zu faulen Immobilienkrediten. Danach wäre die Kern-ÖVAG saniert, heißt es. Besonders keck: Die Kosten der Bad Bank, also Haftungen und frisches Eigenkapital, müsste die Republik zuschießen. Zudem wäre eine Kapitalherabsetzung von 60 Prozent angedacht, was zur Folge hätte, dass ein Großteil des zur ÖVAG-Rettung im Jahr 2009 bereitgestellten Partizipationskapitals abgeschrieben werden müsste. 600 Millionen Euro an Steuergeld wären mit einem Schlag weg. Motto der neuen Bad Banker: Papa Staat wird’s schon richten, das gehört zu seinen Pflichten.

„Vertrauen verbindet.“

Ein Versuch, sich billig aus der Verantwortung zu ziehen. Warum die Volksbanker meinen, damit durchzukommen: Es wäre nicht das erste Mal, dass das Ministerium eingelenkt hat. Dort gilt bislang der Slogan: „Volksbank. Vertrauen verbindet.“ Die schwarze Volksbanken AG wurde von den VP-Finanzministern Wilhelm Molterer, Josef Pröll und Maria Fekter noch nie im Stich gelassen. Ein kurzer Rückblick beweist das:

Seit Ende 2008 pumpte die Republik mehr als vier Milliarden Euro auf unterschiedliche Art und Weise in die ÖVAG-Gruppe. Laut einer Analyse der Landesbank Baden-Württemberg schlagen allein die staatlichen Haftungsübernahmen und Kapitalzuschüsse für die Ende 2008 notverstaatlichte ÖVAG-Tochter Kommunalkredit mit rund 2,88 Milliarden Euro zu Buche. Eine weitere Milliarde Euro Staatshilfe wurde direkt in die ÖVAG gepumpt. Im Vergleich zu Raiffeisen Zentralbank und Erste Group haben die Volksbanken für das Partizipationskapital bislang keinen Cent Dividende an die Republik abgeführt. Gebrochen wurde auch das Versprechen, das Staatsgeld in drei Tranchen zurückzuzahlen. Die erste Rate wäre heuer fällig gewesen.

Doch diesmal will Fekter keinen faulen Kompromiss. Die 62 lokalen Volksbanken sowie die deutsche DZ Bank sollen als ÖVAG-Eigentümer Kapital zuschießen und Souveränität abgeben. Ohne Beitrag der Volksbanken wird es keine Hilfe vom Staat geben. Eine Meinung setzt sich langsam durch: Das wilde Treiben der Volksbanker ist nicht mehr tolerierbar.

Die Milliardentroubles der ÖVAG sind hausgemacht. Als Totengräber des Spitzeninstituts wird wohl Franz Pinkl (Bild) in die ÖVAG-Geschichte eingehen. Ende 2003 suchte der ÖVAG-Aufsichtsrat unter Präsident Pinkl einen Nachfolger für den verstorbenen Langzeitgeneral Klaus Thalhammer. Ein Headhunter lieferte zahlreiche Kandidaten. Doch was geschah? Pinkl hievte sich von der Volksbank Wiener Neustadt selbst an die ÖVAG-Spitze. Und seine Volksbank-Kollegen sahen zu.

Das war der Anfang vom Ende. In seinem ersten Jahr kaufte Pinkl in Abstimmung mit seinem Aufsichtsratschef Walter Zandanell die Investkredit-Gruppe samt Immo-Tochter Europolis und Gemeindefinanzierer Kommunalkredit. Als überteuert galt schon damals der Kaufpreis von mehr als 800 Millionen Euro. Auch die Auslandsexpansion unter Pinkl war ein Debakel. Die Ostholding VBI wurde heuer an die russische Sberbank notverkauft. Peinlich: Die Geld vernichtende VBI-Tochter in Rumänien – das Sorgenkind – bleibt bei der ÖVAG. Zudem schafften es die Volksbanker nicht, einen hieb- und stichfesten Kaufvertrag aufzusetzen, weshalb die Russen den Preis nochmals drücken wollen, was den Deal noch kippen könnte.

Fakt ist: Der Versuch der biederen Volksbanker, auf dem internationalen Parkett mitzuspielen, scheiterte spektakulär. Franz Pinkl wurde zwar 2009 in die Wüste geschickt, doch trotz Versagens schanzte ihm Freund Zandanell eine fette Abfertigung zu. Pikant: Pinkl wechselte als Boss zur Hypo Alpe Adria, die er gegen die Wand fuhr, Ende 2009 der Republik umhängte und mit einer Millionenabfertigung verließ.

Auch nach der Ära Pinkl hörte das Herumwurschteln nicht auf. Der für die Ostexpansion verantwortliche ÖVAG-Vorstand Wolfgang Perdich durfte weitermachen. Zandanell blieb im Aufsichtsrat. Und an die ÖVAG-Spitze wurde statt einem Banker mit internationaler Erfahrung der Leiter der Volksbank Baden gesetzt: Gerald Wenzel. Als die Finanzmarktaufsicht die Bestellung nicht sofort genehmigen wollte, wurde wieder getrickst: Ex-Bank-Austria-Aufsichtsratsboss Michael Mendel wurde als Vizegeneraldirektor der ÖVAG installiert. So wurde die FMA zwar besänftigt, doch das bankinterne Chaos ging weiter, und die Verluste türmten sich. Für heuer ist ein Defizit von 1,2 Milliarden Euro budgetiert – ein neuer Negativrekord.

Unter den Mitarbeitern herrscht jedenfalls Verunsicherung. Neugeschäfte sind verboten. Bestehende Assets, also Unternehmens- und Immobilienkredite, werden abgebaut. Die sanierte ÖVAG soll sich nur noch um Marketing, Produktentwicklung und sektorübergreifendes Liquiditätsmanagement kümmern. Als Konsequenz wackeln mehr als 700 Jobs. Der Betriebsrat tüftelt seit Wochen an Sozialplänen.

Restrukturierungsfall

Die geschrumpfte ÖVAG wäre aus Notenbank-Sicht keine systemrelevante Bank. Diese Information wurde laut FORMAT-Recherchen der European Banking Association (EBA) kürzlich mitgeteilt. Und das ist wichtig. Denn als systemrelevante Bank muss die ÖVAG bis Juni 2012 rund 1,2 Milliarden Euro zusätzliches Eigenkapital aufbauen. Wird die Einstufung der ÖVAG als „in Restrukturierung befindliches Kreditinstitut“ akzeptiert, gilt die 9-Prozent-EBA-Eigenkapitalquote nicht. Das würde der ÖVAG zumindest etwas Luft verschaffen. An der Problemlösungskompetenz von Wenzel, Perdich und Co ändert das wenig – oder, wie es ein in die Causa Involvierter formuliert: „Volksbank. Vertrauen verschwindet.“

– Ashwien Sankholkar

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