Andreas Bierwirth und Peter Malanik im letzten Interview als AUA-Chefs

Warum die AUA Tokio anfliegt, wie sich die Krisen auswirken und was sie vom neuen General erwarten.

FORMAT: Sie haben sich dazu entschlossen, Tokio weiter anzufliegen. Warum? Viele andere Fluglinien haben sich ja dagegen entschieden …

Malanik: Wir haben eine Möglichkeit gefunden, wie unser Personal möglichst kurz in Tokio am Boden ist. Außerdem ist immer ein Strahlenschutzexperte mit an Bord. Seine Rückmeldungen sind so positiv, dass wir es vertreten können, weiter nach Tokio zu fliegen.

FORMAT: Müssen die AUA-Mitarbeiter nach Tokio fliegen, oder basiert das auf Freiwilligkeit?

Malanik: Sie machen das freiwillig. Auch der Betriebsrat wurde eingebunden.

FORMAT: Bekommen Sie dafür mehr bezahlt?

Malanik: Nein, denn damit würde man ihnen signalisieren, dass etwas nicht stimmt. Wir fliegen aber nur, wenn es sicher ist.

FORMAT: Können Sie schon abschätzen, wie sich die Krisen im Nahen Osten und in Japan auf die Geschäfte der AUA auswirken werden?

Bierwirth: Wir sind noch zu keiner abschließenden Beurteilung gekommen. Für uns ist wichtig, dass sich die lokalen Krisen nicht in der Weltkonjunktur niederschlagen und den Ölpreis, die Börsen und unsere Kunden über Gebühr beeinflussen. Bislang bemerken wir auf unseren Flügen in die wichtigsten Nahost-Destinationen keine negativen Auswirkungen. Wir gehen jedenfalls davon aus, dass wir trotz der Krisen an unseren Zielen festhalten können. Es steckt ja auch in jeder Krise eine Chance, etwa wenn es zu einer Demokratisierung in Nahost kommt, oder der Wiederaufbau in Japan kann auch mehr Flugverkehr bedingen.

Malanik: Ich denke, wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass es immer irgendwo eine Krise gibt. Letztes Jahr die Vulkanasche, heuer ein Erdbeben. Trotzdem revidieren wir die Prognosen nicht nach unten.

FORMAT: Gehen Sie aus heutiger Sicht davon aus, die Treibstoffzuschläge erneut erhöhen zu müssen?

Bierwirth: Wenn der Ölpreis weiter steigt, werden wir sicher wieder erhöhen. Wir haben feste Stufen, wann erhöht wird. Bis zur nächsten Stufe dauert es aber noch etwas, weil sich der Ölpreis in den letzten Tagen wieder stabilisiert hat.

FORMAT: Die AUA hat 2010 operativ wieder einen Verlust von knapp 65 Millionen Euro eingeflogen. Zufrieden?

Bierwirth: Wir haben unsere Ziele erreicht: den Verlust deutlich gesenkt und einen positiven Cash-Flow (170 Millionen Euro) erzielt. Wir haben das Kostensenkungsprogramm umgesetzt, und wir konnten das Passagiervolumen steigern. Ich denke, da kann man schon zufrieden sein. Aber zurücklehnen können wir uns sicher nicht.

Malanik: Wir haben der AUA eine Rosskur verpasst. Trotzdem ist die Qualität, etwa hinsichtlich Pünktlichkeit und Handling, nicht abgefallen.

FORMAT: Aber saniert ist die AUA jedenfalls noch nicht. Was fehlt noch?

Bierwirth: Wir müssen die Erlösqualität steigern und effizienter werden. Unsere Flugzeuge haben eine zu geringe Produktivität. Wir wollen deshalb den Firmenkundenanteil erhöhen und die Standzeiten verkürzen.

FORMAT: Man hört, dass die Lufthansa heuer 100 Millionen Euro mehr Erlös als 2010 sehen will. Schaffen Sie das?

Malanik: Sicher ist, dass wir heuer ein operativ positives Ergebnis abliefern werden. Und dass das nicht nur ein Euro sein wird, davon gehe ich aus.

Bierwirth: Unsere internen Ziele sind jedenfalls ehrgeiziger als die Vorgaben aus dem Lufthansa-Sanierungsplan.

FORMAT: Es soll in Kürze ein neues Flughafentarif-Gesetz geben. Es heißt, die Fluglinien hätten sich mit ihren Wünschen durchgesetzt. Stimmt das?

Malanik: Wir haben den angesprochenen Entwurf noch gar nicht offiziell bekommen. Aber ich gehe davon aus, dass er – in Anlehnung an eine entsprechende EU-Richtlinie – positiv für die AUA ist.

FORMAT: Sie haben NIKI aus der Strecke Wien–Innsbruck verdrängt. Verschafft Ihnen das Genugtuung?

Bierwirth: Es geht nicht um Genugtuung. Es hat sich aber gezeigt, dass man Märkte nicht künstlich aufblasen kann.

FORMAT: Haben Sie die Ticketpreise auf der Strecke jetzt schon erhöht?

Malanik: Nein, darauf warten ja alle.

FORMAT: Wird es der neuen People’s Viennaline auf der Strecke Wien–Altenrhein ähnlich ergehen?

Bierwirth: Wir werden um die Verbindung kämpfen, und ich denke, dass wir die Strecke irgendwann auch wieder alleine fliegen werden.

FORMAT: Böse Zungen behaupten, der neue CEO Thierry Antinori wurde Ihnen als Aufpasser vor die Nase gesetzt …

Malanik: Böse Zungen wird es immer geben. Uns genügt, dass unser Aufsichtsrat mit unserer Leistung sehr zufrieden ist. Wir sehen Thierry Antinori als sehr positive Verstärkung.

Bierwirth: Ich erwarte mir von Thierry Antinori wertvolle Inputs für die langfristige Strategie der AUA. Dafür war ja in den letzten Jahren nicht so viel Zeit, weil wir mit Privatisierungs- und Sanierungsaufgaben eingedeckt waren.

FORMAT: Sie beide geben ja jetzt Aufgaben an den neuen CEO ab. Wird sich das auch beim Gehalt niederschlagen?

Malanik: Wir haben nicht mehr Geld bekommen, als wir die Agenden von Alfred Ötsch übernommen haben. Also wird das nun auch keine Auswirkungen auf das Gehalt haben.

FORMAT: Wird es beim Dreier-Vorstand bleiben? Malanik, Bierwirth (unisono): Davon gehen wir aus. Wir bleiben.

Interview: Angelika Kramer

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