Aufregung um das Luxuspenthouse von Dompfarrer Anton Faber
Im Katechismus der römisch-katholischen Kirche gelten Hoffart und Neid als schwere Todsünden. Ohne vollkommene Reue und Buße droht die Höllenstrafe der ewigen Verdammnis.
In der Kirchenwelt repräsentieren Luzifer und Leviathan die beiden Hauptlaster. Die beiden Dämonen scheinen sich im Moment um einen prominenten Wiener Gottesmann zu raufen: Anton Toni Faber, den Dompfarrer von St. Stephan.
Eine Homestory in der Tageszeitung Standard sorgt jetzt für Aufregung im Kirchenvolk. Dass sich Faber in seiner prächtigen Dienstwohnung im erzbischöflichen Curhaus porträtieren ließ, wäre nicht weiter schlimm gewesen. Doch bei dem Objekt handelt es sich um ein 100 Quadratmeter großes Penthouse mit Blick auf den Stephansdom. Drüben in der Onyx-Bar im Haas-Haus sieht man so richtig frontal in mein Wohnzimmer rein, erzählte Faber. Einmal hat mich ein Freund angerufen und gesagt: Du, ich seh grad, dass du dir ein Bier aus dem Kühlschrank holst. Prost!
Das ging selbst Kardinal Christoph Schönborn zu weit. Der Wiener Erzbischof ärgert sich über Fabers Selbstdarstellung. Weit größere Kirchenskandale in jüngster Vergangenheit in Deutschland und Italien sind nur allzu gut in Erinnerung. Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wurde wegen seines Hangs zum Prunk (First-Class-Flüge, Palastanwesen) vom Vatikan abgesetzt. In Rom sorgt Kardinal Tarcisio Bertone wegen eines von der Kirche bezahlten Umbaus seiner 600-Quadratmeter-Luxuswohnung für Schlagzeilen.
Schönborn auf Tauchstation
Papst Franziskus fordert lautstark eine arme Kirche. In der Erzdiözese Wien wird deshalb befürchtet, dass das Posing des Penthouse-Pfarrers im Vatikan gar nicht gut ankommen könnte. Kardinal Schönborn geht daher auf Tauchstation, um die öffentliche Diskussion nicht weiter anzuheizen. Schönborn-Sprecher Michael Prüller: Der Kardinal hat ein väterliches Verhältnis zu seinen Pfarrern. Und zur Causa Faber? Ein guter Vater äußert sich nicht über Problemkinder. Toni Faber ist Engerl und Bengerl zugleich.
Der aktuelle PR-GAU hätte leicht verhindert werden können. Immerhin waren der Dachbodenausbau und die Weitergabe an Faber nicht unumstritten. Insgesamt kostete die Sanierung des 1.000-Quadratmeter-Dachbodens rund zwei Millionen Euro. Zwei Drittel der Fläche wurden 2011 von der Bank Austria angemietet, deren Miete die Kreditrate für den Büroteil abdeckt.
Der Rest wird von Faber und vier Mitbrüdern bewohnt. Der diesbezügliche Kredit der Kirchenbank Schelhammer & Schattera werde über Vermietung anderer Teile des Hauses Stephansplatz 3 refinanziert, erklärt Anwalt Erich Ehn, Immobilienverantwortlicher der Diözese. Denn Faber und Co., die sich eine Terrasse mit Blick auf den Stephansdom teilen, zahlen für ihre Dienstwohnungen keine Miete.
Die Wohnung könnte um zumindest 2.500 Euro im Monat vermietet werden, sagt Immobilienexperte und VP-Wien-Gemeinderat Alexander Neuhuber. Das sei eine sehr vorsichtige Schätzung. Trotzdem wurde die Fremdvermietung nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Die Gratiswohnung sei ein Privileg der Priestergemeinschaft, so Ehn. Immerhin gehöre der erzbischöflichen Cur ein Drittel des Curhauses am Stephansplatz.
Das sind alles Singlewohnungen, wo sich die Priester die Küche teilen, erklärt Ehn. Dafür gebe es keinen Markt. Abgesehen davon finde ich es in Ordnung, dass Dompfarrer neben dem Dom wohnen. Ein Domizil in Kagran, Floridsdorf oder Simmering sei doch unzumutbar. Schönborn-Sprecher Prüller ergänzt: Dass ein Pfarrer neben seiner Pfarre wohnt, ist in ganz Österreich üblich.
Die Penthouse-Causa setzt Faber zu. Früher konnte er neidige Angriffe locker abwehren und mit Turbobeichten bei Kardinal Schönborn jede Sünde neutralisieren. Der Unterschied heute: Für Papst Franziskus sind Bescheidenheit und Demut keine Lippenbekenntnisse, sondern ernst. Was das für das Schäfchen Faber bedeutet, wird sich weisen.
Erzdiözese Wien verteidigt Fabers Wohnung
Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien, reagierte mit einer "Klarstellung" auf den "Eindruck der Luxus-Immobilie". Prüller betonte darin, dass für die Immobilie keine Kirchenbeitragsmittel verwendet wurden. Die Wohnung sei zwar für einen alleinstehenden Mann großzügig, aber nicht luxuriös. Dass sich die Dienstwohnungen der Dompriester im Dachgeschoß befinden statt in den Stockwerken, ist laut der Erzdiözese Ergebnis einer wesentlichen Verbesserung der Nutzung des Curhauses. 2007 habe das kaputte Dach saniert werden müssen, woraufhin sich die Hauseigentümer gleich zu einer Generalsanierung entschieden.
Da rund ein Drittel des Dachbodens wegen der verwinkelten, denkmalgeschützten Architektur für Büroflächen ungeeignet war, habe man hier Dienstwohnungen des Dompfarrers und der Domkuraten untergebracht. Prüller hob weiter hervor, dass die Dienstwohnungen nur für die Dauer der Amtszeit übergeben werden, und Priester die Betriebskosten und die Kosten der Einrichtung selbst tragen müssen.