Brauerei-Verband fordert kontrollierte Öffnung der Gastronomie
Der Verband der Brauereien Österreichs fordert eine rasche Aufhebung des Lockdowns in der Gastronomie und Hotellerie. Ein kontrolliertes Öffnen würde auch die Teststrategie der Bundesregierung stärken.
Brauerei-Verbandschef Sigi Menz
Der Verband der Brauereien Österreichs fordert von der Bundesregierung, den Lockdown der Gastronomiebetriebe rasch zu beenden. Vor allem für die klein- und mittelständischen Brauereien, deren Umsätze sehr stark von der Gastronomie abhängig sind, wäre das „eine Überlebensfrage“, wie Josef Sigl, Geschäftsführer und Eigentümer der Trumer Privatbrauerei, sagt.
Die Zahlen aus zeigen die Relevanz der Forderung: 2019 produzierten die über 300 im Verband organisierten österreichischen Brauereien insgesamt rund 9,5 Millionen Hektoliter Bier und erzielten damit einen Umsatz von mehr als 1,4 Milliarden Euro. Die Steuern auf Bier brachten 2019 dem Staatshaushalt rund 700 Millionen Euro ein. In der Branche sind rund 3.700 Arbeitnehmer beschäftigt und an jedem Job in einer Brauerei - so rechnet der Verband - hängen 17 weitere Arbeitsplätze – zwei in der Landwirtschaft, zwei im Handel und 13 in der Gastronomie.
Das kontrollierte Öffnen der Geschäfte, Museen und körpernahen Dienstleister habe gezeigt, dass sich viel mehr Leute testen lassen. "Das vorsichtige Aufsperren der Gastronomie würde daher auch die Teststrategie der Bundesregierung stärken“, betont Trumer-Chef Sigl, der im Brauereiverband die mittelständischen Brauereien vertritt. Außerdem hätten Untersuchungen der AGES im Herbst 2020 gezeigt, dass sich damals lediglich um die drei Prozent der Cluster einem Ansteckungsgeschehen im Zusammenhang mit Hotellerie und Gastronomie zuordnen ließen: "Rund 60 Prozent der Ansteckungen fanden im privaten Umfeld statt."
Bewährte Strategie
Verbandschef Sigi Menz weist darauf hin, dass die Gastronomie bereits im Vorjahr sehr viel in entsprechende Präventionskonzepte und Maßnahmen – Masken- und Registrierungspflicht, Abstandsregeln, Desinfektionsmöglichkeiten – investiert habe. "Das hat sich voll und ganz bewährt. Beschäftigte und Kunden haben gelernt, mit der Pandemie umzugehen. Es spricht also nichts gegen eine ehestmögliche Öffnung der Gastronomie mit strenger Einhaltung aller gesundheitsrelevanten Maßnahmen“, so Menz.
Dabei sei auch ein gestaffeltes Vorgehen – wie etwa derzeit in Wien mit bestimmten Öffnungstagen sowie sukzessiver Ausweitung der Sperrstunde angedacht –vorstellbar.Menz: „Der Lockdown bedeutet für die Gastronomie und viele Zulieferer eine existenzbedrohende Situation. Was wir und ganz Österreich jetzt dringend brauchen, sind sowohl gesundheitspolitische Verantwortung als auch wirtschafts- und gesellschaftspolitische Vernunft.“
Rund ein Drittel des in Österreich gebrauten Bieres fließt in normalen Jahren in die Gastronomie. Dieser für die Bierbranche wesentliche Wirtschaftsfaktor ist seit dem Start der Wintersaison geschlossen. Der Brauereiverband sieht eine zeitnahe Öffnung auch als wichtige Unterstützung für die mehr als 315.000 Beschäftigten in der heimischen Gastronomie und Hotellerie.