Allianz/SNAM kauft 49 Prozent der OMV-Tochter Gas Connect
Das deutsch-italienische Konsortium zahlt der OMV insgesamt 681 Mio. Euro. Die OMV zieht den Verkauf trotz massiver Kritik durch. Der Widerstand gegen den Teilverkauf des Gaspipeline-Betreibers kam vor allem von der SPÖ. Die Allianz-Gruppe will weiter in Erneuerbare Energie investieren und schließt eine Aufstockung der Anteile nicht aus.

Wien. Ein Konsortium aus dem italienischen Gasnetz-Betreiber SNAM und den deutschen Allianz Capital Partners übernimmt 49 Prozent der Anteile an der Gas Connect Austria (GCA), dem Gaspipeline-Betreiber der OMV. Das teilte die OMV am Donnerstagabend mit.
Die Übernahme des Minderheitsanteils an der GCA erfolgt durch eine Gesellschaft, an der die Allianz 60 Prozent hält und die SNAM 40 Prozent. Die Transaktion erfolgt rückwirkend per 1. Jänner 2016, der Abschluss wird bis zum Jahresende erwartet.
Das Konsortium wird an die OMV einen Kaufpreis von 601 Mio. Euro bezahlen. Darüber hinaus ist die OMV berechtigt, die komplette Dividendenzahlung der Gas Connect für das Geschäftsjahr 2015 in Höhe von 80 Mio. Euro einzubehalten.
Die OMV hatte bereits im Oktober 2015 bekanntgegeben, bis zu 49 Prozent ihrer 100-Prozent-Tochter Gas Connect Austria (GCA) verkaufen zu wollen. Der vom italienischen Staat kontrollierte Gaspipeline-Betreiber SNAM, Mehrheitseigentümer der Trans Austria Gasleitung (TAG), hatte schon früh sein Interesse bekundet.
Auch einem Konsortium des australischen Fonds Macquarie mit der slowakischen EU Stream (hinter der die private tschechische Energiegesellschaft EPH steht) waren zuletzt gute Chancen eingeräumt worden, den Zuschlag für die Gas Connect zu bekommen. Der mögliche Kaufpreis war von Branchenkennern auf 500 bis 600 Mio. Euro geschätzt worden.
Die Player
Die SNAM handelt nicht mit Gas, sondern ist ein reiner Netzbetreiber (TSO, Transmission System Operator) und hat in Italien einen Marktanteil von 30 Prozent, bei Gasspeichern sogar 90 Prozent.
In Österreich ist die SNAM mit 84,47 Prozent Mehrheitseigentümer der Trans Austria Gasleitung GmbH, 15,53 Prozent gehören der Gas Connect Austria. Die TAG ist für die Erdgas-Versorgung Österreichs, Italiens, Sloweniens und Kroatiens eine der wichtigsten Transportleitungen.
Allianz Capital Partners ist der konzerneigene Investment-Manager der Allianz-Versicherungsgruppe für alternative Anlageformen und verwaltet ein Vermögen von rund 16 Mrd. Euro.
Die Gas Connect Austria betreibt ein mehr als 900 km langes Erdgas-Hochdruckleitungsnetz in Österreich und beschäftigt rund 260 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist für die Vermarktung und Bereitstellung von Transportkapazitäten an den Grenzübergangspunkten und für die im Inland benötigten Transportkapazitäten für Erdgas zuständig. Die Absatzmenge beläuft sich auf 152 Mrd. Kubikmeter pro Jahr - in Österreich werden rund 7,9 Mrd. Kubikmeter verbraucht. Über die großen Transitleitungen WAG (West-Austria-Gasleitung), SOL (Süd-Ost-Leitung), HAG (Hungaria-Austria-Gasleitung) und PW (Penta-West-Gasleitung) werden aber auch Deutschland, Frankreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn mitversorgt.
Das langfristige Engagement
Die Allianz-Versicherung will die Beteiligung langfristig behalten - das sagte Allianz-Österreich-Chef Wolfram Littich am Freitag zur APA. "Im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern, die vor allem an der Rendite-Maximierung interessiert sind, brauchen wir die langfristigen Cashflows", sagte Littich, "wir werden es über lange Zeit besitzen". Die Allianz sei ein langfristiger und berechenbarer Finanzinvestor, betonte Littich. "Ich habe Verständnis für die Angst, dass Infrastruktur in Hände kommt, die unsicher sind."
Die Allianz-Gruppe habe derzeit 4,2 Mrd. Euro in Infrastruktur veranlagt, unter anderem in Gasnetze in Norwegen und Tschechien oder in Erneuerbare wie einen Windpark in Österreich. "Unser Vorteil ist: Wir können sehr viel Kapital aufstellen."
Die Allianz werde auch künftig kräftig in Infrastruktur und Erneuerbare investieren, sagte Littich, "natürlich auch in Österreich". Wenn etwas auf den Markt komme, "würden wir gerne Angebote machen". Eine spätere Aufstockung der Allianz-Beteiligung an der Gas Connect schließt Littich aber aus. "Wir machen immer nur Minderheitsbeteiligungen." Die Entscheidung über eine mögliche Verstaatlichung der Gas-Connect-Mehrheit sei eine rein politische Frage.
Widerstand gegen die Pläne des OMV-Chefs Rainer Seele für einen Teilverkauf der Gas Connect gab es vor allem aus der Kanzlerpartei SPÖ. SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder verlangte, dass der Verkauf der Gas Connect ans Ausland "mit aller Kraft verhindert werden muss". AK-Präsident Rudolf Kaske warnte gar vor einer Gefährdung der Gasversorgung in Österreich. Auch ÖBB-Aufsichtsratspräsidentin Brigitte Ederer meldete sich wiederholt zu Wort und sprach sich gegen den Teilverkauf der Gas Connect an einen ausländischen Eigentümer aus. Für den Fall des Verkaufs eines Minderheitsanteils forderte Ederer sowie zuvor schon SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter die Verstaatlichung der verbliebenen 51 Prozent.