Billigflieger Level hebt von Wien ab

Mit dem 17. Juni 2018 bekommt Österreich mit Level eine neue Airline. Die Billigtochter des britisch-spanischen Luftfahrtkonzerns IAG beginnt den Flugbetrieb zunächst mit vier Flugzeugen. Innerhalb der kommenden fünf Jahre will Level 30 Flugzeuge von Wien aus starten – auch nach Übersee.

Billigflieger Level hebt von Wien ab

Ein Billigflieger mit kapitalem Background: Level gehört zu IAG, der Mutter der Airline-Urgesteine British Airways und Iberia. IAG-Chef Willie Walsh hat große Pläne.

Mit der Ouvertüre zum Marktstart in Wien hatte der Billigflieger Level ein besondere Aktion parat: 35.000 Tickets zum Preis von 1 Cent wurden Anfang Juli feilgeboten. „Binnen zwei Stunden waren die Ticket verkauft“, sagt IAG-CEO Willie Walsh anlässlich des Markteintritts der IAG-Tochter Level in Österreich.

Die zur IAG gehörende Billigtochter will aber mehr als nur billige Tickets auf den Markt werfen. Mit Level will IAG künftig den Billigfliegermarkt aus Österreich heraus stärker aufmischen. Trotz beinharter Konkurrenz wie der Lufthansa-Tochter Eurowings, der irischen Ryanair und deren Tochter Laudamotion, die ungarische Wizzair, die britische Easyjet sowie Vueling (die offiziell die Level-Mutter ist) startet der britisch-spanische Billigflieger ab heute aus Österreich.

Zum heutigen Marktstart wird Level aus Österreich vier Flugzeuge in Betrieb nehmen. 200 Mitarbeiter, darunter 40 Piloten und 115 Flugbegleiter, wurden in Wien neu eingestellt. Angeflogen werden zunächst nur Destinationen in Europa. Ab heute starten F lüge nach London-Gatwick und Palma de Mallorca. Weitere Destinationen sind Barcelona und Paris (Orly). Bis zum 13. August sollen vorzugsweise Reiseziele in Italien und Spanien auf dem Plan. Angeflogen werden dann insgesamt 14 Destinationen.

In weiterer Folge will IAG-CEO Walsh die Flotte ausbauen. Bis in zwei Jahren sollen bis zu 15 Flugzeuge in Wien stationiert werden. Die Entscheidung dazu soll bereits im September fallen. Binnen der kommenden fünf Jahre soll die mit österreichischer Lizenz fliegende Level-Flotte auf 30 Flugzeuge erhöht werden.

Mit dem Vorverkauf nach der 1-Cent-Ticket-Aktion zeigt sich Level-CEO Walsh zufrieden. "Rund 150.000 Tickets haben wir bereits verkauft!, so Walsh. Der reguläre Einstiegspreis beläuft sich auf 24,99 Euro. Laut Level-Operations-Chef Frank Glander gibt es zwei Tarife: mit einem laut Glander "supergünstigen" Basis-Tarif (nur Handgebäck) und dem Optima-Tarif (mit 23 Kilo Freigepäck), freier Platzwahl und Sofort-Checkin nach Buchung sowie kostenloser Umbuchung.

Level wollte im Herbst 2017 von der Pleiteairline AirBerlin deren die österreichische Tochter Niki übernehmen. Die Level-Mutter IAG hatte bereits den Zuschlag erhalten. Der Deal wurde jedoch nochmals an die Gerichte zurückgespielt. Der Verkaufsprozess ging zurück an den Start, weil der deutsche Konkursverwalter als unzuständig angesehen wurde. Niki Lauda kam dann Anfang des Jahres zum Zug. Für die "österreichische Lösung" hatte sich damals vor allem die neue ÖVP-FPÖ-Regierung stark gemacht, die Niki Lauda für dessen Einstieg bei der Pleiten-Tochter Niki Rosen gestreut hatte.

Sechs Wochen nachdem Lauda die AirBerlin-Tochter Niki aus der Konkursmasse gekauft und in Laudamotion umgetauft hatte, hatte Lauda bereits genug. Er hatte quais höchstpersönlich die "österreichische Lösung" Laudamotion beendet und den neuen Mehrheitseigentümer Ryanair präsentiert, die nun über 75 Prozent der Anteile hält.

Fliegender Wechsel

"Herr Lauda wollte etwas mehr bezahlen als wir", sieht IAG/Level-Chef Walsh das Match um Niki mit britischem Sportgeist. Geblieben von dem einstigen Deal sind Level immerhin die vier Flugzeuge, die aus der AirBerlin-Flotte erstanden wurden. Dies ist umso wichtiger, weil es derzeit am Markt für Passagierflugzeuge einen beträchtlichen Angebotsmangel gibt. Soll heißen: Der Markt für Flugzeuge ist so gut wie leergefegt, wie ein Luftfahrtexperte dem trend bestätigt.

Der IAG-Konzern ließ sich trotz des geplatzten Niki-Deals am Anfang des Jahres nicht beirren und hatte weiter auf den Standort Wien gesetzt. Neben den vier Flugzeugen hatte Level auch 20 Ex-Niki-Mitarbeiter gewonnen, die trotz geplatztem Niki-Deal fliegend zu Level gewechselt waren, um die neue Airline in Wien aufzubauen.

Den nun entfachten Wettbewerb mit Laudamotion sieht Walsh ebenso sportlich. "Laudamotion wird eine Tochter von Ryanair", meint Walsh. Und mit Ryanair gibt es auch bisher schon Wettbewerb an anderen Destinationen. Aber auch aufgrund der Größe ihrer Mutter muss such Level nicht grämen. IAG mit British Airways, der spanischen Iberia, Aer Lingus, Vueling und oneworld ist nach Lufthansa und AirFrance/KLM die drittgrößte Airline Europas. Die IAG-Gruppe hat insgesamt 550 Flugzeuge und fliegt insgesamt 280 Destinationen an.

Level will sich jedenfalls als österreichische Airline positionieren. Deshalb wurde auch eine österreichische Fluglizenz beantragt und eine eigene Tochtergesellschaft in Österreich gegründet. Mit dem Brexit habe diese Entscheidung nicht zu tun, wie IAG-CEO Walsh betont.

Mit der Buchungslage zeigt sich IAG-CEO Walsh bereits zum Marktstart zufrieden: "Wir haben Verträge mit allen wichtigen Reiseveranstaltern unter Dach und Fach. Das zeigt, das Wien und Österreich noch ein großes Potenzial hat."

Die Langstrecke im Fokus

Der Standort Wien soll für Level nicht nur auf europäische Destinationen fokussiert werden. Neben Barcelona und Paris (Orly) sucht Level zusätzliche Standorte, von denen auch die Langstrecke vor allem in Richtung Nordamerika angeflogen werden soll. "Wir suchen nach neuen Möglichkeiten", sagt IAG-Chef Walsh.

Eine weiter "opportunity" scheint auch die Übernahme des Billigfliegers Norwegian zu sein. Zuletzt hatte IAG im Mai noch Kontakt mit dem norwegischen Billigflieger, der neben Europa-Flügen auch Destinationen in Nordamerika anfliegt.

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