Britische Auswanderer in Spanien fürchten den "Brexit"
Dank der niedrigen Immobilienpreise und der offenen Grenzen haben sich viele britische Pensionisten in Spanien niedergelassen. Nun leben sie in Ungewissheit: Sollte es zu einem Austritt Großbritanniens aus der EU kommen, muss ihr Status neu verhandelt werden.
An den Stränden Spaniens geht die "Brexit"-Angst um: Rund 800.000 Briten haben in den vergangenen drei Jahrzehnten ihrer Insel den Rücken gekehrt. Ein Drittel von ihnen genießt den Lebensabend in der wärmenden Sonne am Mittelmeer als Rentner - ein Traum, dem sich dank relativ niedriger Immobilienpreise nicht nur Reiche erfüllen konnten. Entscheiden sich ihre Landsleute am 23. Juni für einen EU-Austritt, fürchten viele um ihre Zukunft. "Wenn Großbritannien aus der EU austritt, wird man uns als Fremde einstufen", sagt der 74-jährige Peter Harrison, der sich in der Wohnwagensiedlung Saydo Park in Zentralandalusien ein neues Heim geschaffen hat, malerisch gelegen in einem Olivenhain.
Die Briten profitieren von der Freizügigkeit der EU-Bürger im gemeinsamen europäischen Haus. In Spanien gemeldete britische Rentner genießen zudem eine kostenlose Gesundheitsversorgung. Alleine im Saydo Park leben rund 200 britische Pensionäre. Was wird aus ihnen, wenn sie plötzlich EU-Ausländer werden? Wie in vielen anderen Bereichen, müsste die britische Regierung nach einem möglichen "Brexit" neue Abkommen mit ihren heutigen EU-Partnern abschließen, Ergebnis ungewiss. Auch die Kaufkraft der Auslands-Briten könnte leiden, sollte das britische Pfund nach einen EU-Austritts des Landes zum Euro massiv an Wert verlieren.
Unruhe in den Pubs
Drei Wochen vor dem Referendum holen die EU-Gegner in den Umfragen auf. Laut einer Erhebung des Forschungsinstituts ICM und der Zeitung "Guardian" sind derzeit 45 Prozent der Befragten für den "Brexit", 42 Prozent gaben an, dagegen zu stimmen. Damit kippte die Stimmung zugunsten der "Brexit"-Befürworter. Vor zwei Wochen lagen sie in der Umfrage noch bei 39 Prozent, während das Pro-EU Lager noch auf 47 Prozent kam.
Unter den Auslandsbriten in den Pubs und "Fish and Chips"-Läden Spaniens gibt es derzeit kein wichtigeres Thema. "Ich denke, wenn Großbritannien rausgeht, wird das unser Leben hier verändert", sagt die 80-jährige Patricia Dennison: "Viele hier haben eine kleine Rente. Wenn wir in Zukunft für unsere Gesundheitsversorgung zahlen müssen, werden viele zurück nach England gehen - irgendwie müssen sie uns dann dort unterbringen".