AUA-Boss Jaan Albrecht zeigt Härte

AUA-Boss Jaan Albrecht (Bild) zeigt Härte: Das Management wird ausgetauscht, der Abgang von Piloten in Kauf genommen und das Sanierungspaket nicht mehr aufgeschnürt. Die Belegschaftsvertreter verstehen die Welt nicht mehr.

Es ist ein unösterreichischer Weg, den AUA-Chef Jaan Albrecht eingeschlagen hat. Der Deutsch-Mexikaner, der seit gut einem halben Jahr an der Spitze der österreichischen Fluglinie steht, verhandelt nicht mehr über Sparpakete, Abstimmungsergebnisse der Belegschaft sind ihm egal. Er will keinen neuen Kompromiss, keine vermittelnden Angebote, keine Mediation. Er setzt Fakten: Der Betriebsübergang der AUA auf die Tochter Tyrolean ist eingeleitet, auch wenn die Piloten neue Vorschläge präsentieren.

In der Gewerkschaft tut man sich immer noch schwer, den rauen Wind zu akzeptieren. Bei einer Pressekonferenz appellierte das fliegende Personal diese Woche an die "Vernunft“ des AUA-Managements, drohte damit, dass bis zu 200 Piloten das Unternehmen verlassen werden. Doch diese brutale Schrumpfkur kommt Albrecht auch gelegen: Die Lufthansa-Tochter AUA habe nämlich im Moment 120 bis 150 Piloten zu viel, schätzt der österreichische Luftfahrtexperte Kurt Hofmann.

Schlechte Stimmung

Spätestens bis 30. Mai müssen sich Piloten und Flugbegleiter für eine "privilegierte Selbstkündigung“ entscheiden, wenn sie den Betriebsübergang nicht mitmachen wollen. 50 haben ihre Kündigung schon eingereicht. Betroffen von der Verlagerung wären 2.100 Beschäftigte in den Kabinen.

Viele schwanken und warten bis zur letzten Minute. Sie fürchten die Ungewissheit nach dem Betriebsübergang, wollen ihre Abfertigung und denken über die Abwerbeangebote von Flugpersonalvermittlern nach. Doch andererseits sind die Jobaussichten nicht so rosig, mehrere Hundert Piloten seien in Europa am Markt, ehemalige Mitarbeiter der gestrandeten ungarischen Malev und der Spainair bieten ebenfalls ihre Dienste an. Zudem müssen auch laufend Flugstunden absolviert werden, um die Lizenzen für bestimmte Flugzeugtypen zu behalten.

"Ich warte die nächsten Tage noch ab, um zu entscheiden, was ich mache“, sagt Pilot Karl Minhard, der Vorsitzender des "Betriebsrats Board“ ist. "Ich hoffe auf eine Lösung mit dem Management, schließe aber eine Selbstkündigung nicht aus“, sagt die Flugbegleiterin und Betriebsrätin Andrea Lichal.

Die Unsicherheit schlägt sich in schlechter Stimmung nieder. Das Betriebsklima bei der AUA ist derart angespannt, dass die Bereitschaft, an freien Tagen bei Bedarf einzuspringen, auf null gesunken ist. Aus diesem Grund hat am vergangenen Wochenende der Ausfall von einigen Piloten zu einer Absage von insgesamt 24 Flügen geführt, Hunderte Passagiere mussten umgebucht werden und Wartezeiten in Kauf nehmen.

Chaos im Sommer

Bei einem Betriebsübergang werde das Klima noch schlechter werden, warnen die Belegschaftsvertreter. "Die Zwangszusammenführung von Airlines hat noch nie funktioniert“, heißt es in ihrem Papier. "Eine Sanierung ist kein Wunschkonzert“, heißt es hingegen vonseiten der AUA.

Ab 1. Juli könnte der Flugbetrieb der AUA von der Tyrolean übernommen werden. Man müsse bei Sommerflügen durchaus mit Chaos rechnen, wenn es krankheitsbedingt Ausfälle gibt und sich motivationsbedingt wenig Ersatz findet. Zumal es auch einige Zeit dauert, bis der erwartete Abgang der Piloten durch Neueinstellungen und Umschulungen kompensiert wird. "Der Flugbetrieb würde im Juli und August vermutlich halbiert werden müssen“, vermutet ein Pilot, der nicht genannt werden will. "Wenn Not am Mann ist, wird die Lufthansa mit Personal aushelfen“, beschwichtigt hingegen Hofmann.

Zahlreiche Abgänge

Doch nicht nur unter den Piloten ist ein Kommen und Gehen. Auch im Management gibt es zahlreiche Änderungen: Gaudenz Ambühl wird Chef des gemeinsamen Flugbetriebs von AUA und Tyrolean, den bisherigen Tyrolean-Chef Christian Fitz kostet das den Posten. Ambühl war einst Chefpilot und später Teil des Vorstands der Swiss. Für die AUA kehrt er mit 1. Juni aus der Pension zurück, dass er in den kommenden Monaten in den AUA-Vorstand einzieht, gilt als möglich.

Außerdem soll das heuer auslaufende Mandat von AUA-Vorstand Peter Malanik nicht mehr verlängert werden. Dies war zwar schon erwartet worden, denn Malanik gilt als respektierter Wissensträger der Vergangenheit, aber nicht als ein Mann für den "Change“. Wann Malanik genau die AUA verlässt, steht aber noch nicht fest.

Unter den Abgängen ist auch AUA-Personalchef Richard Piller, der die gescheiterten Kollektivvertragsverhandlungen mit den Piloten führte. Um zu sparen, werden die Bereiche Hub Control und Ground Operations zusammengelegt, einer der beiden Leiter muss gehen.

Der neue AUA-Vorstand Karsten Benz, der seit 1. April im Amt ist, hat in seinem Bereich noch keine personellen Änderungen durchgeführt. Aber es wird erwartet, dass etwa Elton D’Souza und Claudia-Christina Debbah, die unter Andreas Bierwirth zur AUA kamen, wieder die Fluglinie verlassen. Auch Friedrich Strahammer könnte aus dem Management ausscheiden und wieder Pilot werden.

Mit dem neuen Team will Albrecht seinen unösterreichischen Weg weitergehen: Er wartet, dass sich die Wogen um den Zwangsumstieg des AUA-Flugbetriebs auf Tyrolean legen, dann will er das nächste Thema angehen - einen Konzern-Kollektivvertrag für alle. An diesem Projekt sind seine Vorgänger gescheitert.

Harter Kurs ohne Alternativen

Im Gegensatz zu früheren AUA-Chefs hat Albrecht den Vorteil, dass der Eigentümer seinen harten Kurs voll unterstützt. Die AUA muss aus Sicht der Lufthansa endlich wieder in die Gewinnzone kommen, auch wenn das kurzfristig Ärger in Wien bedeutet. Die defizitäre österreichische Tochter muss heuer mehr als 220 Millionen Euro einsparen. Ein Kahlschlag bei den Mitarbeitern - insgesamt hat die AUA rund 6.000 Beschäftigte - ist nicht vorgesehen, nur eben künftig andere Entlohnungsschemata.

Die Airline fallenzulassen ist für die Deutschen keine Alternative: Erstens hat die Lufthansa schon viel Geld in die AUA investiert, 500 Millionen Euro vom Staat als Mitgift für den Kauf bekommen und zahlreiche Systeme integriert. Zudem gibt es im Moment auch keine Käufer für marode Fluglinien. Eine Insolvenz hätte auch den Nachteil, dass dadurch viele Flugrechte verloren gehen würden.

Bleibt also die brutale Schrumpfkur. Klappt sie, kann die AUA in Zukunft irgendwann wieder wachsen und neue Destinationen auf der Langstrecke in ihr Programm nehmen. Das Motto von AUA-Chef Jaan Albrecht ist schlicht: "Umbau, Aufbau“.

- Miriam Koch

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